Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
ihrer dunkelsten Zeit aufgeopfert, um ihr zu helfen. Und nun war sie an der Reihe gewesen ihm beizustehen, damit die Dunkelheit nicht seine Seele verschlingen konnte.
„Nein!
Einer muss im Haus bleiben und auf Dalila warten falls sie zurückkehrt. Und das Portal darf auch nicht unbewacht bleiben.
Außerdem könnte ich es mir niemals verzeihen, wenn dir etwas passieren sollte. Ich bin es deinem Paten Ziar schuldig auf dich aufzupassen. Schließlich war auch er mein Freund, Daphne.“ Jos mahnende Worte ließen sie zur Einsicht kommen. Somit willigte sie ein. Umgehend legte er die menschliche Tarnung ab und verwandelte sich in seine reine Faygestalt. Dann gab er seiner langjährigen Freundin zum Abschied einen sanften Kuss auf die Stirn. Sie lächelten einander freundschaftlich zu. Ein Lächeln voller ungesagter Worte die ihnen jedoch nicht mehr über die Lippen kommen wollten. Binnen eines Wimpernschlages verschwand der unkonventionelle Fay in der Dunkelheit. Einzig die Wärme seiner Hände blieb auf ihren Wangen zurück, bis auch diese von der kühlen Nachtluft hinfort getragen wurde.
*****
Daphne verlor keine Zeit mehr und begann damit das Haus vor unerwünschten Angriffen zu sichern. Aus langjähriger Erfahrung wusste sie genau was sie zu tun hatte. Dazu stellte sie sich in den Türrahmen und legte ihre Hände auf das raue Holz. Als Halbblut war es ihr nämlich möglich gewesen ihre eigene Energie auf das Gebilde übergehen zu lassen um somit sämtliche Unregelmäßigkeiten in der unsichtbaren Schutzbarriere zu versiegeln. Bedachtsam spürte sie jede noch so kleine Lücke im Schutznetz auf, welches das Haus und auch das Portal umschloss. Hochkonzentriert leitete sie den Fluss ihrer Kraft in die richtigen Bahnen, damit sich kein unwiderruflicher Fehler einschleichen konnte.
Immer wieder sprühten vereinzelt Funkenfeuer auf die an Wunderkerzen erinnerten. Jeder neue Funkenschlag deutete an, dass ein weiterer Spalt im selbstgewobenen Netz geschlossen wurde.
Man konnte das Spektakel noch von weiter Ferne sehen. So manch einer aus Fairywicket ahnte bereits, dass es im Hause der alten Davallia nicht mit rechten Dingen zuging. Und nun in der Dunkelheit einen Funkenregen zu beobachten, bekräftigte die Meinung der einfachen Leutchen – nämlich das Daphne hexen konnte. Anders waren die seltsamen Dinge die ab und an in ihrem Haus vorgingen sonst nicht zu erklären.
8) Ein verhängnisvoller Spaziergang im Wald – Teil II
Langsam kam Dalila wieder zu Bewusstsein. Angewidert rümpfte sie die Nase als sie den intensiven Geruch von Dreck und Würmern in ihrer unmittelbaren Nähe wahrnehmen konnte. Im ersten Moment wusste sie nicht mehr was geschehen war und wo sie sich befand. Denn statt auf einem blütenweißen Laken in ihrem Bett zu liegen, lag sie auf einem kalten und nassen Untergrund aus aufgeweichter Erde und Laub. Als sie nun sah, dass sie von Schlamm bedeckt war erinnerte sie sich wieder daran wo sie war – im Wald!
Mühsam begann sie sich aufzurappeln. Doch dann ließ sie ein dumpfer Schmerz am Kopf zusammenfahren. Intuitiv fasste sie sich an die Stirn und fühlte eine klebrige Substanz. Als sie das dunkelrote Blut sah das an ihren Fingern klebte wusste sie, dass sie sich bei dem Sturz eine schlimme Verletzung zugezogen hatte. Und weit und breit war niemand in Sicht den sie um Hilfe hätte bitten können.
*****
Die Nacht war bereits hereingebrochen und tauchte den Wald in ein düsteres Gewand. Es war ohnehin schon furchtbar genug gewesen, dass sich Dalila in einem solch unübersichtlichen Gebiet verirrt hatte und ohne Hilfe nicht mehr zurück nach Hause finden würde. Doch nun verletzt im Dunklen zu sitzen beunruhigte sie noch mehr.
Zu der Angst die ihr unaufhörlich Streiche spielte und sie hinter jedem Baumstamm bizarre Schatten sehen ließ, kam die Übelkeit dazu. Die betäubende Wirkung des Adrenalins das sie während ihrer panischen Flucht ausgeschüttet hatte und in ihrem Blutkreislauf zirkulierte, ließ allmählich nach und offenbarte das volle Ausmaß ihres Sturzes und der einhergehenden Kopfverletzung. Ihr zentrales Nervensystem gab unablässig Schmerz- und Übelkeitsmeldungen heraus. Hinzu kam noch ein Schwindelgefühl, als ob sie Karussell fahren würde. Die Symptome waren offensichtlich. Dalila stellte eine Selbstdiagnose – Gehirnerschütterung. Vorsichtig ließ sie sich auf dem Baumstumpf nieder mit dem sie zuvor so unschön ihren Sturz abgebremst hatte und versuchte irgendetwas in
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