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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Geheiminformationen. Und er benutzte das FBI als politische Waffe, wie es kein Präsident vor ihm je getan hatte.
    Johnson brauchte Hoovers Hilfe, um die Macht seines Amts voll und ganz auszuschöpfen – um seinen politischen Einfluss so ungehemmt und verdeckt wie möglich auszuüben, um die kommunistische Bedrohung im In- und Ausland einzudämmen, um seine Freunde und Feinde in Kongress und Supreme Court auszuspähen, um die Speichellecker der liberalen Linken in Schach zu halten und die Drachen rechts außen zu erschlagen.
    Besonders effektiv setzte er seine Macht ein, als er Hoover beauftragte, den Ku-Klux-Klan in Mississippi zu zerschlagen, ein Krieg der Staatsmacht gegen die Terroristen des Klans, die nicht nur Kirchen niederbrannten.
    Burke Marshall, der Leiter der Bürgerrechtsabteilung im Justizministerium, erinnerte sich, Johnson habe gesagt, dass »drei Hoheitsgewalten« an dem Kampf beteiligt seien: »Erstens die Vereinigten Staaten, zweitens der Staat Mississippi und drittens J. Edgar Hoover.« [382]   Um alle drei zu bändigen, war eine Mischung aus Brachialgewalt und Raffinesse nötig. Johnson brachte es zustande.
    Am Sonntag, dem 21. Juni 1964 verschwanden drei Bürgerrechtsaktivisten, nachdem sie in ihrem Kombi aus einem Gefängnis in Philadelphia, Mississippi, geflohen und von Ku-Klux-Klan-Leuten verfolgt worden waren. Man ging davon aus, dass die Vermissten tot waren. In Mississippi wurden 1964 im Durchschnitt jeden Monat 25 Fälle bekannt, in denen Bürgerrechtler erschossen oder verprügelt oder ihre Häuser durch Bomben- und Brandanschläge zerstört wurden. Aber ein Dreifachmord – dem auch zwei Weiße aus dem Norden zum Opfer fielen – war doch ein außerordentlicher Vorfall.
    Hoover rief den Präsidenten zwei Tage später im Weißen Haus an. »Wir haben den Wagen gefunden«, berichtete er. Er war zwölf Kilometer außerhalb von Philadelphia in Brand gesetzt worden. [383]  
    »Offensichtlich sind diese Leute ermordet worden«, fuhr Hoover fort.
    »Vielleicht entführt und nicht ermordet«, sagte Johnson mit schwacher Hoffnung.
    »Tja, ich habe meine Zweifel, ob die Leute da unten so nachsichtig mit denen umgehen«, meinte Hoover. »Der Wagen ist völlig ausgebrannt und glüht vor Hitze […]«
    »Der Wagen brennt noch?«, fragte Johnson.
    »Der Wagen brennt noch«, erwiderte Hoover.
    »Wir werden noch mehr derartige Fälle im Süden haben«, erklärte Hoover dem Präsidenten. »Was die Sache noch komplizierter macht, sind die Aufwiegler der Negerbewegung.«
    Die Suche nach dem Mörder begann im heißen, feindlichen Terrain von Neshoba County, Mississippi. Der Klan hatte eingeschworene Mitglieder, die bei der Highway Patrol, der Autobahnpolizei von Mississippi (MHP), und für den County Sheriff arbeiteten. Das FBI war in dem Bundesstaat nur schwach vertreten, einige altgediente Agenten, die mit den Strafverfolgungsbeamten vor Ort leben und arbeiten mussten, waren nicht gerade begeistert davon, dass sich die Bundespolizei in den Mord an den drei Aktivisten einschaltete.
    Am 24. Juni erschreckte Johnson den FBI-Chef, indem er den pensionierten CIA-Direktor Allen Dulles entsandte, damit dieser mit dem Gouverneur von Mississippi und dem Chef der dortigen Autobahnpolizei sprach. Der Präsident beruhigte Hoover mit ein paar Streicheleinheiten: »Ich habe keinen besseren Freund in dieser Regierung als Sie […] Solange ich lebe […], wird niemand irgendetwas [aus Ihrem Aufgabenbereich] übernehmen. Niemand wird unsere dreißig Jahre währende Freundschaft kaputtmachen können.« [384]  
    Am 26. Juni erstattete Dulles dem Präsidenten im Weißen Haus Bericht. Johnson verband ihn mit Hoover. »Sie sollten die Zahl Ihrer Agenten in diesem Staat noch mal überdenken«, riet Dulles dem FBI-Direktor am Telefon. Die Autobahnpolizei und die County-Sheriffs würden »die Sache nicht richtig durchziehen, fürchte ich, wenn ihnen nicht jemand auf die Finger schaut […] Da unten gibt es noch ein halbes Dutzend andere Fälle, die richtig knifflig sind, und es könnte zu Terroraktivitäten aller Art kommen.« [385]  
    Hoover war zutiefst skeptisch. »Das ist eine fast übermenschliche Aufgabe, was meinen Sie, Allen?« Während Johnson über die Freisprechanlage mithörte, konzentrierte sich Hoover darauf, wie die Bürgerrechtsaktivisten im Zaum gehalten werden konnten. »Diese Leute sind geschult […] und sie werden in den Häusern der farbigen Bevölkerung wohnen«, sagte Hoover. »Sie werden

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