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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Viertelmillion Dollar«, sagte Cesare – eine Summe, die heute 1,75 Millionen entsprechen würde. Das war mehr Geld, als jeder andere FBI-Informant je zuvor erhalten hatte. [389]  
    Delmar Dennis war jeden Dollar wert. »Er identifizierte sämtliche Polizeikräfte in Neshoba County als Klanmitglieder«, berichtete Cesare. Er nannte die Namen der Beamten, die zugereiste Aufwiegler in die Enge trieben, erschossen, töteten und vergruben. »Insbesondere wusste er alles über den Befehl zur Ermordung der drei Bürgerrechtsaktivisten, der von Sam Bowers, dem Großen Hexenmeister des Klan in Mississippi, an die damals von Edgar Ray Killen geleitete Ortsgruppe von Neshoba erging«, sagte Cesare. »Delmar genoss im Klan so großes Vertrauen, dass er sowohl für das FBI als auch für den Klan tätig war – er leitete nicht nur als Kurier Informationen des Klans weiter, sondern verteilte auch Gelder des Klans.«
    Es dauerte lange, bis Männer wie Killen und Bowers zur Rechenschaft gezogen wurden; in Killens Fall waren es vierzig Jahre. Delmar Dennis endete als gebrochener und desillusionierter Mann, zerrissen durch seine Rolle als Informant. Aber nach seiner Rekrutierung konnte das FBI innerhalb des Ku-Klux-Klan von Mississippi operieren.
    White Hate
    Am Tag nach dem Fund der drei toten Bürgerrechtsaktivisten rief Johnson Hoover an. »Ich wusste, dass Sie es schaffen«, sagte der Präsident. »Wenn Sie glauben, dass ich Sie von der Gehaltsliste streiche, nur weil Sie ein bisschen älter werden, sind Sie völlig verrückt. Ich schicke das FBI nicht in den Ruhestand.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen, Mr President«, erwiderte Hoover mit unverkennbarem Stolz. »Ich habe gerade meine ärztliche Untersuchung hinter mir, und ich habe sie zu hundert Prozent bestanden.«
    Dann kam er auf die Mordfälle von Mississippi zu sprechen. »Jeder einzelne dieser Männer wurde erschossen«, sagte er. »Und wir haben die Namen der Täter. Tja, das zu beweisen wird schon ein bisschen schwieriger. Der Sheriff war mit von der Partie. Der Hilfssheriff wusste Bescheid. Der Friedensrichter war verwickelt. Und noch sieben andere. Wir haben also diese ganzen Namen, und wie gesagt, wir konzentrieren uns jetzt auf die Suche nach Beweisen.«
    Die Infiltrierung des Ku-Klux-Klan in Mississippi veranlasste Hoover, ein ausgetüfteltes Spionageabwehrprogramm gegen den Klan zu genehmigen.
    COINTELPRO-WHITE-HATE wurde am 2. September 1964 eingeführt, zwei Monate nachdem der Präsident Hoover angewiesen hatte, den Ku-Klux-Klan ebenso kompromisslos zu verfolgen wie zuvor die Kommunisten. WHITE HATE lief sieben Jahre und fügte dem Klan schweren, dauerhaften Schaden zu. Agenten im weißen Hemd kämpften gegen Klanmitglieder in weißen Laken wie Dschungelkrieger auf Schlangenjagd, aber sie mussten geschickt vorgehen – mit Türeneintreten allein war es nicht getan. Es galt, Informanten zu rekrutieren und zu führen. Die FBI-Leute mussten eher wie Spione und nicht wie Soldaten agieren. Zweihundert FBI-Agenten hatten an den Mordfällen in Mississippi gearbeitet und 480 Klanmitglieder befragt. Nach der Ermordung des schwarzen Leutnants der Reserve Lemuel Penn bei Atlanta dehnte das FBI seine Arbeit auf die Überwachung jeder größeren Klangruppe in Mississippi, Alabama und Georgia aus. Hier handelte es sich um Fälle der inneren Sicherheit, nicht um strafrechtliche Ermittlungen. Bei der Arbeit stützten sich die Agenten auf Infiltration, Überwachung und Sabotage gegen den Klan und seine mörderischen Anführer.
    WHITE HATE nahm im Herbst 1964 einen raschen Aufschwung. Das Programm nutzte alle Techniken, die das FBI in seiner langjährigen Attacke gegen links entwickelt hatte. Im Herbst 1964 verhörten FBI-Agenten einmal die Woche alle bekannten Weißen Ritter des Ku-Klux-Klan, beschuldigten andere Klanmitglieder, Spitzel zu sein und Namen preiszugeben, und säten tiefes gegenseitiges Misstrauen unter den Klanleuten. Kaum einer wusste, wer ein Informant war und wer nicht. Das FBI lockte potentielle Informanten mit hübschen Beträgen, bot regelrechte Bestechungsgelder für Ku-Klux-Klan-Leute, die als Doppelagenten bei einzelstaatlichen und örtlichen Polizeikräften operieren konnten, installierte Wanzen und Telefonabhöranlagen in den Ortsgruppen, beging Einbrüche, um Mitgliederlisten zu stehlen und (in einem Fall) ein geheimes Dynamitlager auszuheben. Die FBI-Infiltration des Ku-Klux-Klan war letztlich effizienter als die Infiltration der

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