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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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ich vor den Senatsausschuss für Innere Sicherheit zitiert und darüber ausgequetscht, warum bestimmte Personen eine Unbedenklichkeitsbescheinigung erhalten hatten« und welche außenpolitischen Richtlinien es seitens des State Department gab.« [350]  
    Hoovers eiserner Unterstützer Senator James Eastland aus Mississippi führte den Vorsitz im Senatsausschuss für Innere Sicherheit. Als Eastland seine »Hexenjagd« begann, so Crockett, »war keiner vor der Inquisition sicher«. Crockett vermutete, dass ein Maulwurf im Außenministerium als Spion für Eastland arbeitete, und wenn Eastland einen Spion im Außenministerium hatte, dann damit auch Hoover. Gemäß einer 1951 offiziell geschlossenen Vereinbarung zur Zusammenarbeit hatte der Ausschuss für Innere Sicherheit jedes Fitzelchen vertrauliche Informationen in ihren Akten an das FBI weitergeleitet. Zwischen Hoover und Eastland gab es seit 1955 eine inoffizielle und streng geheime Vereinbarung zum Austausch vertraulicher Informationen.
    Crockett wandte sich hilfesuchend an Außenminister Dean Rusk, der sich an den Präsidenten wandte, welcher wiederum seinen Bruder darauf ansetzte. Robert Kennedy engagierte seinen Sonderberater Walter Sheridan, einen ehemaligen FBI-Agenten und altgedienten Mitarbeiter in der Abhörabteilung der Nationalen Sicherheitsbehörde, den er aus dem Rackets Committee kannte und dort als Vernehmungsbeamten geschätzt hatte. »Sheridan war eine Art Notretter in Kennedys Justizministerium«, so Hoover später zu Lyndon B. Johnson. [351]   Sheridan schlug vor, ein Freund und Kollege aus der Nationalen Sicherheitsbehörde solle sich auf die Suche nach dem Leck im Außenministerium machen. Sheridans Mann wurde auf frischer Tat dabei ertappt, wie er Wanzen installierte und Einbruchdiebstähle beging. Crockett musste ihn fristlos entlassen.
    Doch er hatte den Maulwurf identifiziert. »Die undichte Stelle war Otto Otepka, ein hochrangiger Beamter im Security Office und ein Überbleibsel der McCarthy-Ära«, so Crockett. »Er rechtfertigte sein Tun folgendermaßen: ›Ich empfinde es als oberste Pflicht gegenüber meinem Land, die Sicherheitsrisiken aufzudecken, die diese neue Regierung für den Staat mit sich bringt. Ich bin bereit, das Gesetz zu brechen und meine Karriere zu opfern, um dieser Praxis Einhalt zu gebieten.‹« Die Untersuchung über die undichte Stelle erwies sich als zu heikel, um weiterverfolgt zu werden. Der Einsatz der Wanze durfte nicht bekannt werden. Otepka bekam sieben Jahre später unter Nixon einen Posten im Bereich der nationalen Sicherheit. [352]  
    Dass Robert Kennedy Walter Sheridan als verdeckten Ermittler engagierte, hat »das FBI brüskiert«, so Katzenbach. In Hoovers Augen rissen sie Befugnisse des FBI an sich. Der Direktor würde nicht zulassen, dass Robert Kennedy seine Befehlsgewalt über den Apparat der inneren Sicherheit untergrub. Die Kontrolle der Geheiminformationen oblag allein ihm.

30
    »Haben Sie dieses Telefon angezapft?«
    »Edgar, ich höre Sie nicht gut. Was ist los? Haben Sie diese Telefon angezapft?«, fragte der Präsident der Vereinigten Staaten.
    »Nein, ich würde sagen nein«, gluckste Hoover. »Ich höre Sie sehr gut, Sir«, sagte er zu Johnson, der das Gespräch selbst auf Band mitschnitt.
    Am 27. Februar 1964 war Johnson seit 97 Tagen Präsident. Auf seinem Schreibtisch landeten jeden Morgen, zuverlässig wie die Zeitung auf der Veranda, neue Krisen. An diesem Abend waren es die Brennpunkte rassistischer Morde in dem Touristenstädtchen St. Augustine, Florida, und der Sprengstoffanschlag auf die Florida East Coast Railroad. Johnson betraute Hoover mit der Eisenbahn-Sache. »Ich dulde es nicht, dass Bombenanschläge auf Menschen verübt werden«, sagte er. [375]  
    Johnson stützte sich stärker auf Hoover als jeder andere Präsident vor ihm. Er setzte auf ihn in Fragen der nationalen Sicherheit, der Außenpolitik und der politischen Intrige. Er lobte Hoover über den grünen Klee und sagte ihm das auch ganz unverhohlen. Die Schmeicheleien mochten teilweise eloquentes Süßholzgeraspel sein, gelogen waren sie nicht. Johnson wollte an Hoover glauben und hielt an diesem Glauben unerschütterlich fest.
    Der neue Präsident leistete Hoover einen Treueeid. »Sie sind mein Bruder«, versicherte Johnson dem FBI-Chef eine Woche nach der Ermordung John F. Kennedys. »Das sind Sie seit fünfundzwanzig, dreißig Jahren […] Ich setze mehr Vertrauen in Sie als in jeden anderen in der

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