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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Sullivan ernannte Roy K. Moore zu seinem leitenden Special Agent. Moore war ein ehemaliger Marinesoldat. Ungewöhnlich viele der besten jungen FBI-Leute, die er nach Mississippi schickte, waren Veteranen von FBI-Außenposten aus ganz Amerika.
    »Ich möchte Informationen gewinnen, indem wir versuchen, den Klan zu infiltrieren«, erklärte Moore seinen Leuten. »Wir haben beschlossen, ihnen den Krieg zu erklären.« [387]   Vielen Agenten, die erstmals eingesetzt wurden, brachte Moore »Techniken der Nachrichtengewinnung [bei], […] die schon seit den alten Ägyptern in Gebrauch sind«, sagte ein FBI-Neuling namens Billy Bob Williams, ein ehemaliger Marine, der in den trostlosen Dörfern des Mississippi-Deltas Folterkammern und Schlachtfelder des Ku-Klux-Klan aufstöberte.
    »Martin Luther King schrie und klagte, dass es nicht genügend Yankee-Agenten unten in Mississippi gebe – und so, man sehe und staune, fand ich mich in Mississippi wieder«, berichtete Donald J. Cesare vom FBI. In Philadelphia, der Brutstätte der Weißen Ritter des Ku-Klux-Klan, einer Stadt mit 40000 Einwohnern, »muss es an die vierzig bis fünfzig Agenten gegeben haben, die den ganzen Ort durchforsteten« und nach Leichen suchten. [388]  
    Für einen FBI-Neuling brachte Cesare ungewöhnlich viel Erfahrung mit. Nach Mississippi kam er von seinem ersten Einsatz in Dallas, wo er zum Kennedy-Attentat ermittelt hatte. Zehn Jahre zuvor war er ein Tabak kauender Captain beim Marine Corps gewesen; im Koreakrieg hatte ihn die CIA für paramilitärische Einsätze angeworben. Unter anderem hatte er tibetische Guerillakämpfer ausgebildet, die loyal zum Dalai Lama standen. Er wollte 1963 nach Ostafrika gehen, aber die CIA hatte vor, ihn wieder nach Asien zu schicken. Cesare quittierte den Dienst – und war nun für Neshoba County, Mississippi, statt für Nairobi, Kenia, zuständig. Warum? Weil sein Vater, Polizeichef in Old Forge, Pennsylvania, sich immer gewünscht hatte, dass sein Sohn zum FBI ging.
    Cesares Chef, Inspektor Joe Sullivan, fand heraus, wo die drei toten Bürgerrechtsaktivisten verscharrt waren. Sullivan verstand sich »sehr gut mit Maynard King, einem Captain bei der Mississippi State Highway Patrol«, sagte Cesare. Seinen Untergebenen verriet Sullivan nicht, wie er an die Information herangekommen war. Hoover aber wusste es.
    Am Abend des 4. August 1964 rief Deke DeLoach im Weißen Haus an, wo er eine Kriegsratsitzung störte. Der Präsident hatte soeben einen alarmierenden Bericht erhalten, dem zufolge Kommunisten am selben Tag amerikanische Schiffe im Golf von Tonkin angegriffen hatten. Es war eine Falschmeldung, wurde aber für bare Münze genommen.
    Dieses nachrichtendienstliche Fiasko war der Auftakt für Amerikas Krieg in Vietnam. Am selben Abend erklärte der Präsident dem amerikanischen Volk in einer Live-Sendung im Fernsehen, die Vereinigten Staaten hätten begonnen, Vietnam zu bombardieren.
    Mehr Freude bereitete ihm ein Gespräch mit DeLoach.
    »Mr Hoover wollte, dass ich Sie sofort anrufe, Sir, und Ihnen sage, dass das FBI sechs Meilen südwestlich von Philadelphia drei Leichen gefunden hat«, berichtete DeLoach. »Ein Suchtrupp aus Agenten hat die Leichen vor 15 Minuten ausgegraben.«
    »Sie haben wahrscheinlich eine Vorstellung, wer das Verbrechen begangen hat?«, fragte Johnson.
    »Mr President, wir haben ein paar herausragende Verdächtige«, sagte DeLoach. »Und wir haben ausgezeichnete Indizien.«
    »Wie haben Sie die Stelle gefunden? Hat Ihnen jemand einen Tipp gegeben?«
    »Ja, Sir, jemand, den wir natürlich mit größter Umsicht schützen müssen.«
    »Sie haben sicher keine großen Zweifel, um wen es sich bei den Leichen handelt.«
    »Mr President, wir sind definitiv der Meinung, dass es die [gesuchten] Leichen sind«, erwiderte DeLoach. »Man musste verdammt tief graben, um sie zu finden.«
    Durch Vermittlung von Maynard King, der das FBI zu den Leichen geführt hatte, konnte das Bureau auch das Klan-Mitglied Delmar Dennis anwerben, einen gutaussehenden siebenundzwanzigjährigen Prediger mit fotografischem Gedächtnis. Sullivan setzte Don Cesare als Führungsoffizier für Dennis ein. Der Prediger hatte einen klugen Kopf unter seiner Kapuze. Er konnte sich Autokennzeichen ebenso gut merken wie Telefonnummern, Namen, Tag und Uhrzeit oder Orte. Cesare war befugt, Dennis zu zahlen, was er verlangte, wenn er nur weiter als Geheimagent des FBI im Ku-Klux-Klan arbeitete.
    »Ich gab ihm annähernd eine

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