FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Sperrfeuer antworten sollten, das die Rebellen vernichten würde, es sei denn, wir könnten ihm versichern, dass die Rebellen eigenmächtig gefeuert hätten.
Ich rannte nach oben und befragte lauthals die diensthabenden Techniker. Wir hatten gerade einen Anruf vom Hauptquartier der Rebellen an Bosch abgehört, in dem erklärt wurde, ein junger Artillerieoffizier habe das Feuer angeordnet – aus welchem Grund auch immer. Er hatte eigenmächtig und befehlswidrig gehandelt. Der Offizier war von seinem Posten abgezogen worden und sah einer Disziplinarstrafe entgegen. Als ich die Information an Belmont und dieser sie an Johnson weitergab, spürte ich sogar übers Telefon, wie sich die Nervosität legte. Unsere Vergeltungsmaßnahme unterblieb.«
Am 5. Mai sprach Johnson mit George Mahon, der seit dreißig Jahren für die Demokraten im Kongress saß. »Angesichts der Terrormethoden, die sich überall in der Welt entwickeln, fürchte ich, dass das Terrorinstrumentarium in Zukunft immer mehr verfeinert wird, wie bei der Geschichte in Santo Domingo«, meinte der Abgeordnete. »Eines Tages könnten sie sogar das Kapitol in die Luft jagen.«
»Keine Frage«, erwiderte Johnson. »Und dem müssen wir entschieden entgegentreten.«
Der Präsident begegnete der Bedrohung mit einer Anweisung an Hoover, in der amerikanischen Botschaft in Santo Domingo ein FBI-Nachrichtendienstnetzwerk einzurichten. Diese Anordnung dürfte illegal gewesen sein; das FBI hatte hier keine Befugnisse. Hoover nannte die Operation DOMSIT, für dominikanische Situation. Zunächst trommelte er zwei Dutzend Agenten zusammen, die Spanisch sprachen, ernannte sie zum LEGAT, also zum legal attaché (Rechtsattaché), besorgte ihnen Diplomatenpässe und schickte sie noch am selben Abend in die Karibik.
FBI-Mann Paul Brana gehörte zu den ersten zehn Abgesandten. »Sie fliegen uns mit dieser C-130 in die Dominikanische Republik«, einem Militärtransporter mit großen Schlafzimmern im Hauptabteil, sagte Brana. »Wir landen mit der C-130 in der Dominikanischen Republik, und dort warten Helikopter, die uns rüberbringen. Ich sagte: ›Warum fliegen uns die in Helikoptern rüber? Warum fahren wir nicht einfach?‹«
Ein Offizier antwortete: »Tja, der Feind kontrolliert die Straßen.«
»Ich sagte: ›Der Feind kontrolliert die Straßen?‹ Niemand hatte uns aufgeklärt, dass hier Kampfhandlungen stattfanden. Also sind wir mit diesem gottverdammten Hubschrauber aufgestiegen, und ich sehe Maschinengewehrfeuer. Ich sage: ›Mein Gott, niemand hat uns gesagt, dass wir in einen Kampfeinsatz gehen.‹« [404]
Branas Vorgesetzte hatten ihm erklärt, der Präsident sei »höchst unzufrieden«, weil er über die politische Situation in der Dominikanischen Republik nichts wusste. Auf Johnsons Geheiß sollte das FBI jeden Machtanwärter durchleuchten.
»Er sei der Mann der Zukunft«
Am 14. Mai, als das FBI seine Tätigkeit in Santo Domingo aufnahm, telefonierte der Präsident dreimal mit Hoover. Johnsons letzter Anruf erfolgte um 19. 05 Uhr, mitten in einer zweieinhalbstündigen Kabinettssitzung mit Verteidigungsminister Robert McNamara, dem Berater für nationale Sicherheit McGeorge Bundy, den Staatssekretären im Außenministerium Thomas C. Mann und George Ball sowie CIA-Direktor Red Raborn und dessen Stellvertreter Richard Helms.
Der Präsident wies Hoover an, das FBI auf Joaquín Balaguer anzusetzen, den ehemaligen Präsidenten und Strohmann Trujillos, der im Exil in den Vereinigten Staaten lebte. »Überwachen Sie ihn umgehend in New York«, befahl Johnson. »Ich möchte, dass Sie Ihre Operation für die nächsten achtundvierzig bis zweiundsiebzig Stunden, wo auch immer, intensivieren, wenn Sie keinen zweiten Castro wollen.«
Hoover versprach Vollzug. Das Ergebnis überraschte selbst Präsident Johnson. Innerhalb von 72 Stunden hatte das FBI den Exilanten als vertrauenswürdigen Geheiminformanten rekrutiert.
Am Nachmittag des 17. Mai flog Kennedy Crockett, als leitender Beamter im Außenministerium zuständig für die Dominikanische Republik, zu einem eilig anberaumten Gespräch mit Balaguer nach New York. Das Weiße Haus wünschte, dass Balaguer den 17-Uhr-Flug nach Puerto Rico nahm, um dort mit seinem Rivalen Bosch zusammenzutreffen; den Plan hatte Johnsons Rechtsberater Abe Fortas ersonnen. Johnson und Hoover sprachen um 15. 02 Uhr über das anberaumte Treffen mit Balaguer.
»Ich kam um 15. 40 Uhr im Regency Hotel an«, schrieb Crockett in einem
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