FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
geheimen Memorandum an das Weiße Haus. Balaguer war nicht da. Um 15. 50 war er immer noch nicht aufgetaucht.« [405]
Fortas und Crockett warteten in der vornehmen Hotellobby. »Balaguer erschien um 15. 55 Uhr«, schrieb Crockett. »Ich sagte ihm, die Zeit sei knapp – ein Taxi stand schon bereit –, ich wolle ihn auf der Fahrt zum Kennedy-Flughafen über die Entwicklungen seit unserem letzten Treffen unterrichten. Balaguer sagte, wir müssten bis 16 Uhr warten, weil sein Koffer noch in dem Wagen sei, der ihn am Hotel abgesetzt hatte, und der komme erst um 16 Uhr zurück. Er schlug vor, in ›seinem Wagen‹ zum Flughafen zu fahren. Ich wandte ein, ich wolle nicht, dass jemand unser Gespräch belausche. Er meinte, das sei kein Problem, weil ›sein Wagen‹ vom FBI gestellt worden sei.«
»›Balaguers Wagen‹ fuhr um Punkt 16. 00 Uhr vor«, schrieb Crockett. »Der leitende Special Agent, der ihn begleitete, war Heinrich von Eckardt.« Balaguer war gerade als Informant für das FBI angeworben worden; von Eckardt war sein Führungsoffizier. [406]
»Nach gegenseitiger Überprüfung der Referenzen stiegen wir alle ein und fuhren zum Kennedy-Flughafen«, berichtete Crockett. Auf dem Rücksitz versicherten Fortas und Crockett Balaguer, die Vereinigten Staaten würden ihn uneingeschränkt unterstützen – »er sei der Mann der Zukunft in der Dominikanischen Republik, und wir würden nichts unternehmen, ohne seinen kurz- und langfristigen Wert sowohl für die US-Regierung als auch für das Volk der Dominikanischen Republik zu berücksichtigen.« Dann kaufte Fortas für Balaguer ein Ticket nach San Juan. Von Eckardt nahm denselben Flug.
In San Juan schickte FBI-Agent Wallace Estill einen Fahrer, der den ehemaligen Präsidenten am Flughafen abholen und zu einer Besprechung mit Bosch bringen sollte. »Wir hatten dafür gesorgt, dass ihn ein bestimmtes Taxi am Flughafen abholte und ihn zu einem bestimmten Hotel brachte«, erinnerte sich Estill »Und wir hatten in dem Hotelzimmer Mikrophone aufgebaut und nahmen dieses verdammte Gespräch auf, um es nach Washington zu übermitteln. Wir wollten sichergehen, dass Balaguer mitspielte. Und danach setzte von Eckardt Balaguer ins Flugzeug nach Santo Domingo.«
Mehr konnte der Präsident kaum verlangen. Aber er tat es.
»J. Edgar Hoovers Mann«
Eine Minute nach Mitternacht berief Johnson im Weißen Haus eine Besprechung zur Dominikanischen Republik ein, die die ganze Nacht dauerte. McGeorge Bundy, Thomas C. Mann, Abe Fortas und andere Spitzenberater Johnsons hatten sich in San Juan und Santo Domingo mit führenden Figuren der Dominikanischen Republik getroffen. Die Amerikaner schlugen vor, Balaguer und Bosch sollten sich einer Präsidentschaftswahl stellen, sobald sich die Gemüter beruhigt hätten und die Soldaten in die Kasernen zurückgekehrt seien. Unterdessen könne der reiche proamerikanische Geschäftsmann Antonio Guzmán eine Übergangsregierung bilden. Mitten in der Nacht versuchte Johnson, ein Kabinett für die Dominikanische Republik zusammenzustellen.
»Werden sie zulassen, dass Sie J. Edgar Hoovers Mann reinbringen, damit er als Rechtsberater Mr G. Informationen über die üblen Charaktere geben kann, so dass er sie beobachten lässt?«, fragte der Präsident seinen Berater Mann. Die Antwort lautete: ja. Ein Kommando amerikanischer Kommunistenjäger würde unter Führung des FBI der Übergangsregierung helfen. Aber Johnson verwarf den Plan rasch wieder, denn er fürchtete, diese Strategie könne keine kommunistenfreie Regierung garantieren. In seinem Tagebuch hielt er fest, er sei bis 4. 30 Uhr auf gewesen, habe dann etwa drei Stunden geschlafen und um 8. 06 Uhr eine Sitzung im Lagezentrum des Weißen Hauses einberufen.
Am 19. Mai kurz vor zwölf Uhr mittags rief Abe Fortas den Präsidenten an. Der Präsident fragte ärgerlich, ob amerikanische Offiziere in der Dominikanischen Republik rechtsgerichtete Angriffe unterstützten.
Johnson: »Haben wir das Ihrer Ansicht nach getan?«
Fortas: »Ja, Sir.«
Johnson: »Geben wir zu, dass wir es getan haben?«
Fortas: »Nein, Sir.«
Fortas versicherte dem Präsidenten eifrig, er habe eine maßgebliche Liste potentieller militärischer und politischer Führer in der Dominikanischen Republik zusammengestellt, die allesamt frei vom Verdacht linker Tendenzen seien. Der Präsident fiel Fortas ins Wort: »Ich habe Hoover in der anderen Leitung.« Da er unsicher war, wem er trauen sollte, brauchte er Hoovers
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