FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Sicherheitsüberprüfungen zu den ersten 35 Ernennungen Balaguers abgeliefert«, hieß es in dem Bericht vom 11. Juni 1966. »Es handelt sich um Kabinettsmitglieder, Staatssekretäre, Mitglieder des Obersten Gerichtshofs und wichtiger unabhängiger Behörden in den Bereichen Staatsbesitz, industrielle Entwicklung, Einwanderung, Fernmeldewesen und Flughafenverwaltung […] In punkto Sicherheit sieht das Kabinett gut aus […] Balaguer hat im Obersten Gerichtshof gründlich aufgeräumt […] Der Justizminister hat ebenfalls eine Unbedenklichkeitsbescheinigung erhalten. Wir können vom neuen Obersten Gerichtshof erwarten, dass er auch in den untergeordneten Instanzen aufräumt.« [412]
Hoover hatte dazu beigetragen, eine Regierung in den Sattel zu hieven, die von einem FBI-Informanten geführt und von drei Dutzend durch das FBI abgesegneten Ministern, Militärchefs und Richtern geleitet wurde. Joaquín Balaguer, der FBI-Mann in Santo Domingo, war einer der letzten mächtigen Männer der alten Zeiten in Lateinamerika. Er regierte das Land die nächsten 22 Jahre lang mit eiserner Hand.
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Eindeutig illegal
Bis Frühjahr 1966 hatte Johnson fast eine Viertelmillion amerikanische Soldaten nach Vietnam geschickt. Tausende amerikanische Staatsbürger nahmen an Protestmärschen teil, die Hoover mit wachsender Besorgnis verfolgte.
Hinter der Antikriegsbewegung, die von Hanoi bis Harvard und von Beijing bis Berkeley reichte, sah er bedrohlich lange Schatten.
»Die Chinesen und Nordvietnamesen glauben, dass sie mit einer verstärkten Agitation in diesem Land, insbesondere an den Colleges, die Amerikaner so verwirren und spalten können, dass unsere Soldaten aus Vietnam abziehen müssen, damit hier die Ordnung aufrechterhalten werden kann«, sagte Hoover zu Johnson ein paar Tage, nachdem der Präsident begonnen hatte, Kampftruppen einzusetzen: eine albtraumhafte Vorstellung für den Präsidenten, dass Vietnam zu einem politischen Krieg an der Heimatfront werden könnte. [413]
Die Friedensbewegung beschäftigte inzwischen fast alle Außenstellen des FBI. »Wir hatten fast jedes Wochenende mit Antikriegsdemonstrationen am Alamo und vor Präsident Johnsons Ranch in Johnson City zu tun«, sagte Cyril P. Gamber, der neue Mann im FBI-Büro von San Antonio, Texas. »Die meisten Wochenenden und Feiertage gingen mit der Neuen Linken drauf. Sie demonstrierten auf der einen Straßenseite, der Ku-Klux-Klan und die Nazi Party auf der anderen.« [414] Wie die Straße zu Johnsons Ranch war auch Amerika zweigeteilt. Das FBI hatte die rechte Flanke unter Kontrolle; von dem, was auf der linken passierte, hatte das Bureau immer weniger Ahnung.
Hoover und sein innerster Kreis sahen die Proteste immer noch durch die Brille der kommunistischen Weltverschwörung. »Die Demonstrationen sind durch zunehmende Militanz gekennzeichnet«, schrieb Hoover in einem Brief an alle Special Agents des FBI. »Je näher der Sommer rückt, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit gewalttätiger Ausschreitungen, sei es bei Demonstrationen gegen die US-Außenpolitik in Vietnam, sei es bei Protesten zur Rassenfrage. Wir müssen nicht nur unsere Überwachung verstärken und ausweiten […], sondern auch sicherstellen, dass Hinweise auf solche Ausschreitungen schon im Vorfeld erfasst werden.«
Und weiter: »Wir sind eine Geheimdienstbehörde, und deshalb wird von uns erwartet, dass wir wissen, was passiert oder passieren könnte.« [415]
Doch damit taten sich die FBI-Agenten schwer, als sich in den sechziger Jahren die Proteste verschärften. Für eine Infiltration der Neuen Linken war das FBI schlecht gerüstet. Und Hoover hatte angefangen, altbewährte Methoden wie Einbruchdiebstahl, Wanzen, Anzapfen von Telefonleitungen und das Öffnen von Briefen in Frage zu stellen. Die Entschlossenheit zur politischen Kriegführung hatte er jedoch nicht verloren, so wenig wie der Präsident seinen Appetit auf Geheiminformationen. Doch der Oberste Gerichtshof und Kongressabgeordnete wurden zunehmend misstrauisch gegenüber der Macht und Allgegenwart der geheimen staatlichen Überwachung. Und weder Johnson noch Hoover wollten dabei ertappt werden, wie sie Amerikaner ausschnüffelten.
»Ich machte mir keine Illusionen«
Der patrizische, aber politisch gewiefte Nicholas Katzenbach, Bobby Kennedys Schützling und Nachfolger im Amt des Justizministers, stellte sich Hoovers Telefonmitschnitten und Verwanzungen entgegen. Er wusste, dass die Abhörmethoden des
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