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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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FBI von niemandem kontrolliert wurden. Das Justizministerium hatte nie Buch über die Abhörgenehmigungen geführt, die es dem FBI erteilte. Und wenn eine Abhöraktion einmal genehmigt war, dann in Hoovers Augen für alle Zeiten. Das FBI sei berechtigt, Wanzen zu installieren, ohne eine übergeordnete Behörde zu informieren, hatte Hoover behauptet. Diese Befugnis habe ihm Franklin D. Roosevelt vor 25 Jahren für unbegrenzte Zeit erteilt, sagte er zu Katzenbach.
    »Ich war, offen gestanden, verblüfft, das zu hören«, erinnerte sich Katzenbach. [416]   »Ich machte mir keine Illusionen, dass es mir gelingen könnte, das FBI unter meine Kontrolle zu bringen, aber ich hielt es für möglich, beim Einsatz von Wanzen und Abhöranlagen regelkonformer vorzugehen.«
    Er fing an, vom FBI Daten und Fakten zu verlangen – eine Forderung, der das Bureau nur zögerlich nachkam. Seit 1960 hatte Hoover eigenmächtig 738 Wanzen installieren lassen, das Justizministerium war nur über 158 informiert worden, etwa ein Fünftel. Wanzen in Häusern, Büros, Wohnungen und Hotelzimmern zu installieren machte in der Regel ein heimliches Eindringen erforderlich, einen Einbruch, und das war illegal. Auf Hoovers Anweisung hatte das FBI zahllose solcher Einbrüche und black-bag jobs durchgeführt. [417]  
    Der Justizminister erklärte, von nun an bedürften Wanzen und Abhöranlagen seiner schriftlichen Genehmigung, die alle sechs Monate erneuert werden müsse. Es erstaunte ihn, dass Hoover offenkundig damit einverstanden war. Johnson hatte beiden gegenüber deutlich seinen Wunsch bekundet, Abhöraktionen auf ein Minimum zu begrenzen – außer bei seinen Gegnern bei den Linken, die den Krieg ablehnten. Katzenbach genehmigte bereitwillig neue Anträge des FBI zur Überwachung von Antikriegsaktivisten der Organisation Students for a Democratic Society (SDS).
    Die ersten großen Friedensmärsche nach Washington hatten die Students for a Democratic Society angeführt. Bereits seit ihrer Gründung drei Jahre zuvor wurde diese Studentenorganisation vom FBI überwacht. In ihrem ersten Manifest heißt es: »Der Kommunismus als System basiert auf der Unterdrückung der organisierten Opposition. Die kommunistische Bewegung ist in jeder Hinsicht gescheitert.« Doch Hoover betrachtete die Studentenbewegung nach wie vor durch die sowjetische Brille. Ein rein amerikanischer Protest gegen die Machthabenden war für ihn einfach nicht vorstellbar. Nach jenem ersten Protestmarsch hatte Hoover ans Weiße Haus berichtet, die Students for a Democratic Society seien »weitgehend von Kommunisten unterwandert« und hätten »Antikriegsproteste in 85 weiteren Städten geplant«. Er versprach Johnson einen umfassenden Bericht zum kommunistischen Einfluss auf die Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg.
    Hoover wies die Leiter der Abteilung Aufklärung und Innere Sicherheit an, »die Students for a Democratic Society zu unterwandern, um eine umfassende Observierung durch Informanten zu gewährleisten, wie es beim Ku-Klux-Klan und der Kommunistischen Partei selbst der Fall ist. […] Dieser Angelegenheit kommt […] oberste Priorität zu, da der Präsident über die Situation sehr besorgt ist und ein rasches und unverzügliches Handeln wünscht.« [418]   Doch das Bureau hatte in der Neuen Linken nur sehr wenige Informanten. Es gab keine verdeckt operierenden Einheiten, die Cafés und Colleges infiltrierten – noch nicht. Die elektronische Überwachung war für Hoover ein entscheidendes Instrument der Informationsbeschaffung.
    »Mit Hilfe von Abhöranlagen und Mikrophonen«, hielt er dem Justizminister vor Augen, habe »das FBI höchst bedeutsame Erkenntnisse gewonnen, die bei der weltpolitischen Entscheidungsfindung helfen und subversive Elemente im Innern des Landes in Schach halten«. Doch Katzenbach lehnte die erneute Erlaubnis zur Verwanzung der studentischen Linken ab. Ihm war die flächendeckende Überwachung Martin Luther Kings noch in schmerzlicher Erinnerung, und er fürchtete die politischen Konsequenzen, wenn eine solche Genehmigung an die Öffentlichkeit käme.
    Hoover sagte, er sei »extrem beunruhigt« über diese Entscheidung, berichtete aber, er habe »mit der Verwendung von Mikrophonen komplett aufgehört« und die Installation neuer Abhöranlagen gegen Antikriegs- und Bürgerrechtsbewegungen »strikt beschränkt«. [419]  
    Ein perplexes FBI
    Die Agenten fragten sich, ob der Alte allmählich die Nerven verlor. Was tat Hoover da? Und

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