FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
gegen die Kommunistische Partei und den Sowjetkommunismus große Erfolge erzielten.« Erfolg und Scheitern des FBI hing davon ab, »dass wir auf die einzige Art und Weise operierten, zu der wir unserer Ansicht nach befugt waren«, sagte Miller, der sich zehn Jahre später wegen black-bag jobs vor einem Bundesgericht zu verantworten hatte. [425]
Hoover untersagte nicht nur Einbrüche und das Eindringen in Wohnungen und Büros, sondern auch die altbewährte Praxis des FBI, Briefe zu öffnen.
Die Verletzung des Postgeheimnisses durch das FBI lässt sich bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs zurückverfolgen. Sie war ein Verstoß gegen den Vierten Verfassungszusatz, der Durchsuchungen und Beschlagnahmen ohne richterliche Anordnung untersagte. Seit 1940, als das FBI von den Briten die alte Kunst erlernte, Briefumschläge behutsam mit dem Skalpell zu öffnen und dann wieder sorgfältig zuzukleben, hatte es dieses Überwachungsinstrument ununterbrochen eingesetzt.
Die Suche nach der heimlichen Kommunikation zwischen Spionen und Subversiven in amerikanischen Posttaschen hatte sich in den sieben Jahren seit 1959 erheblich ausgeweitet. Das FBI hatte verdeckte Operationen in den Postämtern von acht amerikanischen Städten – New York, Washington, Boston, Los Angeles, San Francisco, Detroit, Seattle und Miami – laufen und durchforstete hunderttausende Briefe und Pakete nach Spionagehinweisen. Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte das Mitlesen fremder Post zur Identifizierung von vier kommunistischen Spionen und zwei Amerikanern geführt, die den Sowjets militärische Geheimnisse verkaufen wollten. Das Öffnen fremder Post war so offenkundig illegal, dass Hoover nie erwogen hatte, einen Justizminister oder Präsidenten dafür um Erlaubnis zu bitten. Lohnte es sich für das FBI, das Risiko einzugehen? Hoovers Ansicht nach nicht.
Hoovers Anweisungen führten zum Protest in der amerikanischen Geheimdienstszene. Die Nationale Sicherheitsbehörde NSA und die CIA hatten seit 1952 mit dem FBI in dem Bemühen zusammengearbeitet, die Codes der geheimen Kommunikation ausländischer Staaten – ob Freund oder Feind – zu stehlen. Einen entscheidenden Beitrag hierzu leisteten die Safeknacker und Einbrecher von FBI und CIA, die aus ausländischen Botschaften und Konsulaten Codebücher stahlen. Das Verbot von Einbruchdiebstählen erschwerte weitere Erfolge bei den Dechiffrierbemühungen der Kryptographen.
Die militärischen und zivilen Leiter der Nationalen Sicherheitsbehörde, General Marshall Carter und Louis Tordella, suchten Hoover auf, um ihn zu bitten, die alten Methoden des FBI wieder in Kraft zu setzen. Sie erhielten fünfzehn Minuten Zeit, um ihr Anliegen vorzutragen. Die Unterredung insgesamt dauerte zweieinhalb Stunden, in denen Hoover lang und breit von seinen größten Fällen in den dreißiger und vierziger Jahren erzählte. Nach zwei Stunden gelang Carter und Tordella ein Einwurf mit der Bitte, die verdeckte Gewinnung von Geheimdienstinformationen wiederaufzunehmen. Hoover lehnte ab.
»Irgendwer hat den Alten bearbeitet«, sagte William Sullivan zu Tordella. Doch es existieren keine Belege dafür, dass Hoover unter Druck gesetzt wurde. Der FBI-Direktor wusste nur allzu gut, dass seine Behörde irreparabel beschädigt wäre, falls seine Methoden ans Licht kämen. Die Gefahr einer Enthüllung wuchs von Tag zu Tag, das politische Bewusstsein für bürgerliche Freiheitsrechte ebenfalls. Gegenüber gediegenen Liberalen im Kongress und Anwälten der neuen Linken in den Gerichten stand Hoover zunehmend isoliert. Ein konzertierter Angriff auf die rechtswidrigen Techniken der Informationsbeschaffung konnte Hoovers Image als Hüter von Recht und Ordnung in Amerika zerstören. [426]
Seine Vorsicht kam die FBI-Agenten bei ihrer Verfolgung von Spionen und Saboteuren teuer zu stehen.
»1966 und 1967, als Hoover die geheime Informationsbeschaffung streng reglementierte, hat er uns die Grundlage entzogen«, sagte Bill Cregar, ein ehemaliger Profi-Footballspieler, der beim FBI zum führenden Spezialisten für den sowjetischen Geheimdienst aufgestiegen war. »Ich hielt die technische Überwachung aller Sowjets in diesem Land für dringend geboten. Die Black Panthers waren mir persönlich schnuppe, die Russen nicht.« [427]
Hoovers Beschränkung eindeutig illegaler Informationsbeschaffung behinderte die Spionagejäger des FBI. Die zunehmende unnachgiebige Konzentration des FBI auf die politischen Proteste in
Weitere Kostenlose Bücher