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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Amerika kostete die Spionageabwehr immer mehr Zeit und Energie. Die Folgen waren evident.
    In den nächsten zehn Jahren, zwischen 1966 und 1976, erhob das FBI in keinem einzigen größeren Fall Anklage gegen einen sowjetischen Spion. [428]  
    »Einen großen Auftrag erledigen, bevor Sie abtreten«
    Der Hunger des Präsidenten nach geheimen Erkenntnissen über die amerikanische Linke wuchs ins Unermessliche. Hoover versuchte, diesen Hunger zu stillen, indem er V-Männer und Informanten in die immer stärker werdende Antikriegs- und Black-Power-Bewegung einschleuste.
    Das FBI initiierte das amerikaweite Programm VIDEM (für »Vietnam Demonstrations«) und versorgte das Weiße Haus mit einem stetigen Strom von Informationen über die Wortführer der Bewegung, die Identität der Absender von kriegskritischen Protesttelegrammen an den Präsidenten und die Organisatoren von Anti-Vietnam-Meetings in Kirchen und Universitäten. Nach einer Friedenskonferenz in Philadelphia verfasste das FBI, gestützt auf dreizehn Informanten, einen 41-seitigen Bericht – einschließlich der mitstenographierten Reden und Hintergrundinformationen zu den teilnehmenden Geistlichen und Professoren.
    Einige FBI-Agenten bemühten sich nach Kräften, den Präsidenten und den FBI-Direktor in ihrem Verdacht zu bestärken, dass hinter der Antikriegsbewegung die Sowjets steckten. Ed Birch vom FBI, der 1957 den KGB-Oberst Abel enttarnt hatte, verfolgte Anfang der 1960er Jahre die Spur des sowjetischen Spions Wiktor Lesjowski auf seinen Reisen von seinem diplomatischen Posten bei den Vereinten Nationen durch das ganze Land. Er verdächtigte Lesjowski, der sich 1962 mit Martin Luther Kings Berater Stanley Levison getroffen hatte, die amerikanische Linke unter der Hand mit sowjetischen Geldern zu finanzieren. »Dieser Typ war ständig unterwegs«, sagte Birch. »Aber was mich stutzig machte, waren die Orte, die er aufsuchte.« Hierzu zählte die Universität Michigan, wo die Organisation Students for a Democratic Society (SDS) gegründet worden war. »Ich hatte immer den Eindruck, dass er die SDS finanziell unterstützte, aber ich konnte beim FBI niemanden davon überzeugen.« Die Behauptung einer sowjetischen Unterstützung der amerikanischen Antikriegs- und Bürgerrechtsbewegung stand stets auf wackeligen Füßen. [429]  
    Im langen heißen Sommer des Jahres 1967 wurden die amerikanischen Städte zu Kriegsschauplätzen. Im ganzen Land kämpften schwarze Amerikaner gegen die Armee, die Nationalgarde und die Polizei. Die Ordnungskräfte schlugen 75 Aufstände nieder, manchmal mit scharfer Munition und tödlichem Schießbefehl. In Detroit, wo die Armee acht Tage lang mit Gefechten und Patrouillen im Einsatz war, starben 43 Menschen, und in Newark, wo das Heer zur Aufstandsbekämpfung mobilisiert wurde, waren es 26. Insgesamt kamen 88 Menschen ums Leben, 1397 wurden verletzt, 16389 von der Polizei festgenommen. Der wirtschaftliche Schaden wurde auf 664,5 Millionen Dollar geschätzt.
    Als am Morgen des 25. Juli 1967 in Detroit aus den glimmenden Brandherden die Rauchschwaden aufstiegen, rief Hoover den Präsidenten an, um ihm zeitnah Informationen zukommen zu lassen: das Protokoll eines abgehörten Telefonats zwischen Martin Luther King und Stanley Levison, der vom FBI weiter überwacht wurde.
    »Levison, Kings wichtigster Berater und ein heimlicher Kommunist, teilte ihm [King] mit, dass er auf landesweiter Ebene mehr zu gewinnen hätte, wenn er die Gewalt billigen würde«, berichtete Hoover und vertraute dem Präsidenten an, dass seine neuesten Erkenntnisse das Ergebnis einer angezapften Telefonleitung waren. [430]   Hoover sagte, King sei der Ansicht, »der Präsident habe zum jetzigen Zeitpunkt Angst und sei zu Zugeständnissen bereit«. Der Präsident hatte zwar keine Angst vor Martin Luther King, aber er befürchtete, dass die Unruhen von einer unsichtbaren Hand, einer verborgenen Macht im Hintergrund, gesteuert würden. Er glaubte, ausländische Agenten – Kubaner oder Sowjets – würden die Unruhen in den Städten schüren. »Ich möchte, dass Sie Ihre Männer anhalten, die maßgebliche Verbindung aufzuspüren«, wies Johnson Hoover an. »Irgendwo unterwegs werden wir schon was Wichtiges finden.«
    Hoover versprach, sofort damit anzufangen. Einen Monat später, am 25. August, initiierte das FBI COINTELPRO – BLACK HATE, das Counterintelligence Program against Black-Hate groups.
    23 FBI-Außenbüros wurden angewiesen, »die Aktivitäten

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