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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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die größte Bedrohung für die innere Sicherheit der Vereinigten Staaten. Dem Chef der nachrichtendienstlichen Abteilung des FBI, Bill Sullivan, war es gelungen, mit Hilfe von COINTELPRO Informanten ganz oben in der Partei einzuschleusen, die 1969 bereits zu zersplittern begann. Doch über die Studentenbewegung wusste das FBI überhaupt nichts, und die Studenten bereiteten Nixon die größte Sorge.
    Nixon schätzte die subversive Gefahr, die von ihnen ausging, als ebenso hoch ein wie die Bedrohung durch die Sowjets, die Chinesen und den Vietcong. In einer seiner ersten großen Ansprachen an das amerikanische Volk ging er auf die Unruhen an amerikanischen Universitäten ein.
    »Auf diese Weise gehen Zivilisationen unter«, sagte er. Er zitierte Yeats: »›Alles zerfällt. Die Mitte hält es nicht.‹ Niemand von uns hat das Recht anzunehmen, das könne hier bei uns nicht passieren.« [447]  
    Das Machtgefüge in Amerika war in Veränderung begriffen. Nixon gestaltete den Supreme Court um, indem er konservative Richter berief. Er gelobte wiederholt, den Respekt vor dem Gesetz und der Autorität der Präsidentschaft wiederherzustellen. Nixon hatte seinen streng konservativen Wahlkampfmanager John N. Mitchell zum Justizminister ernannt und damit die auf die Regierung Harding zurückgehende Tradition fortgesetzt, seinen Wahlkampfmanager zum Justizminister zu ernennen. Mitchell besaß die gelassene Art eines Pfeifenrauchers und verehrte den Präsidenten glühend. Er würde alles tun, was Nixon von ihm verlangte, und als Justizminister begegnete er Hoover so unterwürfig, wie es der FBI-Direktor forderte. »Die Justizminister erteilten Mr Hoover selten Anweisungen«, sagte Nixon. »Das war sogar für die Präsidenten schwierig.« [448]  
    Bereits in seiner ersten Amtswoche verlangte Nixon geheimdienstliche Informationen über die Radikalen. »Er wollte wissen, wer dahintersteckte und was unternommen wurde, um die Saboteure zu ergreifen«, schrieb Ehrlichman. Der Präsident trug seinem Berater im Weißen Haus auf, Hoover aufzusuchen, sich als »sein Freund und Vertrauter im Weißen Haus« vorzustellen und einen direkten Draht für eine geheime Kommunikation mit dem FBI aufzubauen. [449]  
    Ehrlichman machte sich mit Vorsicht ans Werk. Sein Stab hatte ihn bereits gewarnt, »dass jedes Treffen in Hoovers Büro heimlich gefilmt oder auf Video aufgenommen wurde. Aber auf das ganze Brimborium, das man als Besucher über sich ergehen lassen musste, war ich nicht vorbereitet«. Vom Flur des Justizministeriums wurde Ehrlichman durch eine zweiflüglige Tür geführt, bewacht von Hoovers persönlichen Bediensteten. Er betrat einen Raum, der vollgestopft war mit Auszeichnungen für Hoover – Plaketten und Ehrenurkunden, die als Emblem den Weißkopfseeadler und die ewig brennende Fackel trugen. Das Vorzimmer führte in einen zweiten, formelleren Raum, in dem hunderte weitere Auszeichnungen präsentiert wurden. Von dort ging es in einen dritten Trophäenraum mit einem auf Hochglanz polierten Schreibtisch. Der Schreibtisch war leer.
    »Von J. Edgar Hoover keine Spur«, schrieb Ehrlichman. »Mein Begleiter öffnete eine Tür hinter dem Schreibtisch, ganz am Ende des Raums, und ich wurde in ein Büro geführt, das ungefähr vier mal vier Meter groß war und von Hoover dominiert wurde. Er thronte auf einem riesigen ledernen Schreibtischstuhl hinter einem Holzschreibtisch in der Zimmermitte. Als er aufstand, sah man, dass er und sein Schreibtisch sich auf einem etwa 15 Zentimeter hohen Podest befanden. Mir bot man eine niedrige, purpurrote Ledercouch zu seiner Rechten als Sitzplatz an. J. Edgar Hoover blickte auf mich herab und begann zu reden.« Er redete eine Stunde lang ohne Unterlass: über die Black Panthers, die Kommunistische Partei der Vereinigten Staaten, die Sowjetspionage, den Kongress, die Kennedys und vieles mehr. Aber Informationen über die radikalen Splittergruppen der Neuen Linken, die der Präsident ersehnte, hatte er kaum zu bieten.
    Ehrlichman sollte – wie Nixon – lernen, dass das Bureau bei politisch sensiblen Informationen sich »sehr häufig auf Gerüchte, Klatsch und Mutmaßungen stützte«. Selbst bei Berichten, die auf Telefonüberwachung und Wanzen basierten, »waren die Informationen oft Gerüchte um zwei oder drei Ecken herum«.
    So verhielt es sich auch beim ersten heißen Tipp, den Hoover Ende Januar 1969 lieferte. Nixon hatte Hoover zu einem Dinner für zwölf Personen ins Weiße Haus

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