Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
Vom Netzwerk:
Sicherheit […] außerordentlich schädigend […] gefährlich.«
    Kissingers Abhöraktion lief an. »Dr. Kissinger sagte, er sei sehr dankbar«, schrieb Hoover, »und er hoffe, dass ich der Sache auf den Grund gehen werde, und sie würden denjenigen, der das getan habe, vernichten, wenn wir ihn finden, egal, wer es sei.« [455]  
    Hoover übertrug Bill Sullivan, dem Chef der nachrichtendienstlichen Abteilung des FBI, die Aufgabe, die Telefone anzuzapfen. Sullivan folgte den Weisungen aus dem Weißen Haus bereitwillig. Er hatte schon seit Jahren ein Auge auf Hoovers Job geworfen. Jetzt war ihm die volle Aufmerksamkeit der Mitarbeiter des Präsidenten gewiss, und es gab wenig, was er nicht getan hätte, um ihnen zu dienen. Bald schon würde ihm die volle Aufmerksamkeit des Präsidenten gewiss sein.
    Sullivan sorgte dafür, dass die umfangreichen Abhörabschriften und -protokolle als »Nicht-für-die-Ablage«-Akten behandelt wurden. Er hielt sie in einem Büro außerhalb der FBI-Zentrale unter Verschluss und lieferte Kissinger und seinem Militärberater Oberst Alexander Haig täglich eine Zusammenfassung davon. Nixon schickte Kissinger zum FBI mit der Anweisung, »Mr Hoover und Mr Sullivan für ihre außergewöhnliche Unterstützung zu danken«. Die Anweisung an Sullivan lautete, »Mr Hoover zu informieren, dass Sie diese Probleme in allen Einzelheiten mit dem Präsidenten erörtert haben, und Mr Hoover zu fragen, ob er weitere Informationen oder Empfehlungen habe, die in dieser äußerst heiklen Situation hilfreich wären«. [456]  
    Einige von Nixons engsten Beratern wussten, dass die Abhöraktion in eine rechtliche Grauzone fiel. Nixon sah sich dazu ermächtigt, aus Gründen der nationalen Sicherheit jeden x-Beliebigen auszuspionieren. 1968 hatte der Kongress ein Gesetz verabschiedet, demzufolge der Präsident Lauschangriffe genehmigen konnte, um die Vereinigten Staaten vor ausländischen Spionen und Subversiven zu schützen. Aber diese Abhöraktionen waren nicht gegen KGB-Agenten gerichtet, sondern gegen 13 Regierungsbeamte und vier Zeitungsreporter. In den folgenden zwei Jahren erbrachten die Abhörprotokolle nie auch nur ein Fitzelchen belastender Beweise gegen irgendjemanden, obwohl weiterhin Informationen durchsickerten. Aber sie waren der erste Schritt auf dem Weg zur Watergate-Affäre.
    Am 28. Mai um 15 Uhr nahm Nixon im repräsentativen East Room im Weißen Haus neben Hoover Platz. Gemeinsam leiteten sie die Abschlussfeier des 83. Jahrgangs der National Academy des FBI, wo amerikanische und ausländische Führungskräfte im Gesetzesvollzug eine Ausbildung absolvieren können. Minuten zuvor hatte Hoover dem Präsidenten persönlich im Oval Office einige Abhörprotokolle von Kissingers Lauschangriff überreicht.
    Im East Room zeichnete Hoover Nixon mit einer goldenen Dienstmarke zum Ehrenmitglied des FBI aus, und Nixon sprach in seiner Rede über Rechtsstaatlichkeit. »Unser Problem«, so der Präsident, »ist es, dafür zu sorgen, dass unsere Gesetze – die geschriebenen Gesetze – überall in Amerika von allen Amerikanern respektiert werden und dass diejenigen, die das Gesetz vollstrecken – die die harte, schwierige, aufreibende und manchmal gefährliche Aufgabe haben, das Recht durchzusetzen –, ihren Verpflichtungen in respektvoller Weise nachkommen«.
    »Niemand wusste, was richtig und was falsch war«
    Am selben Nachmittag stand in Chicago der junge FBI-Agent Bill Dyson kurz davor, in die Regeln einer gesetzlosen Welt eingewiesen zu werden. Er konnte sich noch sehr gut an diesen Tag erinnern. Es war der Beginn eines neuen Lebens.
    Dyson, 28 Jahre alt, war bei seinem ersten Einsatz in Chicago, knapp zwei Jahre, nachdem er beim FBI angefangen hatte. Sein Vorgesetzter sagte ihm, er werde ein Telefon anzapfen. Er konnte sich unter einem angezapften Telefon nichts Genaues vorstellen. Er wusste nicht, wie das funktionierte und auf welcher gesetzlichen Grundlage es geschah. Aber er folgte seinem Vorgesetzten in einen fensterlosen Raum in den tiefsten Eingeweiden der FBI-Außenstelle. Sein Vorgesetzter wies ihm einen Platz zu und sagte: »Hier ist Ihr Gerät.« [457]  
    Er sollte die Schicht von vier Uhr nachmittags bis Mitternacht übernehmen und Mitglieder der Students for a Democratic Society abhören. Drei Wochen später traten die SDS zu einer offiziellen Sitzung in Chicago zusammen. Eine Fraktion erklärte, sie wolle einen bewaffneten Kampf gegen die Regierung der Vereinigten Staaten

Weitere Kostenlose Bücher