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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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drang nie etwas davon nach draußen.« [442]  
    Sie unterhielten sich stundenlang, beim Dinner im Weißen Haus, bei Hoover zu Hause und auf Nixons Präsidentenyacht. An einem Essen zu viert auf der Sequoia nahm auch Nixons Stabschef H. R. Haldeman teil. »Fast unglaubliches Gespräch«, schrieb Haldeman in sein privates Tagebuch. »J. Edgar redete die ganze Zeit« und gab »detaillierte Berichte großer FBI-Operationen« zum Besten. Hoover war »eine Figur aus vergangenen Zeiten« – und Nixon war »fasziniert von ihm«. [443]  
    Ende 1968 besuchte Hoover Nixon im Hauptquartier von dessen Übergangsteam im vornehmen Hotel Pierre in New York. Er hatte ein »dickes, rotes Gesicht« und »sah ungesund aus«, [444]   erinnerte sich John Ehrlichman, der Nixons Berater und Hoovers Verbindungsmann zum Weißen Haus werden sollte. Aber seine Eloquenz war ungebrochen.
    Hoover riet Nixon, in der Zeit bis zur Amtsübernahme vorsichtig zu sein, was er zu Johnson am Telefon sage, und auch bei seinen Telefonaten danach aufzupassen. Er könnte nämlich abgehört werden. Wie Hoover erklärte, werde das Kommunikationssystem des Präsidenten durch die Fernmeldeaufklärung des Heeres überwacht, und es würden sämtliche Gespräche kontrolliert, die in der Telefonzentrale des Weißen Hauses eingingen. So wie Nixon es verstand, konnte ein Korporal den Präsidenten belauschen.
    Der FBI-Direktor klärte Nixon außerdem gezielt über die Überwachungsbefugnisse eines Präsidenten auf. Jahre später musste Nixon auf parlamentarische Weisung hin eine offizielle Stellungnahme darüber abgeben, was Hoover ihm an jenem Tag gesagt hatte.
    Hoover habe darauf hingewiesen, dass das FBI für jeden Präsidenten seit Franklin D. Roosevelt Einbruchdiebstähle, Einbrüche und Lauschangriffe »ohne Durchsuchungsbefehl« durchgeführt habe, so Nixon. Zu seinen Methoden zählten »unerlaubtes Eindringen und das Abhören und Abfangen von mündlichen und schriftlichen Mitteilungen«. Das FBI sei besonders bewandert im Aufspüren von undichten Stellen, erklärte Hoover. Telefone anzuzapfen gehöre zu seinen »effektivsten Mitteln«. [445]  
    Nixon lernte auch von Hoover, wie man den Kongress über die Abhörpraktiken belügen kann, ohne erwischt zu werden.
    »Das war Hoovers übliche Vorgehensweise«, sagte Nixon in einer geheimen eidesstattlichen Erklärung gegenüber den Watergate-Ermittlern aus, die seit November 2011 öffentlich zugänglich ist.
    »Er berichtete mir davon, er sagte: ›Weißt Du, ungefähr einen Monat bevor ich vor dem Bewilligungsausschuss des Repräsentantenhauses aussagen muss, höre ich mit den Aufzeichnungen auf […] so kann ich die Frage, ob wir abhören, verneinen!‹«
    Jedes Mal, wenn Hoover seinen jährlichen Auftritt vor dem Kongress absolviert hatte, schaltete das FBI die Tonbänder wieder an.
    »Hoover blockte die Frage über fünfzig Jahre immer wieder ab«, sagte Nixon, »ohne dabei offiziell zu lügen.« [446]   Nixon ließ die Praxis des FBI, Telefone anzuzapfen, Wanzen zu installieren und Einbruchdiebstähle zu verüben, wiederaufleben. Sie wurden rasch zur politischen Kultur im Weißen Haus. Er beorderte Hoover zurück in das Feld der politischen Kriegsführung.
    »Damit kann man nur auf eine Art umgehen«
    Nixon hatte die apokalyptische Vorstellung einer Revolution in Amerika, und durch die politischen Morde, die Ghetto-Unruhen und die Antikriegsdemonstrationen der sechziger Jahre wurden seine düsteren Visionen noch verstärkt. Bei der Parade anlässlich seiner Amtseinführung am 20. Januar 1969 wurde er mit einem kurzen, aber wütenden Hagel aus Steinen, Flaschen und Bierdosen empfangen, die hunderte Antikriegsdemonstranten auf ihn warfen. Während seiner Wahlkampftour war Nixons Mantra gewesen: »Bring Us Together«, bringt uns zusammen. Genau jene Leute, die seiner Ansicht nach Amerika spalteten, brüllten nun seiner schwarzen Limousine auf dem Weg zum Weißen Haus Flüche hinterher.
    Seine ersten Amtstage waren von erschreckenden Bombenanschlägen und Schießereien geprägt: Radikale attackierten Rekrutierungsbüros der Armee und Einrichtungen des Reserve Officer Training Corps (ROTC), eines Ausbildungsprogramms der US-Streitkräfte für Offiziere an Universitäten; puertoricanische Nationalisten jagten das Einberufungsbüro in San Juan in die Luft; militante Schwarze verübten aus dem Hinterhalt Attentate auf Polizisten. Hoover hatte verkündet, die Black Panther Party und ihre Anführer seien

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