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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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verschwieg, dass er selbst die Dokumente zerstört hatte, die Dean aus dem Safe genommen hatte.
    Nach Grays vernichtender Aussage gegen Dean kamen die Vertrauten des Präsidenten im Oval Office zusammen und verfielen in voreiliges Triumphgeschrei. Ehrlichman berichtete, der Vorsitzende des Rechtsausschusses und wichtigste Unterstützer des FBI im Kongress, Senator James Eastland aus Mississippi, habe Grays Ernennungsanhörung ausgesetzt. »Gray ist erledigt«, sagte Ehrlichman zum Präsidenten. »Er hat Ihren Berater einen Lügner genannt«, fügte Haldeman hinzu. »Er ist definitiv erledigt«, sagte Dean, »denn ich werde ihn wohl erschießen.« Großes Gelächter, das letzte, das auf den Tonbändern des Weißen Hauses aufgezeichnet ist. [522]  
    Am späten Sonntagabend, dem 15. April, rief Ehrlichman Gray zu Hause an und überbrachte ihm schlechte Nachrichten. Angesichts einer drohenden gerichtlichen Klage hatte John Dean beschlossen, seinen Kopf dadurch zu retten, dass er seine dunkelsten Geheimnisse vor einem Bundesgeschworenengericht enthüllte. »Dean hat offenbar beschlossen, alles zuzugeben«, sagte Ehrlichman zu Gray. »Eine der Fragen, die sie ihm gestellt haben, scheint die nach den Umschlägen gewesen zu sein, die er Ihnen übergeben hat.« [523]  
    Gray war entsetzt. »Was soll ich denn jetzt machen, verdammt nochmal?«, sagte er. »Mir bleibt nichts anderes übrig, als es abzustreiten.«
    Zwei Tage später klopften auf Mark Felts Anweisung hin die Watergate-Ermittler des FBI an die Tür des Weißen Hauses. »Ich bin beunruhigt«, sagte Ehrlichman zum Präsidenten. [524]   »Das FBI hat unsere Polizei im Weißen Haus soeben zur Beweisauskunft aufgefordert.« Es wollte die Namen der Personen, die am 18. Juni 1972 Zutritt zum Weißen Haus erhalten hatten.

    Präsident Nixon: Gütiger Himmel.
    Ehrlichman: Was nun, verdammt?
    Präsident Nixon: Was stand an dem Tag an?
    Haldeman: Wann?
    Präsident Nixon: Ähm, am 18. Juni.
    Haldeman: Am 18. Juni.
    Ehrlichman: Das war der Tag, an dem die Wanzen installiert wurden … Vielleicht geht es um die Sache mit Hunts Safe. Ich wette, es ist wegen Hunts Safe …
    Präsident Nixon: Holen Sie einen Rechtsberater.
    Haldeman: Und den Justizminister.
    Präsident Nixon: Holen Sie den FBI-Direktor her.

    Am 26. April legte Gray gegenüber Justizminister Kleindienst offen, welche Rolle er bei der Vernichtung der Beweismittel im Watergate-Fall gespielt hatte. Der Justizminister rief sofort den Präsidenten an. »Das ist eine unglaubliche Dummheit«, sagte Nixon. »Er wird zurücktreten müssen.« [525]  
    Gray war 361 Tage lang geschäftsführender Direktor des FBI. Seine Zukunft sah düster aus. Jahrelang wurden strafrechtliche Ermittlungen gegen ihn geführt. Er erwog einen Selbstmord und kam sein Leben lang nicht über die Schande hinweg.
    Mark Felt war sicher, an die Spitze des FBI berufen zu werden, doch er hatte sich getäuscht. Er war drei Stunden lang geschäftsführender FBI-Direktor, bevor sich Nixon für den Republikaner William D. Ruckelshaus entschied, der der neugeschaffenen US-Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency vorstand. Diese Entscheidung war für alle Beteiligten unverständlich, auch für Ruckelshaus selbst. Aber Nixon drängte ihm eine Stunde lang den Posten geradezu wütend auf.
    »Ich habe den Präsidenten noch nie so aufgewühlt erlebt«, erinnerte sich Ruckelshaus. »Ich machte mir Sorgen um sein inneres Gleichgewicht.« [526]  
    Am Ende trafen sie eine Abmachung: Ruckelshaus würde vorübergehend das Amt des FBI-Direktors übernehmen, so lange, bis Nixon den Richtigen gefunden hatte, der in Hoovers Fußstapfen treten konnte. Doch wenn Ruckelshaus’ Vorstellungsgespräch schwierig verlief, dann war sein erster Arbeitstag noch schwieriger. Auf seinem Schreibtisch – Hoovers Schreibtisch – lag ein Brief an den Präsidenten, unterzeichnet von Mark Felt und allen seinen Spitzenmitarbeitern, die damit gegen Ruckelshaus’ Ernennung protestierten. Das sei nicht persönlich gemeint gewesen, sagte Ruckelshaus. »Sie hatten lediglich das Gefühl, es sei unangebracht, einen Umweltschützer zu Hoovers Nachfolger zu ernennen.«
    Ruckelshaus eilte zu einer hastig einberufenen Stabsbesprechung ins Büro des Justizministers. »Dick Kleindienst kündigte höchst erregt seinen Rücktritt an«, sagte Ruckelshaus. »Er war extrem verbittert.«
    Felts Schicksal wurde ein paar Tage später besiegelt.
    Für Nixon stand zweifelsfrei fest,

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