FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
»systematisch und sorgfältig« gearbeitet, erklärte der Richter bei der Urteilsverkündung. »Die Datenspeicherung der Behörde war vorbildlich, ihre Beharrlichkeit eindrucksvoll.« Das FBI habe den internationalen Terroristen gezeigt, dass es in der Lage sei, »sie an jedem Ort der Welt zur Strecke zu bringen«.
Es hatte eine Generation gedauert, bis das FBI diesem Anspruch gerecht wurde. Erst mussten seine geheimdienstlichen Befugnisse beschnitten werden, bevor es noch einmal ganz von vorne beginnen konnte.
Die Demontage begann in der Woche, als die Tribomb-Geschichte ihren Anfang nahm.
»Ein gefährliches Spiel«
Als das FBI seine erste Bewährungsprobe gegen den internationalen Terrorismus zu bestehen hatte, war ein Machtkampf entbrannt, der die Regierung der Vereinigten Staaten in ihren Grundfesten erschütterte. Auf der einen Seite stand der Präsident der Vereinigten Staaten, auf der anderen das FBI – beide mit dem Anspruch, den Rechtsstaat zu verteidigen.
»Das wird das FBI nicht überleben«, sagte Präsident Nixon am 1. März 1973 zu seinem Berater John Dean. »Das wird es nicht überleben.« [517]
Zu Nixons Entsetzen hatte L. Patrick Gray bei seiner Ernennungsanhörung angeboten, Senatsmitgliedern das komplette, unzensierte Aktenmaterial zu den Watergate-Ermittlungen zur Verfügung zu stellen. Nixon war davon ausgegangen, Gray wäre so versessen auf den Posten, dass er alles tun würde, was das Weiße Haus verlangte – sogar, die Straftaten der Watergate-Affäre zu vertuschen.
»Um Himmels willen«, knurrte der Präsident, »er hat wohl den Verstand verloren.« [518]
Der Bruch der Geheimhaltung kam einer Kapitulation gleich, fast als würde man einem Feind ein scharfes Schwert in die Hand geben. Nixon wusste ziemlich genau, was in den FBI-Akten stand, da Gray John Dean neun Monate lang Kopien davon ausgehändigt hatte. Sie enthielten den Beweis für eine ausgeklügelte Verschwörung zur Behinderung der Justiz.
Nixon kam zu dem Schluss, dass er einen schweren Fehler gemacht hatte. Er hintertrieb die Ernennung Grays und versuchte, die Kontrolle über das FBI zurückzuerlangen. Sein kaltblütiger Plan bestand darin, Horrorgeschichten über Machtmissbräuche des FBI während der Präsidentschaft Kennedys und Johnsons zu verbreiten, unter anderem über die Bespitzelung Martin Luther Kings. Die Details dazu kannte er aufgrund eines Informationsgesprächs Deans mit Bill Sullivan, dem neuernannten Leiter der Drogenermittlungsbehörde Office of National Narcotics Intelligence im Justizministerium. Das Weiße Haus würde diese Geschichten an den Rechtsausschuss des Senats übermitteln, und die Senatoren würden Gray dazu befragen, der nicht wahrheitsgemäß darauf antworten konnte. Um John Ehrlichmans unnachahmliche Formulierung zu benutzen, würde er ganz langsam ins Abseits driften. Seine Ernennung würde scheitern, und ein loyalerer Mann würde an die Spitze des FBI berufen werden.
Am 13. März 1973 schlug Dean Bill Sullivan vor. Nixon gefiel die Idee. »Für Sullivan spricht, dass er unbedingt wieder ins FBI zurückwill«, sagte Dean.
»Das lässt sich leicht machen«, antwortete Nixon. [519]
Doch während der Präsident seinen Plan schmiedete, saßen zwei FBI-Beamte im Senat, mit der Waffe, die Gray ihnen ausgehändigt hatte.
Das einzige Mitglied des Rechtsausschusses, das sich die Zeit nahm, die unzensierten Watergate-Ermittlungsakten zu lesen, war Senator Roman Hruska, ein republikanischer Law-and-Order-Mann aus Nebraska. FBI-Agenten hatten ihm 26 dicke Bände überbracht, dazu Zusammenfassungen und Analysen, und er hatte sechs Stunden lang darin geblättert, von vier Uhr nachmittags bis zehn Uhr abends. FBI-Agent Angelo Lano berichtete an seine Vorgesetzten, der Senator sei zu dem Schluss gekommen, Dean habe »uns belogen«, [520] als er dem FBI den Inhalt des Bürosafes des Watergate-Einbrechers Howard Hunt vorenthalten hatte. Das FBI zu belügen war eine kriminelle Handlung, die mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden konnte.
Einer der Watergate-Ermittler des FBI gab diese Information an den demokratischen Senator Robert Byrd aus West Virginia weiter, der sich offen gegen Grays Nominierung zum FBI-Direktor ausgesprochen hatte. Byrd führte den entscheidenden Schlag. Am 22. März 1973 fragte er Gray auf den Kopf zu, ob Dean das FBI getäuscht habe.
Gray antwortete: »Schlussendlich muss ich feststellen, dass das vermutlich korrekt ist, ja, Sir.« [521] Gray
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