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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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dass Felt die Quelle für einen vernichtenden Bericht war, der am Freitagmorgen, dem 11. Mai, auf Seite 18 der New York Times erschien und detailliert die sogenannten Kissinger-Wanzen auflistete, die auf Anweisung Nixons ab 1969 zum Ausspionieren von Präsidentenberatern und prominenten Journalisten eingesetzt wurden.
    »Felt – jeder soll wissen, dass er ein gottverdammter Verräter ist, den man verdammt genau beobachten soll«, sagte Nixon am nächsten Tag zu seinem neuen Stabschef, General Alexander Haig. »Selbstverständlich muss er gehen … dieser Hurensohn.« Auf Anweisung des Präsidenten forderte Ruckelshaus ihn auf, das FBI zu verlassen. Daraufhin arrangierte Felt als Informant Deep Throat ein geheimes Treffen mit Bob Woodward von der Washington Post . Der Präsident sei der Hauptverschwörer in der Watergate-Affäre, sagte er. [527]  
    Im FBI begann eine hektische Suche nach den zusammenfassenden Berichten und Abschriften der Kissinger-Abhörbänder, die Bill Sullivan aus dem FBI-Hauptquartier herausgeschmuggelt hatte. Bis zum Abend des 11. Mai hatte das FBI Sullivan, Haldeman, Ehrlichman und John Mitchell vernommen. Mitchell belog das FBI, als er sagte, er habe keine der Abhöraktionen gebilligt, auch wenn er zugab, darüber informiert gewesen zu sein.
    Sie waren Teil eines »gefährlichen Spiels, das wir spielten«, räumte er ein. Er sagte dem FBI, wo es die Abschriften zu suchen habe. Am nächsten Tag waren die FBI-Ermittler im Weißen Haus. [528]  
    »Die Abschriften wurden zwei Wochen nach meinem Amtsantritt an einem Samstag in John Ehrlichmans Safe gefunden«, erinnerte sich Ruckelshaus. »Ein FBI-Agent, den ich ins Weiße Haus schickte, um diese und andere Unterlagen in Ehrlichmans Büro zu bewachen, war völlig perplex, als der Präsident der Vereinigten Staaten ihn am Kragen packte und ihn fragte, was er da tue.«
    Jetzt begann ein erbittertes Tauziehen um die Kontrolle der staatlichen Macht. Die vom Senat einberufenen Watergate-Anhörungen rangen Nixons Fußsoldaten belastende Aussagen ab. Zeitungsberichte lieferten die harten Fakten. Doch fast allen Informationen lag als Quelle die Ermittlungsarbeit des FBI zugrunde. Und die Flut dieser Informationen schwoll immer weiter an. Die einzelnen Rinnsale verbanden sich zu einem reißenden Strom, jener Kraft, die schließlich zum Dammbruch führte. Mit Rückendeckung von Bundesgeschworenengerichten und Staatsanwälten setzten die FBI-Ermittler die Rechtsstaatlichkeit gegen alle Versuche einer Behinderung der Justiz durch. Und im Einklang mit den Gesetzen vollbrachten die Agenten jenen Akt der kreativen Zerstörung, von dem die radikalen Linken nur träumen konnten.
    Sie brachten den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu Fall.
    »Ein Kopf-an-Kopf-Rennen«
    Zum dritten und letzten Mal wählte Nixon einen Kandidaten als Nachfolger J. Edgar Hoovers.
    Am 9. Juli 1973 wurde Clarence M. Kelley als zweiter Direktor des FBI vereidigt. Ein Drittel seines Berufslebens, die Zeit zwischen 1940 und 1961, hatte er in Hoovers FBI verbracht, danach war er als Polizeichef von Kansas City erfolgreich gewesen. Kelley war ein umgänglicher und aufrichtiger, bodenständiger Typ aus dem Mittleren Westen. Der Senat hatte seine Ernennung rasch und einstimmig bestätigt.
    »Ich glaube nicht, dass ein Cop das FBI führen sollte«, hatte der Präsident einst gesagt. »Polizisten sind zu engstirnig.« Jetzt war er gezwungen, gegen seinen Instinkt zu handeln. Das FBI braucht Recht und Ordnung. [529]  
    Nixon flog zu Kelleys Vereidigung nach Kansas City. Es war sein erster öffentlicher Auftritt seit einem Monat. »Ich war erschrocken, wie sehr der Präsident von Watergate gezeichnet war«, schrieb Kelley später. Nixon war ein Getriebener. Er hatte soeben erklärt, er werde bei den Untersuchungen des Senats nicht kooperieren. Ein Amtsenthebungsverfahren wurde im Kongress ernsthaft diskutiert. Die Untersuchungen führte der neuernannte Sonderermittler Archibald Cox, der Nixon aufforderte, seine präsidialen Dokumente und Akten herauszugeben. Eine Woche später wurde bekannt, dass im Weißen Haus geheime Tonbänder existierten. Cox verlangte die sofortige Herausgabe der Bänder. Nixon trotzte ihm und entließ ihn im Oktober aus dem Amt. Auch Justizminister Elliot Richardson und sein Vize Bill Ruckelshaus fielen Nixons Sperrfeuer zum Opfer – eine Entlassungsorgie, die schnell unter dem Schlagwort Samstagnacht-Massaker (Saturday Night Massacre) bekannt wurde.

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