FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Amerikas größeren Schaden zu als die Sowjets.
Revell hatte ein noch größeres Problem zu meistern. Am 4. Oktober 1985 wurde ihm die Verantwortung für eine gemeinsame Operation mit der CIA zur Befreiung der amerikanischen Geiseln im Libanon übertragen.
Für Ronald Reagan stand die Operation ganz oben auf der Prioritätenliste. Der Präsident war fassungslos, als er erfuhr, dass das FBI ebenso wie die übrige amerikanische Geheimdienstgemeinde keine Ahnung hatte, wo die Gefangenen festgehalten wurden und von wem. »Reagan machte sich große Sorgen um das Schicksal der Geiseln«, erinnerte sich Bob Gates, damals Leiter des nachrichtendienstlichen Direktorats der CIA. »Keine lauten Worte oder scharfen Verurteilungen – nichts im Stil von Johnson oder Nixon. Nur ein fragender, leicht gequälter Blick und dann die Bitte – »Wir müssen diese Menschen da rausholen« –, die fast Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat wiederholt wurde. Darin lag der unausgesprochene Vorwurf: Was für einen verdammten Geheimdienst leiten Sie, wenn Sie diese Amerikaner nicht finden und retten können? [570]
Peter Kilburn, ein Bibliothekar an der amerikanischen Universität in Beirut, war zehn Monate lang im Libanon festgehalten worden. Oberst North teilte Revell mit, dass die Vereinigten Staaten zwei Millionen Dollar für seine Freilassung zahlen würden. Die Mittel wurden von dem politisch äußerst rührigen texanischen Milliardär H. Ross Perot zur Verfügung gestellt. Informanten im Nahen Osten sollten als Mittelsmänner dienen; das FBI würde das Geld übergeben. Revell war gegen den Freikauf. Er sagte, bei einer Lösegeldzahlung würde er nicht mitmachen. Oberst North kam bald mit einem neuen Konzept. Das FBI sollte zwei Millionen Dollar von der Federal Reserve Bank erhalten, sie mit einer chemischen Lösung behandeln und den Kidnappern im Libanon übergeben. Das Lösegeld würde sich innerhalb von zwei Stunden selbst zerstören.
Revell staunte über den Plan, der aus Mission: Impossible hätte stammen können. Aber er ließ sich nicht darauf ein. Und Peter Kilburn wurde auf Befehl des libyschen Obersts Muammar al-Gaddafi ermordet, bevor das Ganze umgesetzt werden konnte.
Gaddafis Geheimdienst hatte am 5. April 1986 ein Bombenattentat auf die West-Berliner Diskothek La Belle verübt, einen beliebten Treff für in Berlin stationierte amerikanische Soldaten. Dabei starben zwei amerikanische Unteroffiziere und eine türkische Besucherin. Darüber hinaus wurden 230 Personen verletzt, darunter 79 Amerikaner. Präsident Reagan ließ zur Vergeltung Tripolis und Bengasi bombardieren; dabei wurden laut Berichten mindestens 15 Personen getötet und über 2000 verwundet. Gaddafi schickte daraufhin seine Spione nach Beirut, kaufte Peter Kilburn frei und ließ ihn am 17. April exekutieren.
Als das FBI erfuhr, dass Gaddafi sich für die Bombardierungen in Libyen mit einem Angriff auf die Vereinigten Staaten rächen wollte, organisierte es einen Gegenschlag. Libysche Geheimdienstagenten versuchten sich mit der Gangsterbande El Rukn aus Chicago zu verbünden. El Rukn war aus den in den 1960er Jahren gegründeten Blackstone Rangers hervorgegangen, einer politisch motivierten Straßengang. Ihre Führer gaben sich nun den Anschein, strenggläubige Islamisten zu sein, betrieben jedoch Drogen- und Waffenhandel; die Religion war ein Deckmantel für ihre kriminellen Aktivitäten. Durch das Abhören von El Rukn erfuhr das FBI, dass der libysche Staatsführer die Gang dafür bezahlen wollte, Angriffe auf politische Ziele in den Vereinigten Staaten zu verüben. Er hatte auf die Falschen gesetzt. Die Leute von El Rukn kannten sich zwar mit dem Kokainhandel aus, aber sie hatten keine Ahnung von Terrorverschwörungen. Das FBI eröffnete umgehend eine verdeckte Ermittlung und schickte einen Undercover-Agenten zu den Führern von El Rukn. Der Agent gab sich als Waffenhändler aus und verkaufte ihnen einen Raketenwerfer. Daraufhin konnten die Rädelsführer rasch als Terrorverdächtige festgenommen werden.
Einige Wochen darauf führte das FBI eine ähnliche verdeckte Ermittlung gegen eine rechtsextreme Söldnergruppe durch, die in dem isolierten südamerikanischen Land Surinam den Umsturz plante. Drei Undercover-Agenten des FBI hatte die aus 13 Abenteurern bestehende Truppe infiltriert – einer gab sich als durchgeknallter Vietnamveteran aus, einer als religiöser Eiferer und ein dritter als Waffenhändler.
Am 28. Juli 1986
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