FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
versammelte sich die Gruppe auf einem Privatflugplatz bei New Orleans, ausgerüstet mit Waffen, Munition und den Einsatzplänen für eine Revolution. Das FBI verhaftete alle.
Während diese Fälle Schlagzeilen machten, wurde Revell immer tiefer in die geheimen Regierungsintrigen hineingezogen. Das Weiße Haus war dabei, auf eigene Faust eine internationale verdeckte Operation durchzuführen.
Am 30. Juli 1986 erklärte North Revell, Justizminister Ed Meese habe mit Billigung des Präsidenten einen Plan abgesegnet, der vorsah, für die Freilassung von Geiseln amerikanische Raketen an den Iran zu verkaufen. Die Reagan-Regierung wollte todbringende Waffen gegen das Leben von Amerikanern eintauschen.
Revell machte gute Miene zum bösen Spiel. Aber er dachte bei sich: Ist das legal? Er fragte sich, warum North ihm diese brisante Information anvertraut hatte. Seiner Vermutung nach sollte das FBI auf diese Weise von noch verborgeneren Plänen abgelenkt werden. Sein Instinkt trog ihn nicht. Er teilte seine Zweifel Webster mit; der Richter zog Meese zu Rate. »Der Justizminister schien kein Problem damit zu haben – und das war verwunderlich«, erinnerte sich Revell. [571] Meese hatte ihnen – fälschlicherweise – versichert, dass alle Waffenlieferungen durch den Präsidenten schriftlich genehmigt worden waren.
Wenn der Präsident das getan hatte, schloss der FBI-Direktor, dann konnte es nicht illegal sein.
Revell wusste, dass North seine 100-Stunden-Arbeitswoche zwischen den Geiseln im Libanon und den Konterrevolutionären in Zentralamerika teilte. Die Contras führten in Nicaragua einen Guerillakrieg gegen den Kommunismus und versuchten die rechtmäßig gewählte marxistische Regierung zu stürzen. Dass North die Contras unterstützte, war kein Geheimnis. Der Kongress der Vereinigten Staaten hatte die amerikanische Militär- und Finanzhilfe für die Contras gekappt, denn ihre Soldaten folterten und exekutierten bei Gefechten gefangen genommene Zivilisten, darunter auch Kinder. Das FBI hatte eine Untersuchung gegen einige Abenteurer eingeleitet, von denen man annahm, dass sie Waffen nach Zentralamerika schmuggelten. Und es ging neuen Hinweisen auf Waffenschiebereien nach, in die die Fluggesellschaft Southern Air Transport oder kurz SAT aus Miami verwickelt war.
»Am 8. Oktober rief mich Oliver North an«, erinnerte sich Revell. »Ihn trieb die Sorge, ob das FBI womöglich dahinterkommen könnte […] dass SAT bei der Sache mit den Geiseln im Iran mit drinsteckte.« North hatte die Fluggesellschaft dafür engagiert, Waffen in den Iran zu liefern – und an die Contras. Justizminister Meese signalisierte sowohl Webster als auch Revell ganz klar, von der Untersuchung die Finger zu lassen. Einige Wochen hielten sie sich daran, bis allmählich Einzelheiten durchsickerten.
Die Geheimnisse kamen ans Licht, weil die verdeckten Operationen der Vereinigten Staaten so schlecht vorbereitet und so miserabel ausgeführt wurden, dass sich ihr Scheitern nicht vor der Öffentlichkeit verbergen ließ. Zunächst wurde die Rolle des Weißen Hauses bei illegalen Waffenlieferungen an die Contras bekannt, weil ein Transportflugzeug der Southern Air Transport abstürzte. Dann enthüllte ein Zeitungsbericht in Beirut, dass das Weiße Haus Waffen in den Iran schmuggelte.
Der Präsident stritt in der Öffentlichkeit alles ab. Aber Revell wusste, dass es stimmte.
Am Nachmittag des 13. November 1986 bat das Weiße Haus Revell darum, eine Rede durchzusehen, die Präsident Reagan am Abend an das amerikanische Volk richten würde. Als er den Entwurf in Norths Büro eingehend studierte, stieß er auf fünf Punkte, die offensichtlich falsch waren.
»Wir haben keine – ich wiederhole, keine – Waffen oder andere Dinge gegen Geiseln eingetauscht, und das werden wir auch nicht tun«, hieß es in der Rede des Präsidenten. Die Vereinigten Staaten würden niemals »diejenigen stärken, die den Terrorismus unterstützen«; sie hätten lediglich »Verteidigungsgüter und Ersatzteile« an den Iran geliefert. Sie hätten ihre neutrale Haltung im Krieg der verbrannten Erde zwischen Iran und Irak beibehalten; sie hätten niemals Waffenlieferungen von Miami aus in Auftrag gegeben.
Revell wusste, dass all das nicht der Wahrheit entsprach. Er informierte Richter Webster, der den Justizminister darauf aufmerksam machte. Man ignorierte ihn.
»Ich war so etwas wie das fünfte Rad am Wagen«, sagte Revell. [572]
»Der Präsident hat uns
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