FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
ehrgeizigsten Komplott in den Annalen des internationalen Terrorismus enthüllte.
Der Manila-Plan trug den Codenamen Bojinka. Yousef und fünf seiner Verbündeten hatten vor, ausgeklügelte Zeitbomben an Bord von einem Dutzend Boeing-747-Maschinen unterzubringen, die von Manila aus nach Tokio, Seoul, Singapur, Bangkok und Taipeh gingen. Jeweils ein Mann würde den Flug nehmen und beim ersten Zwischenstopp umsteigen. Wenige Stunden später würden die explodierenden Bomben die Maschinen über dem Pazifik zum Absturz bringen. Wenn die Flüge voll besetzt gewesen und die Anschläge wie geplant erfolgt wären, hätten im Lauf eines Tages durch aufeinanderfolgende Bombenexplosionen 3500 Menschen den Tod gefunden.
Die Vereinigten Staaten setzten eine Belohnung von zwei Millionen Dollar für Hinweise aus, die zu Yousefs Festnahme führten. Drei Wochen später verkaufte ihn einer seiner Mitstreiter gegen Bares.
Am 7. Februar verhaftete der militärische Nachrichtendienst Pakistans gemeinsam mit einigen bewaffneten Sicherheitsbeamten des State Department Yousef in einer Frühstückspension unweit der US-Botschaft in Islamabad. Am nächsten Tag flogen drei FBI-Agenten mit ihm zurück in die Vereinigten Staaten. Im Flugzeug erklärte Yousef stolz, er sei für den Bombenanschlag gegen das World Trade Center verantwortlich. Lew Schiliro, FBI-Topagent in New York, wartete am Flughafen auf Yousef und eskortierte ihn, nachdem man ihm die Augen verbunden hatte, zu einem Helikopter, der das Gefängnis Metropolitan Correctional Center in Lower Manhattan ansteuerte.
Es war eine kalte, klare Nacht. Der Hubschrauber drehte über dem Hafen von New York ein. »Wir erlaubten ihm, die Augenbinde zu entfernen«, erinnerte sich Schiliro. »Sein Blick wurde starr, als der Helikopter am World Trade Center vorbeiflog. Einer der Agenten an Bord sagte zu Mr Yousef, dass das World Trade Center noch stehe. Und Yousef erwiderte klar und deutlich: ›Das würde es nicht, wenn wir mehr Geld gehabt hätten.‹« [597]
Am 20. März setzte die Aum-Sekte, Ōmu Shinrikyō, deren blinder Guru sich als Inkarnation Jesu verstand und einen Endzeitkult verkündete, in fünf Tokioter U-Bahnzügen ein selbsthergestelltes Nervengas frei. Fünfzehn Menschen starben, dutzende erblindeten, und tausende wurden verletzt. Die japanische Aum-Sekte hatte tausende Mitglieder, verfügte über zig Millionen Dollar und hatte bereits mit dem Einsatz von Milzbranderregern und Botulismus Massenmordversuche unternommen. Aber kein einziger amerikanischer Geheimdienstmitarbeiter wusste über die Sekte Bescheid.
Am 12. April übergab die Polizei in Manila Abdul Hakim Murad an die Special Agents Frank Pellegrino und Tom Donlon vom FBI. Auf dem Flug nach Alaska, wo die Maschine auftankte, und dann weiter auf dem Weg nach New York sprach der Gefangene ganz offen mit den Agenten. Er stamme aus Kuwait und habe in den Vereinigten Staaten bereits zwei Flugschulen besucht. Sein Traum sei es gewesen, in Washington ein Flugzeug zu entführen und in das Hauptquartier der CIA zu steuern. Murad verriet dem FBI auch, er habe mit Ramzi Yousef ein halbes Jahr lang an der Operation Bojinka gearbeitet. Das Ziel sei es gewesen, so Murad, »das amerikanische Volk und die amerikanische Regierung« für die US-Außenpolitik im Nahen Osten »leiden zu lassen«. [598]
Am 19. April explodierte ein gemieteter Kleinlaster mit 2,4 Tonnen aus Nitromethan und dem Mineraldünger Ammoniumnitrat hergestelltem Sprengstoff und zerstörte ein achtstöckiges Regierungsgebäude in Oklahoma City. Terrorexperten machten im Fernsehen sofort islamische Fundamentalisten für den Anschlag verantwortlich. Aber der Täter war ein patriotischer Amerikaner. Timothy McVeigh, ein rechtsextremer Militanter, hatte den zweiten Jahrestag der Erstürmung des Hauptquartiers der Davidianer in Texas zum Anlass genommen, einen Außenposten der US-Regierung zu zerstören. Ein Verkehrspolizist nahm McVeigh neunzig Minuten nach der Explosion fest. Er raste mit einer Waffe im Handschuhfach und ohne Nummernschilder die Autobahn entlang. Das FBI entdeckte die Radachse des von McVeigh angemieteten Transporters mit der Fahrgestellnummer zwei Blocks vom Tatort entfernt. Obwohl damit nach nur zwei Tagen ein unanfechtbarer Beweis vorlag, führte das FBI im Lauf der nächsten beiden Jahre in der Sache 25000 Befragungen durch. Bisher hatte es in der Geschichte der Vereinigten Staaten keinen Terrorangriff gegeben, der so viele Opfer forderte
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