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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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wie der Bombenanschlag von Oklahoma City. Die Explosion tötete 168 Menschen, 850 wurden verwundet.
    Am 24. April wurde der Präsident der California Forestry Association, einer Lobbygruppe der Holzindustrie, durch eine an sein Büro adressierte Paketbombe getötet. Es war der letzte von 16 Mordanschlägen, die das FBI einem unbekannten Täter zuschrieb. Die Ermittlungen – geführt unter der Bezeichnung UNABOM, weil die ersten Ziele Universitäten und Fluggesellschaften gewesen waren – liefen seit siebzehn Jahren.
    Das elfwöchige Sperrfeuer der Bomben und Komplotte schien ein Produkt des Zufalls – ein Verrückter im Mittleren Westen, eine Sekte in Japan, eine Dschihad-Zelle in Manila. Aber es gab Muster. Früher wollten Bombenwerfer politisches Theater machen. Jetzt wollten sie das Theater abbrennen. Der Terrorismus war einst ein Spiel zwischen verschiedenen Ländern gewesen. Jetzt sah es immer mehr nach einem globalen Bandenkrieg aus.
    Der Terrorismus befand sich im Umbruch. Die Terrorabwehr nicht.
    Nach der Aufdeckung des Bombenkomplotts von Manila bemühte sich Präsident Clinton um eine dramatische Ausweitung der Abhör- und Überwachungsbefugnisse des FBI. Der konservativste Kongress seit zwanzig Jahren stoppte ihn. Der Kongress strich die wichtigsten Bestimmungen aus dem Gesetzentwurf – und ließ sie sechs Jahre später im Patriot Act wiederauferstehen.
    Nach monatelangem Gerangel blieben nur drei sinnvolle Maßnahmen übrig. Die neuen Gesetze schufen Kontrollen für den Verkauf von Sprengstoff. Sie ermöglichten geheime Strafverfahren gegen Terrorverdächtige. Und sie gaben dem Präsidenten grünes Licht, »internationale Infrastrukturen, die von internationalen Terroristen genutzt werden, zu zerbrechen, zu demontieren und zu vernichten«. Internationale Infrastrukturen – das war politische Sprache. Die Intention der Gesetzgeber lag auf der Hand: die Vernichtung der Terroristen. [599]   Aber erst einmal mussten die Vereinigten Staaten sie finden.
    »Das FBI zertrümmern und wieder neu aufbauen«
    Am 21. Juni 1995 unterschrieb Clinton eine Geheimdirektive, um ein neues System der Terrorabwehr zu schaffen. An die Spitze stellte er das FBI. Wie das funktionieren sollte, wenn der Präsident und der FBI-Direktor nicht miteinander redeten, blieb, wie so vieles andere, unausgesprochen.
    »Wir werden nicht zulassen, dass der Terrorismus sein Ziel erreicht«, heißt es in der Presidential Decision Directive 39 (PDD 39). »Durch unsere polizeilichen Bemühungen werden wir klarstellen, dass es keine höhere Priorität als die Verfolgung, Verhaftung und Strafverfolgung von Terroristen gibt.« [600]  
    PDD 39 übertrug dem FBI die Verantwortung für das Aufspüren versteckter Arsenale mit nuklearen, biologischen und chemischen Waffen durch »starke und rasch einsetzbare Terrorabwehrteams«. Hoover hatte sich über diese Bedrohung bereits fünfzig Jahre zuvor Sorgen gemacht. Das FBI hatte im Jahr 1995 nicht einmal fünf Agenten, die sich mit Massenvernichtungswaffen befassten. Justizministerin Reno bat den Kongress sofort um 175 zusätzliche Kräfte. Und bekam sie.
    Die Direktive machte die Überstellung von Terrorverdächtigen, die im Ausland entführt und in den Vereinigten Staaten vor Gericht gestellt wurden, für das FBI zu einer »Angelegenheit von höchster Priorität«. In den vorausgegangenen zehn Jahren war unter Reagan und Bush die Entführung von Terrorverdächtigen nur selten und mit großem Trara erfolgt. Unter Clinton sollte sie auf der Tagesordnung stehen, aber heimlich durchgeführt werden.
    Der Präsident wies das FBI an, »Informationen zu Terrorgruppen und zu den Aktivitäten internationaler Terroristen in den Vereinigten Staaten zu sammeln, zu analysieren und zu verbreiten«. Einen solchen Befehl hatte es noch nie gegeben. Auf das Sammeln von Informationen verstand sich das FBI ganz gut. Aber für die Analyse mangelte es an Kapazitäten. Es fehlten drei wesentliche Elemente: Das FBI besaß weder das Personal noch die Computer, noch die Zeit.
    In der Direktive wurde eine Latte noch höher gelegt: »Die Direktoren der Central Intelligence und des FBI sollen persönlich dafür sorgen, dass ihre Behörden im Hinblick auf den Terrorismus ein Höchstmaß an Kooperation erreichen«, hieß es darin. »Die CIA und das FBI sollen den frühzeitigen Austausch von Informationen über Terroristen gewährleisten.« Sie mussten also Informationen austauschen. Sie mussten miteinander reden. Sie

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