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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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CIA-Terrorabwehrzentrum angehörte, flog mit Patrick Fitzgerald, einem jungen Staatsanwalt und beim Bundesgericht in Manhattan zuständig für nationale Sicherheit, nach Eritrea. Zwei Wochen lang sprachen sie täglich mit al-Fadl. Sie nahmen ihn mit nach New York, und er blieb die nächsten zwei Jahre rund um die Uhr in FBI-Gewahrsam. Coleman und seine Kollegen schlossen ihn allmählich ins Herz. Sie nannten ihn Junior.
    Im Januar 1997 hatte Junior dem FBI tiefe Einblicke in die Ursprünge von Al-Qaida, seine Struktur, seine Zielsetzungen und seine Führung gegeben. Bin Laden habe seit mindestens drei Jahren immer wieder geschworen, die Vereinigten Staaten anzugreifen, erklärte al-Fadl. Amerika sei eine Schlange, hatte bin Laden seinen Anhängern gesagt. Al-Qaida müsse ihr den Kopf abhacken.
    Noch im selben Monat kehrte Dale Watson als Leiter des Bereichs internationaler Terrorismus, Abteilung Nationale Sicherheit, zum FBI zurück. Auf Anordnung des Direktors verbrachte Watson unangemessen viel Zeit mit der Jagd nach den Schatten des Anschlags auf die Khobar Towers. Aber die Zukunft interessierte ihn jetzt mehr als die Vergangenheit. Bei der CIA hatte er eine Menge gelernt. Die Behörde hatte tausende Mitarbeiter, die in ihrem Büro saßen und nachdachten. Eine seiner wichtigsten Aufgaben war es, das FBI zum Nachdenken zu bewegen.
    Clinton hatte mit seiner Presidential Decision Directive 39 dem FBI Weisung erteilt, Geheiminformationen zur Terrorbedrohung zu analysieren und Strategien zu entwickeln, Terroristen zu demontieren und zu vernichten, bevor sie erneut zuschlugen. Freeh hatte versprochen, für diese Aufgabe eine ganze Staffel strategischer Analytiker einzusetzen. Strategische Analyse war das große Ganze: die Kenntnis dessen, was der Feind denkt. Es ging nicht darum, was vor fünf Minuten passiert war, sondern was in fünf Monaten geschehen konnte. Es ging nicht um schlaue Vermutungen, sondern um gesichtete, präzisierte Informationen. Wenn sie fehlten, war jede Maßnahme mehr oder weniger ein Schuss ins Blaue.
    Watson sah sich im Hauptquartier um und fragte sich: Wo sind all die Analysten? Sie waren 1995 und 1996 eingestellt worden, fünfzig oder mehr kluge Leute, viele mit hohen akademischen Weihen. Aber sie waren entsetzt gewesen über den Zustand der Informationserfassung beim FBI. Wo waren die Computer? Wo waren die Daten? Die meisten Neueingestellten kündigten nach einem knappen Jahr. Sie hatten das Gefühl, wie Mobiliar und nicht wie Ermittler einer Bundesbehörde behandelt zu werden. Um die Jahrtausendwende befasste sich beim FBI ein einziger Analyst mit Al-Qaida.
    Watson führte nun die FBI-Einheit für radikale Fundamentalisten und eine neue bin-Laden-Einheit. Sieben Agenten, darunter Dan Coleman, arbeiteten unter der Leitung von John O’Neill, als Assistant Special Agent in New York zuständig für Terrorabwehr, an dem Fall bin Laden. Aber im Hauptquartier »dachte niemand über das Terrorabwehrprogramm nach – worin die Bedrohung bestand und was wir versuchten, dagegen auszurichten«, sagte Watson. »Und als mir ein Licht aufging, wurde mir klar, hey, wir sind ein reaktiver Haufen, und wenn wir immer nur reagieren, wird uns die Prävention nie gelingen.« Niemand dachte darüber nach, wo Al-Qaidas nächstes Ziel liegen mochte – und »niemand schaute wirklich hin«. [604]  
    Aber ein FBI-Agent äußerte sich öffentlich dazu, und das war O’Neill. Er war ein Angeber und verstand sich auf Eigenwerbung, aber er hatte Al-Qaida mit kühlem Blick studiert. O’Neill glaubte – und das sagte er jedem, der es hören wollte –, die Gruppe habe die Fähigkeit zuzuschlagen, wann und wo es ihr gefiel. »Das Gleichgewicht der Macht hat sich verschoben«, gab er in jenem Frühjahr in einer Rede in Chicago zu bedenken. »Aufgrund unserer militärischen Überlegenheit wird kein intelligenter Staat in absehbarer Zukunft die Vereinigten Staaten angreifen. Die einzige Möglichkeit, wie diese Personen uns angreifen und eine Wirkung erzielen können, besteht in Terroranschlägen.« [605]  
    Freeh hatte versprochen, einen Plan zur Bekämpfung dieser Bedrohung vorzulegen. Dem Kongress hatte er versichert, er werde die Aufwendungen »für Terrorabwehrermittlungen verdoppeln«. [606]   Aber dieses Versprechen kam erst, als der Kongress unter Clinton bereits das Terrorabwehrbudget auf 301 Millionen Dollar pro Jahr verdreifacht und die Ausgaben für das FBI von 2,4 auf 3,4 Milliarden Dollar aufgestockt

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