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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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»Das Letzte, was ich brauchte, war, mich mit Lügen herumzuschlagen, wie die Leute von der Polizei und vom FBI behandelt würden.«
    Der Erste, der geständig wurde, war Mohamed Odeh, ein in Palästina geborener Saudi, der in Jordanien aufgewachsen war und auf den Philippinen studiert hatte. Er war am internationalen Flughafen im pakistanischen Karachi von der Einwanderungspolizei verhaftet worden, wo er mit einem schlecht gefälschten Pass einzureisen versuchte. An seinem Körper fand man Spuren explosiver Stoffe. Eine Woche später wurde er nach Kenia zurückgeschickt und vom FBI verhört. Unterdessen hatte die Polizei seine Wohnung in Nairobi durchsucht, wo sie Skizzen des Gebiets rund um die amerikanische Botschaft und Bücher mit Belegen für Waffen und Training fanden.
    Am 15. August sprach Odeh im Polizeihauptpräsidium in Nairobi mit dem FBI-Agenten John Anticev – der auch die Undercover-Ermittlungen beim ersten Anschlag auf das World Trade Center durchgeführt hatte. Der Verdächtige erzählte seine Lebensgeschichte. Fünf Jahre zuvor hatte er in Peschawar, Pakistan, bin Laden und Al-Qaida die Treue geschworen. Monatelang hatte er den Bombenanschlag von Nairobi geplant.
    »Er erklärte, der Grund, warum er jetzt mit uns rede, sei, dass die Leute, mit denen er zusammen war, ihn immerfort bedrängt hätten, und dann hätten sie sich abgesetzt und ihn in der Patsche sitzen lassen«, berichtete Anticev. Odeh meinte, der Anschlag sei »Pfusch gewesen. Es gefiel ihm nicht, dass so viele Zivilisten und Kenianer umgekommen sind. Er sagte, der Bombenanschlag auf die Khobar Towers sei hundertmal besser gewesen und die Personen, die den Laster fuhren, hätten ihn in das Gebäude bringen oder bei dem Versuch sterben sollen.« [619]  
    Bald wurde klar, dass Odeh seinen Komplizen beschuldigte – den zweiten Mann, der gestand.
    Mohamed al-Owhali war in dem Laster, der die Botschaft zerstörte, Beifahrer gewesen. Im letzten Augenblick hatte er Panik bekommen. Als sich ein kenianischer Wachmann weigerte, die Holzschranke an der Einfahrt zu der Tiefgarage zu heben, sprang al-Owhali aus dem Fahrzeug, warf eine Blendgranate und floh zu Fuß. Durch die Explosion schwer verletzt, ging er kurz in sein Hotel zurück und begab sich dann ins Krankenhaus. Der Mann an der Rezeption verständigte die Polizei, die ihn durchsuchte und detaillierte Pläne für den Anschlag in seiner Hosentasche fand und ihn verhaftete.
    »Er wollte seine ganze Geschichte erzählen, von Anfang bis Ende«, berichtete der FBI-Agent Steve Gaudin, der im Lauf der folgenden Woche in einer überfüllten Polizeiwache das Geständnis des Tatverdächtigen abnahm. Gaudin hatte an der Küste von New Jersey Urlaub gemacht, als man ihn nach Nairobi beorderte. Nie zuvor hatte er mit internationalem Terrorismus zu tun gehabt. In den kommenden fünf Jahren würde er sich mit nichts anderem mehr beschäftigen. [620]  
    Al-Owhali war einundzwanzig Jahre alt und stammte aus einer wohlhabenden saudischen Familie. Geboren wurde er in Liverpool, und er wurde nicht nur im Koran und den religiösen Gesetzen der Scharia unterwiesen, sondern auch in Geschichte und Politikwissenschaften. Zwei Jahre zuvor hatte er seine Familie verlassen, um sich in Afghanistan dem Dschihad anzuschließen. »Er hatte Mr bin Laden mehrmals getroffen und ihm gegenüber Interesse an Missionen geäußert, die er durchführen wolle«, sagte der FBI-Agent. »Mr bin Laden erwiderte: ›Lass dir Zeit. Deine Mission wird zur rechten Zeit kommen.‹«
    Das Verhör gab tiefen Einblick in die Pläne und Ziele von Al-Qaida. »Al-Owhali erklärte mir, dass Osama bin Laden der Kopf von Al-Qaida ist, dass ihm aber mehrere hochrangige militärische Führer direkt unterstehen und dass bin Laden diesen militärischen Führern die politischen Ziele vorgibt«, sagte Gaudin. »Diese Leute würden dann die Anweisungen an die unteren Befehlsebenen weitergeben.« In diesem Sommer hatte al-Owhali erfahren, seine Mission bestehe darin, ein Selbstmordattentat auszuführen.
    »Es gab mehrere Gründe, warum die Wahl auf die Botschaft in Nairobi fiel«, führte al-Owhali weiter aus. »Erstens gab es in der US-Botschaft in Nairobi eine große amerikanische Präsenz, zweitens war der US-Botschafter eine Frau, und wenn sie durch die Bombe starb, würde das die öffentliche Aufmerksamkeit für den Anschlag steigern. Auch befanden sich mehrere christliche Missionare in der Botschaft. Und schließlich […] war sie ein

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