FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
sie sagen, sie führten rechtmäßige Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Foreign Agents Registration Act von 1938 durch – ein Gesetz, das die Registrierung derjenigen Personen beim Außenministerium verlangte, die ausländische Auftraggeber oder Staaten vertraten. Das war ein Täuschungsmanöver. [135]
»Und wenn es illegal ist?«
Hoover mischte nun auf höchster Ebene in der Machtpolitik mit. Im Krieg mit dem Justizminister über die Kernthemen Abhören und Überwachung brauchte er Verbündete im Kabinett.
Einen Gesinnungsgenossen fand er in Finanzminister Henry Morgenthau. Hoover kannte ihn als langjährigen Freund Roosevelts, als Enkel jüdischer Einwanderer aus Deutschland und als einen erfahrenen Ökonomen, der als Minister großes Interesse daran hatte, dass das Geld der Achsenmächte auf amerikanische Banken wanderte.
Am 10. Mai 1940 teilte Hoover Morgenthau mit, die Nazis planten, den Präsidenten zu stürzen, und das FBI benötige die Hilfe des Finanzministeriums, um weiterzuermitteln.
Seit Jahren betrieb Deutschland in den Vereinigten Staaten ein Geheimprogramm. Das Geld für dieses Programm stammte aus beschlagnahmtem und gestohlenem jüdischen Vermögen und war sowohl für die Nazis wie für amerikanische Banken äußerst lukrativ. Es war Hitlers bestes Werkzeug zur Identifizierung und Rekrutierung von Deutschen in Amerika.
Das NS-Regime verkaufte Reichsmark gegen Dollars an rückkehrwillige Deutsche in Amerika, sogenannte Rückwanderer, und erhielt damit wichtige Devisen. Zur Eröffnung eines Rückwandererkontos mussten in den USA ansässige Deutsche ein deutsches Konsulat aufsuchen, dem Dritten Reich die Treue schwören und eine eidesstattliche Erklärung abgeben, dass sie beabsichtigten, in ihre Heimat zurückzukehren.
Damit stellten die Rückkehrwilligen dem NS-Regime amerikanische Dollars zur Verfügung und investierten praktisch in den deutschen Sieg.
Vier amerikanische Banken waren im lukrativen Rückwanderer-Devisengeschäft tätig. Am bekanntesten war die Chase National Bank. Kaum bekannt war hingegen die Privatbank Robert C. Mayer & Co., der August T. Gausebeck vorstand; er stammte aus Deutschland und war Mitglied der NSDAP.
Laut Hoover hatte Gausebeck fünfstellige Dollarbeträge in unauffälligen Fünf- und Zehn-Dollar-Scheinen an Father Charles Coughlin ausgezahlt, einen berüchtigten rechtslastigen Rundfunkprediger, der gegen Roosevelt und den »Jew Deal« wetterte, eine bewaffnete Miliz namens Christian Front um sich scharte und für den Triumph des Faschismus über den Kommunismus betete. Coughlin gehörte zu Roosevelts stärksten politischen Gegnern, zu denen auch der weltberühmte Pilot und Atlantiküberquerer Charles Lindbergh zählte, der als republikanischer Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 1940 gehandelt wurde. Hoover berichtete zudem, Gausebeck plane, dem republikanischen Wahlkampfkomitee 500000 Dollar in kleinen Scheinen zukommen zu lassen. [136]
Kurz gesagt, laut Hoover unterhielt der deutsche Nachrichtendienst ein Netzwerk aus Geld- und Informationsströmen, das mitten durch das amerikanische Bankensystem lief. Nazi-Gold floss in die Kassen von Roosevelts politischen Gegnern in den Vereinigten Staaten.
Und das FBI hatte keine Möglichkeit, die Telefone dieser Leute anzuzapfen.
»Ich habe mit J. Edgar Hoover gesprochen und ihn gefragt, ob er Spione durch das Anzapfen von Telefonleitungen belauschen könne, und er verneinte; die Anweisung Bob Jacksons sei nicht zurückgenommen worden«, schrieb Morgenthau am 20. Mai in seinem akribisch geführten Tagebuch, das in der Franklin D. Roosevelt Bibliothek verwahrt wird. »Ich sagte ihm, dass ich mich sofort an die Arbeit machen würde. Er sagte, er brauche dringend [Unterstützung].«
Morgenthau nahm umgehend Kontakt mit Edwin Watson auf, dem Privatsekretär des Präsidenten. »Ich rief General Watson an und sagte, das müsse gemacht werden, und er meinte: ›Ich glaube nicht, dass es legal ist.‹«
»Und wenn es illegal ist?«, erwiderte Morgenthau – was nichts anderes hieß als: Wen stört es, wenn es illegal ist?
Fünf Minuten später rief Watson zurück. »Er sagte, er habe den Präsidenten informiert, und der Präsident habe gesagt: ›Sagen Sie Bob Jackson, er soll J. Edgar Hoover kommen lassen und ihm die Anweisung dazu erteilen; ein schriftliches Memorandum werde folgen.‹«
Schon am folgenden Tag schrieb der Präsident eine Geheimnote an Justizminister Jackson. In dieser machte er
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