FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Tat.«
Frustriert hatte er zusehen müssen, wie die Mitgliederzahl der Kommunistischen Partei, durch Amerikas Bündnis mit Stalin im Auftrieb, im Zweiten Weltkrieg ein Allzeithoch von 80000 Parteibuchinhabern erreichte. An die Außenstellen erließ er die Order, jeden einzelnen von ihnen zu observieren. Am 14. August 1943 beauftragte Hoover seine Agenten, noch intensiver nach Verdächtigen zu suchen, die ins Sicherheitsregister aufgenommen werden sollten, und dafür zu sorgen, dass das Register geheim blieb und auf keinen Fall dem Justizminister unter die Augen kam. Die Liste von Leuten, »die gefährlich oder potentiell gefährlich für die öffentliche oder die innere Sicherheit der Vereinigten Staaten sein könnten«, dürfe nur vertrauenswürdigen Vertretern der Marineaufklärung und des Nachrichtendienstes des Heeres vorgelegt werden, und auch dann nur »auf streng vertraulicher Basis«. Potentiell gefährlich bezog sich auf Menschen, die sich nichts hatten zuschulden kommen lassen außer mangelnder politischer Loyalität. [173]
Generälen wird oft vorgeworfen, sie kämpften immer noch im letzten Krieg. Hoover hingegen bereitete sich auf den nächsten vor.
Stalin war nach wie vor der mächtigste militärische Verbündete Amerikas. Und William Joseph Donovan, genannt »Wild Bill«, und seine Nachrichtendienstoffiziere im Office of Strategic Services setzten auf eine enge Zusammenarbeit mit den Sowjets. Hoover aber konzentrierte sich nunmehr mit seinem FBI-Sicherheitsregister auf die »Schlüsselfiguren« und »potentiellen Schlüsselfiguren« in der kommunistischen Unterwanderung Amerikas, und nicht mehr nur auf die Inhaber eines Parteibuchs. Bald waren Zehntausende erfasst – nahezu alle waren Kommunisten und für Hoover damit mutmaßliche Sowjetagenten. [174]
Das FBI musste in den nächsten beiden Jahren praktisch im Alleingang handeln. Aber der Auftakt zu den Geheimdienstschlachten des Kalten Krieges war gemacht.
15
Die Organisation der Welt
Wer die Sowjets ausspionieren wollte, musste Amerikaner observieren. Hoover nahm vornehmlich seine Feinde innerhalb der US-Regierung ins Visier.
Am 10. Februar 1944 schrieb er an Roosevelts engsten Berater im Weißen Haus, Harry Hopkins, und warnte ihn vor »Wild Bill« Donovans Plan, Sowjetspione nach Amerika zu holen.
Soeben habe ich aus einer vertraulichen, aber verlässlichen Quelle erfahren, dass eine Liaison-Vereinbarung zwischen dem Office of Strategic Services und der sowjetischen Geheimpolizei (NKWD) getroffen wurde, die vorsieht, Offiziere der beiden Dienste auszutauschen. Das Office of Strategic Services wird Leute nach Moskau schicken, und im Gegenzug wird der NKWD ein Büro in Washington einrichten […]
Meiner Ansicht nach ist es ein höchst gefährlicher und keineswegs wünschenswerter Vorgang, in den Vereinigten Staaten eine Einheit des russischen Geheimdienstes zu etablieren, dessen eingestandenes Ziel es ist, die Dienstgeheimnisse diverser Regierungsbehörden zu erforschen […]
Ich wollte Sie auf die potentielle Gefahr dieser Situation aufmerksam machen und werde Sie über alle weiteren diesbezüglichen Informationen auf dem Laufenden halten.
Hochachtungsvoll
J. Edgar Hoover
Das Problem war, dass der Präsident persönlich Donovan auf eine Mission nach Moskau geschickt hatte. Roosevelt hatte Donovan und den amerikanischen Botschafter W. Averell Harriman zu einem Gespräch mit dem sowjetischen Außenminister Wjatscheslaw Molotow entsandt. Es fand im Hauptquartier des sowjetischen Nachrichtendiensts in der Dserschinski-Straße statt, die nach dem Leiter der Tscheka, Lenins 1917 gegründeter Spionage- und Terrororganisation, benannt war. Sie trafen sich mit dem Chef des sowjetischen Auslandsnachrichtendienstes General Pawel Fitin und dessen Stellvertreter Gajk Owakimjan. Owakimjan war der Spion, der acht Jahre lang die sowjetischen Nachrichtendienstoperationen in Amerika geleitet hatte, bis er in New York durch das FBI verhaftet und auf Geheiß des Außenministeriums im Sommer 1941 wieder freigelassen worden war.
Die vier stießen auf die Einweihung des amerikanischen Stützpunkts in Moskau und des sowjetischen Stützpunkts in Washington an. Stalin gab rasch sein Plazet.
Am 11. Januar 1944 bemühte sich Donovan um Roosevelts Zustimmung. Sie saßen im Kartenraum, der Nachrichtenzentrale im Weißen Haus. Donovan hob die erheblichen Vorteile einer Geheimdienstliaison mit den Sowjets im Krieg gegen Hitler hervor. Zur Frage
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