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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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vor in einer Anwaltskanzlei tätig, war vom Pentagon mit einer streng geheimen Studie über den miserablen Zustand der amerikanischen Spionage beauftragt worden. Er wollte seinen Bericht an den Präsidenten dazu benutzen, sich als Direktor der CIA zu empfehlen. Im Zuge seiner Untersuchung, die ein Jahr dauerte, konsultierte Dulles Hoover und das FBI kein einziges Mal – eine gezielte Brüskierung. Aus dem Entwurf dieses Berichts, den Hoover dem Pentagon abgerungen hatte, ging hervor, dass Dulles die vom Präsidenten abgesegneten Befugnisse Hoovers in Sachen nationale Sicherheit nicht anerkannte.
    »Es ist ungeheuerlich, dass das FBI ausgegrenzt werden soll«, schrieb Hoover. [253]  
    Dulles reagierte nicht. Nach langen Bemühungen konnte ein FBI-Agent einem Mitglied des Bewilligungsausschusses des Repräsentantenhauses das neue CIA-Budget abringen: Es war auf sieben oder acht Etatposten des Pentagons aufgeteilt. Nur vier Kongressmitglieder wussten Bescheid. »Das ist das schockierendste Beispiel einer ordnungswidrigen Rechnungsführung, das mir je untergekommen ist«, notierte Hoover im Memorandum. Was noch schockierender war: Die CIA gab fünfeinhalb Mal so viel Geld aus wie das FBI. [254]  
    Hoover erkannte, dass er seinen Kampf um das Kommando im Krieg gegen den Kommunismus wiederaufnehmen musste.

21
    »Es scheint, der dritte Weltkrieg hat begonnen«
    Im Sommer 1950 realisierten die Amerikaner, dass der Kalte Krieg ein echter Krieg war, bei dem das Überleben der Menschheit auf dem Spiel stand. Hoovers FBI kämpfte einen schweren Kampf an der Heimatfront. Die Auswirkungen waren in jedem Klassenzimmer und auf jedem Universitätscampus Amerikas zu spüren. Am 24. Juli 1950, einen Monat nach Beginn des Koreakriegs, sicherte sich Hoover eine offizielle Erklärung Präsident Trumans, mit der er die Befugnisse des FBI auf »Spionage, Sabotage, subversive Aktivitäten und verwandte Angelegenheiten« erweiterte, die Amerikas nationale Sicherheit bedrohten: ein Mandat, noch weitreichender als die Vollmachten, die Roosevelt dem FBI im Zweiten Weltkrieg erteilt hatte. [255]   Am 24. August versuchte Hoover, diesen Machtzuwachs mit einem wahrhaft alarmierenden, streng geheimen Bericht an den Präsidenten zu rechtfertigen. Er warnte, dass eine unsichtbare Armee – zehntausende eingeschworene Kommunisten im Untergrund – bereitstünde, den Kampf gegen die Vereinigten Staaten zu führen.
    Er entwarf ein ausgefeiltes Szenario vom Untergang amerikanischer Städte durch Selbstmordanschläge. Hoover stützte sich bei seinen Warnungen vor einem terroristischen Massenmord auf »zehn hochkarätige und höchst zuverlässige Informanten des FBI«. Einige seiner geheimen Gewährsmänner waren ehemalige Mitglieder der Kommunistischen Partei, die als Zeugen vor Bundesgeschworenengerichten oder vor Gericht ausgesagt hatten. Andere waren sowjetische Geheimagenten, die 20 Jahre oder noch länger aktiv gewesen waren. Das schrieb Hoover in seinem Bericht an das Weiße Haus. [256]  
    »Die sowjetische Führung wird alle Möglichkeiten nutzen, um ihr Ziel der totalen Weltherrschaft zu erreichen«, heißt es in Hoovers Bericht. »Im Falle eines Konflikts zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion werden die Kommunisten alles tun, um diesem Land zu schaden.« Sie werden das Militär infiltrieren, so Hoover weiter, zur Meuterei anstacheln, Rassenunruhen provozieren, die Rüstungsindustrie sabotieren, die Wirtschaft durch Streiks und Sabotage ruinieren, Rundfunk- und Fernsehstationen in ihre Gewalt bringen und die Menschen mit Propaganda überschwemmen. Die amerikanischen Kommunisten hätten »die großen Industriezentren in den Vereinigten Staaten« ausgekundschaftet, behauptete ein Informant, »einschließlich der strategisch wichtigen Punkte, die im Falle eines Krieges eingenommen oder zerstört werden sollten.«
    Das Schlimmste hob sich Hoover für den Schluss auf: Die Sowjetunion werde »nicht zögern, Atombomben auf jedes beliebige Ziel abzuwerfen, und zwar durch Selbstmordanschläge«. Hoover prophezeite »Selbstmordanschläge mit Flugzeugen, die Atombomben an Bord« hätten, und »großflächige Selbstmordanschläge mit Fallschirmen, die kleine Bomben oder andere Sprengsätze« trügen. Die Fallschirmspringer würden bei der Landung von amerikanischen Kommunisten unterstützt. Es wäre ein großangelegter Angriff, denn laut Hoover wurden Millionen russischer Kinder als Fallschirmspringer ausgebildet.
    Teile von Atom-

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