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Feanors Fluch

Feanors Fluch

Titel: Feanors Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Berg allein, die letzte Insel einer untergegangenen Welt. Alle Lieder verstummten. Schweigen war in Valinor, und kein Laut war mehr zu hören, nur von fern her trug der Wind durch den Gebirgspaß Klagerufe der Teleri, wie die kalten Schreie der Möwen. Denn es blies kühl aus dem Osten zu jener Stunde, und die großen Schatten der See rollten gegen die Felsen am Ufer.
    Manwe aber sah von seinem hohen Sitz hinaus, und sein Auge allein vermochte die Nacht zu durchdringen, bis auch er ein Dunkel in der Dunkelheit sah, das den Blick nicht einließ, riesengroß, doch in weiter Ferne, wo es in großer Eile nun nordwärts zog; und er wußte, daß Melkor gekommen und gegangen war.
    Nun begann die Verfolgung; und die Erde zitterte unter den Rossen von Oromes Schar, und das Feuer, das Nahars Hufe schlugen, war das erste Licht, das man wieder in Valinor sah. Doch sobald die Reiter der Valar Ungolianths Wolke eingeholt hatten, fielen Blindheit und Verzagen über sie, und sie wurden versprengt und wußten nicht, wohin sie ritten; und der Klang des Valaroma stockte und erstarb. Und Tulkas wurde in einem schwarzen Netz von Nacht gefangen, und er stand machtlos da und schlug vergebens um sich. Und als das Dunkel vorüber war, da war es zu spät. Melkor war, wohin er gehen wollte, und seine Rache hatte er geübt.

 
Von der Verbannung der Noldor
    Nach einer Weile sammelte sich eine große Menge um den Schicksalsring; und die Valar saßen im Dunkeln, denn es war Nacht. Doch von oben herab schimmerten nun Vardas Sterne, und die Luft war rein, denn Manwes Winde hatten die Todesdämpfe weggeweht und die Schatten des Meeres vertrieben. Da erhob sich Yavanna und trat auf den Grünen Hügel Ezellohar, doch der war nun schwarz und kahl. Und sie legte die Hände auf die Bäume, doch sie waren dunkel und tot, und jeder Zweig, den sie anrührte, brach ab und fiel ihr leblos zu Füßen. Da brachen viele Stimmen in Klagen aus, und den Trauernden schien es, als hätten sie den Becher des Leids schon bis zur Neige geleert. Doch dem war nicht so.
    Yavanna sprach zu den Valar und sagte: »Das Licht der Bäume ist hin und lebt jetzt nur noch in den Silmaril. Hellsichtig war Feanor! Einmal, nur einmal können auch die Mächtigsten unter Iluvatar manche Werke vollbringen. Das Licht der Bäume habe ich zum Sein erweckt, und nie wieder kann ich es tun, solange Ea dauert. Doch hätte ich nur ein wenig von diesem Licht, so könnte ich die Bäume wieder ins Leben zurückrufen, ehe ihre Wurzeln verfault sind; und dann wäre unser Schmerz geheilt und Melkors Tücke vereitelt.«
    Da sprach Manwe und sagte: »Hast du vernommen, was Yavanna gesagt, Feanor, Finwes Sohn? Wirst du gewähren, was sie verlangt?«
    Lange schwiegen sie, doch Feanor erwiderte kein Wort. Da rief Tulkas: »Sprich, o Noldo, ja oder nein! Doch wer könnte Yavanna dies verwehren? Und ist das Licht der Silmaril nicht von ihrem Werke genommen?«
    Doch Aule, der Meister, sagte: »Vorlaut sprichst du! Mehr verlangen wir von ihm, als du ahnst. Laßt ihn noch eine Weile in Frieden.«
    Doch nun sprach Feanor, bitterlich weinend: »Der Geringe wie der Hohe kann manches Werk nur einmal vollbringen, und an diesem Werk hängt sein Herz. Ich kann vielleicht meine Steine hergeben, doch nie mehr werde ich ihresgleichen schaffen; und wenn ich sie zerbrechen muß, so zerbreche ich mein Herz, und ich werde erschlagen, als erster von allen Eldar in Aman.«
    »Nicht als erster«, sagte Mandos, doch das verstand niemand, und wieder war Schweigen, während Feanor im Dunkeln brütete. Ihm schien, er sei umringt von Feinden, und Melkors Worte fielen ihm wieder ein, daß die Silmaril nicht sicher seien, weil die Valar sie besitzen wollten. »Und ist er nicht ebenso ein Vala wie sie«, dachte er, »und sollte er ihr Herz nicht kennen? Fürwahr, der Dieb wird die Diebe verraten!« Dann rief er laut aus: »Dies tu ich nicht aus freiem Willen! Wenn aber die Valar mich zwingen, dann weiß ich, wahrlich von ihrer Sippe ist Melkor.«
    Da stand Feanor auf, und die Faust vor Manwe erhebend, verfluchte er Melkor und hieß ihn Morgoth, den Schwarzen Feind der Welt; und für mit ihren Tränen den Schmutz Ungolianths ab; und klagend sang sie von der Bitterkeit der Welt und vom Verderben Ardas.
    Doch während Nienna noch klagte, kamen Boten aus Formenos; es waren Noldor, und sie brachten Nachricht von neuem Unheil. Eine blinde Dunkelheit, so berichteten sie, war nach Norden gekommen, und darin ging eine Kraft, für die es keinen

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