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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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der Jagd nach diesem Joe verschrieben.«
    »Und wie kommt’s, dass du nicht gleich zu den Mortons gegangen bist?«
    Victor grinste schwach – ein Lächeln, wie man es auf dem Sterbebett lächelt. »Sie haben gedacht, das wäre mein Plan, hm?«
    »Wenn du damit durchgekommen wärst, hättest du’s gemacht.«
    »Nein. Das hätte ich nicht gewagt. Nicht, solange ich diesen Joe nicht irgendwo hinter Schloss und Riegel gehabt hätte. Wenn ich ihn an Danny Morton verkauft hätte und nicht liefern könnte, wär ich ein toter Mann.« Die Ironie rang Vic ein bellendes Lachen ab. »Danny Morton ist ein gefährlicher Spinner. Ich dachte – ha –, ich dachte, es wäre sicherer, wenn ich das Geschäft mit Ihnen mache.«
    Das wiederum entlockte Leon ein Lächeln. Er bemerkte, dass Fenton über irgendetwas nachgrübelte.
    »Du sagtest, Doug Morton hatte zwei Söhne?«
    »Ja«, antwortete Victor. »Der ältere … äh, Gary hieß er, glaube ich. Den hat’s erwischt, als das Goldbarren-Ding in die Binsen ging.«
    Er blickte auf und hielt Leons Blick stand. Ein kalter Schauer überlief Leon, als er erriet, was Victor als Nächstes sagen würde.
    »Dieser Joe hat ihn umgelegt. Er hat Doug Mortons Sohn ermordet – Dannys großen Bruder. Deswegen sind sie so hinter ihm her. Sie würden alles dafür geben, ihn in die Finger zu kriegen.«

    49
    In gewisser Hinsicht war es die einfachste Sache der Welt, sie zu küssen. Es erforderte praktisch keine Anstrengung und noch weniger Überlegung: Er tat es einfach.
    In anderer Hinsicht war es weitaus schwieriger. Was Joe durch den Kopf ging, als ihre Lippen sich trafen, war simpel, aber schmerzlich: zwei Bilder und ein einziger Gedanke.
    Helen.
    Diana.
    Verrat.
    Dann nahm der Kuss ihn vollkommen in Anspruch, blendete alles aus bis auf das intensive, erregende Hier-und-jetzt-Gefühl der körperlichen Nähe. Nichts sonst zählte. Nichts sonst störte. Ein vollkommener Moment, und wie alle vollkommenen Momente war er viel zu schnell vorbei.
    Sie lösten sich voneinander und starrten sich an.
    Ellie sagte: »O Gott.« Sie hob unwillkürlich die Hand an den Mund und befühlte mit den Fingerspitzen behutsam ihre Unterlippe, als müsse sie sich vergewissern, wo sie war und was sie getan hatte. »Es ist einfach so lange her. Ich hatte vergessen …«
    Joe nickte. »Geht mir genauso.«
    Sie dachte darüber nach und sagte dann: »Können wir das noch mal machen?«
    »Ja«, sagte er.
    Das zweite Mal war zugleich besser und schlimmer. Nicht mehr so unbeholfen, verständlicherweise, aber auch nicht mehr so unbefangen. Wieder folgte eine Atempause, in der sie beide nach Luft schnappten. Diesmal fuhr Ellie sich ganz langsam mit der Zungenspitze über die Oberlippe, dann die Unterlippe. Sie war sich nicht bewusst, welche Wirkung das auf Joe hatte, bis er den Blick von ihr losriss.
    Er rückte auf sie zu, doch sie streckte beide Hände aus und fasste ihn an den Schultern.
    »Joe, das ist wunderbar …«
    »Aber?«
    »Ich bin müde. Und ein bisschen betrunken. Möglicherweise sehr betrunken. Und ich bin aufgeregt, aber auch verwirrt, und ein bisschen Angst habe ich auch. Ich denke …«
    »Es wird Zeit, dass ich gehe?«, sagte er, und sie nickte widerstrebend.
    »Ich denke, das wäre das Beste.«
    »Danny Morton.«
    Victor nickte. Er war auf dem Stuhl zusammengesackt mit hängendem Kopf und geschlossenen Augen. Leon dachte, er sei in Ohnmacht gefallen, doch dann sagte er: »Danny Morton, ganz genau. Das ist Ihr Mann.«
    »Du hast nicht zufällig seine Nummer?«
    Victor konnte unmöglich den Sarkasmus herausgehört haben. Er riss die Augen weit auf und starrte Leon an. Dafür, dass sie im Kopf eines toten Mannes saßen, wirkten sie viel zu lebendig und wach, voll irrer Hoffnung.
    »Ja, ja, die kann ich Ihnen besorgen. Ich glaub sogar, dass ich seine Adresse zu Hause irgendwo habe …«
    »Hast du nicht.«
    »Ehrlich, Mr Race. Ich lüg Sie nicht an. Ich kann Ihnen helfen.«
    »Sie ist nicht in deiner Wohnung. Das kannst du mir glauben.«
    Leon sah Victor volle zehn Sekunden in die Augen, ehe dieser verzweifelt aufstöhnte. Jetzt hatte er endlich begriffen, dass er ihnen alles gegeben hatte, was sie wollten, und dass er dafür keine Gegenleistung bekommen würde.
    Tja, dumm gelaufen , dachte Leon. Das wird dich lehren, dass man mit mir nicht pokert …
    Er sah sich im Raum um: Reece hielt immer noch den Bolzenscheider in der Hand und konnte es kaum erwarten weiterzumachen. Todd saß direkt hinter ihm, ganz

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