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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Schritt auseinander. Unter verlegenem Lächeln, übertriebenen Seufzern und allerhand überflüssiger Geschäftigkeit trugen sie ihre leeren Gläser in die Küche.
    »Wir wollten doch Kaffee trinken«, sagte Ellie.
    »Ich bin pappsatt. Ein andermal vielleicht?«
    »Ja. Sicher. Sag, und du bist wirklich nicht böse …«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Draußen in der Diele wirkte sie plötzlich ungewöhnlich gedrückt. »Erinnerst du dich daran, was du neulich gesagt hast – dass Diana einen neuen Freund hat? Also, zuerst dachte ich, du wüsstest doch sicher, dass ich Glenns Exfrau bin, und wolltest es mir nur unter die Nase reiben.«
    Joe war schockiert. »Warum sollte ich das tun?«
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich habe ich mir angewöhnt, mit dem Schlimmsten zu rechnen. Hier herrschen grausame Sitten.«
    Er zog seine Jacke an und grübelte über die Folgerungen dessen nach, was er heute Abend erfahren hatte.
    »Du hast gesagt, dass Glenn nicht aus seiner Haut kann. Glaubst du, dass er immer noch seine Affären hat?«
    »Das ist mehr als wahrscheinlich – er kann es so wenig lassen wie eine Katze das Mausen. Aber das darfst du Diana nicht erzählen. Es würde nur ihr Misstrauen schüren.«
    Ellie öffnete die Haustür und spähte hinaus. »Da wird sicher der eine oder andere Vorhang zucken, wenn du gehst.«
    »Hast du Sorge, dass Glenn es erfahren könnte?«
    »Diana wird es ihm erzählen, oder nicht?«, meinte sie, und Joe kam sich dumm vor, weil er nicht daran gedacht hatte. Natürlich würde sie es erzählen.
    Und wenn Glenn es einmal weiß, wird es auch Leon erfahren.
    »Was weißt du über Leons Liebesleben?«, fragte er. »Ist er verheiratet? Oder vielleicht schwul, oder was?«
    Ellie verschränkte die Arme vor der Brust und schauderte. »Ich weiß es nicht. Ich glaube, er hatte schon die eine oder andere Freundin. Gelegentlich sieht man ihn mit einer eleganten Schönheit an seiner Seite, aber Glenn behauptet, dass er für gesellschaftliche Anlässe Hostessen engagiert. Sowieso hat er ja zu Hause meistens seine ganze Entourage um sich herum. Ich kann mir keine Ehefrau oder Freundin vorstellen, die sich das bieten lassen würde.«
    »Ganz abgesehen davon, wie er die Menschen behandelt«, sagte Joe und fügte rasch hinzu: »Angeblich.«
    Sie lächelte, ging aber nicht auf die Bemerkung ein. Er trat über die Schwelle und wandte sich noch einmal zu ihr um. Ihr Abschiedskuss war durchaus leidenschaftlich, aber die Funken sprühten nicht ganz so heftig wie zuvor im Wohnzimmer.
    »Sehen wir uns bald wieder?«, fragte er, und sie nickte eifrig.
    »Ich hoffe es.«
    Joe ging die Straße entlang. Er merkte, dass er angenehm beschwipst war und auch auf angenehme Weise durcheinander. Er nahm die Erinnerung an einen denkwürdigen Kuss mit, aber es war nichts passiert, was er bedauern würde.
    Es war ein idealer Abend für einen gemächlichen Spaziergang: klar und windstill. Der Himmel war voller Sterne, und der Mond malte ein silbern glänzendes Band auf die glasige See. In den Bäumen eines großen, verwahrlosten Gartens sangen ein paar verspätete Vögel. Bis auf ihr Gezwitscher und das ferne, sanfte Rauschen der Brandung war alles still.
    In seiner verträumten Stimmung kam ihm eine Zeile aus Unter dem Milchwald in den Sinn: Und all die Leute in der eingelullten umstummten Stadt liegen und schlafen.
    Aber nicht alle. Im Bestattungsinstitut brannte noch Licht.
    Das Hauptgebäude lag im Dunkeln, doch das Tor stand offen. Das Licht kam aus dem Flachdachanbau am Ende des Hofs. Die Limousine parkte dort, wo Joe sie neulich gesehen hatte; der Leichenwagen dicht daneben, um Platz für ein drittes Fahrzeug zu schaffen: einen schwarzen Ford Transit, der rückwärts an eine Doppeltür herangefahren war.
    Joe betrachtete die Szenerie. Er konnte die Möglichkeit nicht ausschließen, dass dies eine weitere Falle war, hielt es aber nicht für wahrscheinlich. Trotzdem wartete er eine oder zwei Minuten ab, bis er sich sicher war, dass niemand ihn aus der Dunkelheit heraus beobachtete. Er wollte sich gerade in Bewegung setzen, als ihm die Bilder einfielen, die er in Leons Videoraum gesehen hatte: Aufnahmen von einer Überwachungskamera, die eben diesen Hof zeigten.
    Aber jetzt war seine Neugier geweckt. Eine Kamera kann doch einen betrunkenen Idioten nicht abschrecken, schoss es ihm durch den Kopf, als er mit gesenktem Kopf über den Hof eilte und sich dabei so weit wie möglich im Schatten des Hauptgebäudes hielt. Aus der Nähe

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