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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Handtüchern auf, mit denen sie den Schweiß aufgewischt hatten.
    Nachdem er sich die Seele aus dem Leib gekotzt hatte, war Vic zu erschöpft, um zu schreien oder zu weinen. Die gebrochenen Knochen pochten wie Presslufthämmer, und seine anschwellenden Füße drückten gegen das steife Leder. Er hätte die Stiefel gar nicht mehr ausziehen können, selbst wenn er es gewollt hätte.
    »Keine Sperenzchen mehr«, sagte Leon. »Du beantwortest jetzt alle Fragen wahrheitsgemäß. Wenn du das tust und ich mit den Antworten zufrieden bin, musst du vielleicht nicht mehr allzu viele Schmerzen leiden. Ist das klar?«
    Vic nickte. Erprobte seine Stimme und krächzte: »Ja. Ja, Mr Race.«
    »Als Erstes wüsste ich gerne, wie ein hoffnungsloser alter Sack wie du an Informationen gekommen sein will, die ein Vermögen wert sind.«
    Vic schloss die Augen, während er seine Gedanken sortierte. Er hatte gewiss nicht die Absicht, Leon noch weiter zu verärgern, aber trotz allem – trotz des menschenleeren Lokals, der gnadenlosen Brutalität, mit der sie ihn verstümmelt hatten – konnte er sich nicht ganz von der Vorstellung verabschieden, dass sich aus der Sache noch etwas herausschlagen ließe. Eine Bezahlung, wie bescheiden sie auch sein mochte. Genug für das Taxi nach Bodmin und eine Flasche billigen Whisky.
    »Im Knast«, sagte er. »Vor ein paar Jahren. Die Verurteilung war ein Witz – diese Scheißbullen hatten mich gelinkt …«
    »Victor«, säuselte Leon, »sehen wir etwa aus, als ob uns das einen Scheißdreck interessiert?«
    »Tut mir leid. Also, ich hab jedenfalls achtzehn Monate gekriegt. Sie haben mich von einem Knast in den anderen abgeschoben, wie das so üblich ist. Eine Zeitlang saß ich in Belmarsh mit ein paar richtig schweren Jungs. Erste Liga waren die.«
    »Ach ja? Wer denn zum Beispiel?«
    »Na ja, vielleicht nicht die absolute Spitze. Nicht ManU oder so, aber schon so was wie Newcastle oder West Brom.«
    »Was ist mit Arsenal?«, fragte Fenton mit selbstgefälligem Grinsen.
    »Arsenale findet man öfter im Knast«, fügte Leon amüsiert hinzu. Sogar Vic brachte ein Lächeln zustande. Er konnte es ihnen doch nicht verdenken, wenn sie die Situation ein bisschen mit Humor auflockern wollten.
    »Und da war also dieser Typ, der hatte einen tierischen Hass auf Ihren Mann.«
    »Joe?«
    »M-hm. Er hatte ein Foto von ihm in der Zelle. Ziemlich miese Qualität. Ganz oft kopiert, sodass es schon ganz grieselig war. Aber er war es. Euer Mann.«
    »Hast du auch einen Namen für uns?«
    »Ich hab mir das Hirn zermartert, ehrlich. ›Joe‹ hört sich für mich richtig an, aber ich erinnere mich nicht an den Nachnamen. Ich will Sie ja nicht anlügen und einfach einen erfinden.«
    »Nein, das willst du nicht«, sagte Leon.
    »Und warum hatte der Typ so einen Hass auf ihn?«, fragte Fenton.
    »Dieser Joe, der ist ein Bulle«, erklärte Vic. Er hätte eine stärkere Reaktion auf seine Enthüllung erwartet als die, die er bekam.
    »Und er ist immer noch im Polizeidienst? Das weißt du ganz sicher?«
    »Also … nein. Aber damals war er’s jedenfalls. Das ist nicht alles …«
    Vic hielt inne. Er wollte, dass sie zu würdigen wussten, was er für sie hatte. Seine Augen wollten nicht aufhören zu tränen, und er konnte Leon und Fenton, die sich vor ihm aufgebaut hatten, nur verschwommen sehen. Sie sahen nicht zufrieden aus. Nicht beeindruckt.
    »Er hat nämlich undercover gearbeitet, okay? Mein Zellengenosse in Belmarsh hatte ein ganz großes Ding geplant. Goldbarren. Dieser Joe hat sich in die Bande eingeschleust und ihre ganzen Pläne durchkreuzt. Hat die ganze Organisation von innen raus gesprengt.«

    48
    Joe wollte sie nicht weiter mit Fragen bedrängen. Es war ein Abend, wie er ihn seit Jahren nicht mehr erlebt hatte, voll verlockender Möglichkeiten, gefährlich und aufregend.
    Sie waren wieder ins Wohnzimmer zurückgegangen. Jetzt, nachdem sie gegessen hatten, wirkte Ellie entspannter; ihre Stimme war weicher, ihre Bewegungen träger. Immer wieder wurde er von ihren Augen angezogen; jedes Mal, wenn ihre Blicke sich trafen, fiel es ihm schwerer, sich davon loszureißen.
    »Reden Sie weiter«, sagte sie und riss ihn aus seiner Träumerei. »Woran denken Sie gerade?«
    An meine Frau , hätte er antworten können. Und an die Schuldgefühle, die in seinem Schädel rumorten wie ein Zahnarztbohrer.
    Er fragte: »Hat Leon auch Polizeibeamte auf seiner Gehaltsliste?«
    Ellie sah ihn an, als ob sie herauszufinden versuchte, was

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