Fear
gegolten, die ebenfalls ums Leben gekommen waren, darunter in der Tat Gary Morton.
Einige der längeren investigativen Artikel bestätigten, dass ein verdeckter Ermittler die Bande unterwandert hatte. Der Erfolg der Operation, so wurde angedeutet, war durch die Tatsache gefährdet worden, dass einer oder mehrere korrupte Beamte auf der Gehaltsliste der Mortons gestanden hatten. Ein paar hohe Tiere aus dem Polizeipräsidium hatten für diverse Verfahrensfehler leichte Rügen kassiert, und man war wieder zum Alltag übergegangen.
Nur Doug Morton nicht.
Jetzt machte Glenn, der dabei einen Bagel mampfte, einen weiteren in seinen Augen genialen Vorschlag. »Wir wissen, dass dieser Kerl ein Risiko darstellt. Warum halten wir ihn nicht einfach gefangen, bis wir so weit sind, dass wir den Deal aushandeln können?«
Fenton schaltete sich ein: »Wir dürfen die – zugegeben nicht sehr hohe – Wahrscheinlichkeit, dass Victor uns angelogen hat, nicht ganz aus den Augen verlieren. Selbst wenn er tatsächlich im Gefängnis Morton begegnet ist, könnte das mit Joes Beteiligung an der Aktion eine Erfindung sein oder gar ein Irrtum. Er hat zugegeben, dass das Foto, das er gesehen hat, nicht sehr scharf war.«
Bei dem Gedanken wurde Leon ganz anders. Er seufzte verdrießlich und sagte: »Guter Einwand, Clive. Aber wir müssen ihn genau im Auge behalten. Er darf uns jetzt nicht durch die Lappen gehen.«
»Wir dürfen ihn aber auch nicht verschrecken. Der Mann ist auf der Flucht vor Leuten, die ihm nach dem Leben trachten, vergiss das nicht.«
Leon nickte. Zu Glenn sagte er: »Geh rüber zu Diana und check die Lage. Meinst du, das kriegst du hin?«
»Subtiles Vorgehen ist das Gebot der Stunde«, fügte Fenton hinzu. »Sobald er Lunte riecht …« Er machte mit seinen Wurstfingern eine flatternde Bewegung in der Luft, die nur sehr entfernt an einen Vogel erinnerte. »… ist er auf und davon.«
Nachdem Glenn gegangen war, besprachen sie, wie sie an Danny Morton herantreten wollten. Leon hatte einen Vertrauten in London bestimmt, der die Aufgabe hatte, eine Telefonnummer zu besorgen. Aber der schwierige Teil war nicht, mit dem Mann Kontakt aufzunehmen. Sondern die Frage, was sie ihm eigentlich sagen sollten.
»Wenn schon ein abgebrannter Versager wie Vic Smith uns übers Ohr hauen wollte, dann kannst du Gift drauf nehmen, dass Morton jede Chance dazu nutzen wird.«
Fenton pflichtete ihm bei. »Wenn wir unsere Trümpfe zu früh ausspielen, wird er uns über den Tisch ziehen.«
»Wenn ihr mich fragt, müssen wir Morton von Anfang an sagen, wer wir sind. Aber kein Wort über Joe, solange wir diesen Burschen nicht persönlich getroffen haben und wissen, was wir von ihm zu halten haben.«
»Was willst du ihm denn sagen?«, fragte Cadwell. Leon hatte sich widerstrebend bereit erklärt, ihm einen Anteil vom Erlös abzutreten als Gegenleistung für seine Hilfe bei der Beseitigung von Smiths Leiche.
Fenton sagte: »Da können wir sicher irgendein allgemein gehaltenes Angebot formulieren.«
Sie diskutierten immer noch darüber, als das Telefon klingelte. Leon stellte den Anruf auf Lautsprecher. Es war Glenn, und er klang panisch.
»Er ist nicht hier.«
»Was?«
»Ich bin bei Diana. Also, vor dem Haus. Ich hab gesagt, ich müsste mal telefonieren. Joe ist nicht hier.«
»Wo ist er?«
»Sie weiß es nicht. Er wollte ihren Wagen nehmen. Hat nicht gesagt, wo er hinfährt.«
Leon holte tief Luft. »Dann kommt er aber wieder, oder?«
»Ich hoffe es. Aber nach dem, was ihr von letzter Nacht erzählt habt … Wenn er das war bei Cadwell …«
Leon sah zu den beiden anderen, die auf eine Antwort von ihm warteten. Er knirschte mit den Zähnen. »Sie muss doch irgendeine Vermutung haben. Quetsch es aus ihr raus.«
Glenn schwieg einen Moment, als ob er mit der Versuchung kämpfte, Leon anzuschnauzen. »Ich sollte doch subtil vorgehen.«
»Hast du in seinem Zimmer nachgeschaut?«
»Wie soll ich das denn machen, ohne dass sie es mitkriegt …?«
»Herrgott noch mal. Jetzt geh einfach rein und frühstücke mit ihr. Ich bin in zehn Minuten dort.«
53
Joe sagte sich, dass er es für Alise tat, aber die Wirklichkeit war doch wesentlich komplizierter, wie er sich schließlich eingestehen musste.
Die Straßenverhältnisse waren ideal für eine lange Fahrt: das Wetter trocken und sonnig und so gut wie kein Verkehr, was ihm gestattete, innerlich auf Autopilot zu schalten und in aller Ruhe nachzudenken.
Er wusste natürlich, dass es sich
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