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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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die Worte aus. All die verdammten Ratschläge – er hatte nie erkannt, was in Wahrheit dahintersteckte: Manipulation. Sie zogen und zerrten und schoben ihn herum, bis sie ihn genau in der Position hatten, die ihnen am besten in den Kram passte.
    Er rang den Schmerz nieder. Schlug die Augen auf und erblickte Joe Carter, gefilmt von der Überwachungskamera, wie er den Transporter parkte.
    »Ihr sorgt dafür, dass er beschäftigt ist?«, fragte er Glenn, der nur nickte. Er schmollte immer noch wegen der Auseinandersetzung am Morgen.
    Leon wechselte von einer Kamera zur nächsten, folgte Joe ins Haus und beobachtete ihn aufmerksam, als er mit Kestle sprach. Immerhin: Joes Körpersprache war entspannt, das war immerhin ein gutes Zeichen.
    Er ahnt nichts, dachte Leon.
    63
    Als Joe am Dienstagmorgen erwachte, regnete es leicht, aber anhaltend. Wieder war Diana bereits in der Küche zugange, als er herunterkam. Erst eine Woche, und schon hatte sich zwischen ihnen eine Art Routine eingespielt.
    Am Abend hatte er ihr gesagt, dass er wahrscheinlich auf seinen ursprünglichen Plan zurückkommen und am Ende der Woche abreisen würde. Diana hatte seine Befürchtungen wegen Vergeltungsmaßnahmen zu zerstreuen versucht. »So dumm werden sie nicht sein.«
    »Hat Glenn sich seit Sonntag noch mal gemeldet?«
    »Er ruft ständig an und schickt SMS.« Sie lächelte. »Bis jetzt habe ich alles ignoriert.«
    Da es nicht so aussah, als ob der Regen bald nachlassen würde, bestand sie darauf, ihn zu Leon zu fahren. Er trug die Jacke, die er in Bristol gekauft hatte, und zur Sicherheit hatte er auch noch die Mütze eingesteckt – eine Verkleidung für seine Rückkehr in Lindsey Bevans Haus.
    Kestle hatte seine Papiere schon fertig. Pam schien nicht da zu sein – und auch sonst war weit und breit niemand zu sehen. »Sind alle ausgeflogen. Wichtiges Meeting irgendwo.« Dann verstummte er – vielleicht war ihm bewusst geworden, dass er dem Kollegen, dem er noch längst nicht über den Weg traute, schon mehr als genug verraten hatte.
    Bevor Joe losfuhr, verschwand Kestle kurz im Videoraum und kam mit einer Zeitung zurück, die er Joe hinhielt. Der schüttelte nur den Kopf.
    »Nicht mein Geschmack, danke.«
    »Anweisung von Leon.« Kestle drückte ihm die Zeitung in die Hand. »Jeder kriegt eine.«
    Eine von Leons eisernen Regeln war, dass kein Fahrzeug, in dem er unterwegs war, das Tempolimit überschreiten durfte, und schon gar nicht außerhalb ihres Heimatreviers. Der Grund war eine Geschichte, die er einmal über Al Capone gehört hatte: Der war nach jahrelangen kriminellen Aktivitäten schließlich wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis gewandert. Deshalb hatte Leons Flotte stets verkehrstüchtig zu sein, und mit Steuern und Versicherung musste alles korrekt sein.
    »Wenn sie dich wegen der großen Sachen nicht drankriegen«, so hatte man ihn gewarnt, »dann sind sie genauso zufrieden, wenn sie dich mit irgendwelchem Kleinkram drankriegen können. Hauptsache, sie können irgendwo den Hebel ansetzen.«
    Heute, mit Bruce am Steuer eines nagelneuen Range Rover, war die Gefahr, dass Leons Regel verletzt würde, ständig präsent. Er war es allmählich satt, seinen Fahrer zu ermahnen, langsamer zu fahren, und die anderen waren es satt, ihm dabei zuzuhören.
    »Ich denk mal, du musst dir keine allzu großen Sorgen machen – jetzt nicht mehr.« Glenn saß hinten neben Fenton. Er tippte auf die Zeitung, die ausgebreitet auf seinem Schoß lag. »Wenn die Bullen uns anhalten, zeigst du ihnen einfach das hier. Damit kannst du dir praktisch alles erlauben.«
    Leon schnaubte und versuchte seine Befriedigung zu verbergen. Er hatte sich die entscheidenden Sätze schon eingeprägt, seit er am Sonntag einen Vorabdruck des Artikels bekommen hatte.
    Die Stadt, die »Broken Britain« beschämt: Das gefiel ihm.
    Er sieht vielleicht nicht so aus, wie man sich einen Retter in der Not vorstellt , begann der Artikel und verdarb dann alles mit einem arroganten Seitenhieb auf seinen Modegeschmack, ehe er fortfuhr: … aber dieser raubeinige Koloss aus dem tiefsten Cornwall könnte uns allen eine Lehrstunde darin erteilen, wie man eine sichere, familienfreundliche Gesellschaft schafft.
    Es herrschte eine überschwängliche Stimmung im Auto, als sie alle den Artikel studierten, einander einzelne Passagen laut vorlasen und sich ein bisschen über die Fotos mokierten. Leon fand sie großartig: ein schönes großes Porträt von ihm draußen auf der Veranda und dann

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