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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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das Gruppenbild von letzter Woche, so zugeschnitten, dass nur Leon, irgendein Bürgermeister mit einem fragwürdigen Toupet und der Polizeipräsident zu sehen waren.
    Glenn las die Bildunterschrift unter dem Porträt vor: » Leon Race: Ein leuchtendes Beispiel für die neue Zivilgesellschaft in Aktion. «
    »Keine Ahnung, was das heißen soll«, meinte Leon abfällig.
    »Ich könnte es erklären, aber es ist furchtbar langweilig und im Grunde ein Haufen Nonsens«, sagte Fenton.
    »Da kommt eine Raststätte«, kündigte Bruce an.
    »Ich hoffe, du hast einen Stift dabei«, sagte Glenn.
    »Was?«
    »Für die Autogramme.«
    »Haha.« Leon drehte sich um und tat so, als wollte er nach Glenn schlagen, aber sie konnten alle sehen, dass er von der Idee begeistert war.
    Joe beschloss, es als gutes Omen zu betrachten, dass Leon nicht in Trelennan war. Mit ein bisschen Glück könnte er sich für ein paar Stunden nach Bristol davonstehlen, ohne dass irgendjemand etwas davon mitbekam.
    Nachdem er im Zentrallager in Glastonbury Waren geladen hatte, studierte er die Lieferroute und beschloss, den Abstecher von Trowbridge aus zu machen, seiner vierten Station an diesem Tag. Die Aussicht, seine Habseligkeiten wiederzubekommen und seine Zukunft planen zu können, ließ sein Herz höher schlagen.
    Wenn er heute Abend Ellie traf, würde er ihr sagen müssen, dass er bald abreisen würde. Nicht ohne Bedauern, denn es ließ sich nicht leugnen, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte. Aber er würde sich niemals in Trelennan niederlassen, um mit ihr ein neues Leben in trauter Zweisamkeit zu beginnen; nicht zuletzt, weil er – wie Ellie gewiss auch ahnte – im Grunde seines Herzens immer noch verheiratet war.
    Und er war kein Lieferwagenfahrer. Er war auch kein Maler und Anstreicher, kein Hotelportier, keine landwirtschaftliche Hilfskraft oder irgendetwas von dem, womit er sich die letzten paar Jahre über Wasser gehalten hatte.
    Er war Polizist. Ein Detective und Undercover-Ermittler. Er war ein Mann, der in einer Welt von Lüge und Täuschung seine beste Arbeit geleistet hatte. Deswegen hatte er den Job bei Leon Race angenommen. Deswegen ging er weiter dem Rätsel von Alise’ Verschwinden nach. Vielleicht hatte er ja eine Schwäche für aussichtslose Fälle.
    Weil er selbst ein aussichtsloser Fall war …
    Sein Handy summte. Er war auf der A303 und fuhr in gleichmäßigem Tempo von sechzig Stundenkilometern in einer Schlange hinter dem Lkw einer Speditionsfirma her. Rasch warf er einen Blick auf die Anzeige: eine unbekannte Festnetznummer. Die Vorwahl war 01503. Nicht Trelennan.
    Die Schlange näherte sich einer Anschlussstelle, die von einem breiten Grünstreifen gesäumt war. Joe lenkte den Transporter von der Straße herunter und fuhr rumpelnd auf das Gras, während er hektisch mit dem Telefon hantierte, um den Anruf nicht zu verpassen.
    »Hallo?«
    »Joe? Sind Sie das?«
    Es war eine weibliche Stimme, doch sie klang tief und kehlig, als ob die Anruferin eine schwere Kehlkopfentzündung hätte. Er hätte sie nicht wiedererkannt, wäre da nicht der Akzent gewesen.
    »Alise?«
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    Schweigen.
    »Alise?«, wiederholte er. »Sind Sie da?«
    Was er für statisches Rauschen gehalten hatte, war ihr Atmen, ganz dicht an der Sprechmuschel.
    »Joe. Helfen Sie mir?«
    »Wo sind Sie? Ich versuche seit Tagen, Sie zu erreichen.« Er versuchte nicht zu genervt zu klingen, aber dennoch musste sich ein gereizter Unterton in seine Stimme eingeschlichen haben. Sie schluchzte auf.
    »Sie nehmen mir Telefon weg. Ich hatte Ihre Nummer in Kopf, aber konnte nicht anrufen. Ich war bis gestern in Krankenhaus.«
    »Im Krankenhaus? Was ist passiert?«
    Wieder ein Schluchzer. »Es war Leon. Leon hat versucht, mich umzubringen.«
    Das Treffen war erst um zwei, aber Leon hatte darauf bestanden, dass sie zeitig aufbrachen. Die Migräne hatte über Nacht nachgelassen, und er wollte ihr keinen Anlass geben, sich mit Macht zurückzumelden. Das bedeutete aber eine ruhige Fahrt in gleichmäßigem Tempo. Ohne Stress.
    Das war heute das Entscheidende. Der Zeitungsartikel hatte seine Stimmung gehoben, und nach einem fettigen, überteuerten Frühstück lehnte er sich zurück, um sich von den Fahrtbewegungen in einen angenehmen Dämmerzustand wiegen zu lassen.
    Als sie an Reading vorbeikamen, ließ der Regen nach, und die Wolken verdünnten sich zu einer blassgrauen Membran, die sich über den ganzen Himmel zog. Leon riss sich aus seiner Trance, setzte sich auf und trank

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