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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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vorstellbar, wobei Derek Cadwell vielleicht die Aufgabe zufiel, die Leichen verschwinden zu lassen. Aber Joe wusste auch, dass Verschwörungen von Natur aus instabil waren. Die Leute bekamen es mit der Angst zu tun. Sie machten Fehler, sie verplapperten sich. Sie waren leichte Beute für Erpresser. Wenn Leon so lange ungestraft davongekommen war, dann musste er entweder sehr vorsichtig gewesen sein oder sehr viel Glück gehabt haben – oder beides.
    Mit diesem Gedanken kam ein Bild, eine Idee. Sie tauchte unvermittelt auf, doch irgendwie bekam er sie nicht recht zu fassen. Joe jagte ihr immer noch nach, als er das große Steinhaus erreichte und unter dem Carport parkte. Er meldete sich bei Kestle ab, der ihm sagte, er solle am nächsten Morgen eine Stunde früher hier sein.
    »Sie haben eine Lieferung nach Glastonbury.«
    »Okay«, sagte Joe und bemühte sich, seine Erregung zu verbergen. Glastonbury war nur zwanzig oder dreißig Meilen südlich von Bristol. Zum Greifen nahe.
    Cadwell kam um fünf. Er schien nicht zu merken, dass etwas nicht stimmte, trotz der besorgten Blicke, die Fenton immer wieder in Leons Richtung warf.
    Ein Nickerchen am Nachmittag hatte Leons Gemütszustand nicht merklich verbessern können. Als er mit Fenton, Cadwell und Glenn in seinem Büro saß und in den Überwachungsvideos auf seinem Laptop herumklickte, konnte er das ferne Pulsieren einer neuerlichen Migräne spüren wie ein Gewitter, das sich über dem Horizont zusammenballt. Er war sich jetzt nicht mehr sicher, ob er irgendeinem von ihnen trauen konnte.
    Selbst über Glenn schwebte ein Fragezeichen. Er hatte im Lauf der Jahre eine Menge Bauarbeiten für beide Männer erledigt, besonders für Fenton, der sein ganzes Haus von Glenn hatte modernisieren lassen, obwohl er die meiste Zeit hier bei Leon verbrachte.
    »Es ist von entscheidender Wichtigkeit, dass wir in dieser Sache keinen Fehler machen«, sagte Fenton zum wiederholten Mal. »Wir dürfen nicht zu hoch pokern, wie Victor es getan hat. Aber wir dürfen es ebenso wenig versäumen, das volle Potenzial dieser Chance, die sich uns bietet, auszuschöpfen.«
    »Da müssen doch ein, zwei Millionen drin sein«, meinte Glenn. »Die Mortons sind stinkreich, schätze ich mal?«
    »Offiziell nicht«, erklärte Fenton. »Sie besitzen ein Netz von Strohfirmen. Durchaus zweckmäßig«, fügte er mit süffisantem Grinsen hinzu, »aber längst nicht so ausgefeilt wie unsere Organisation.«
    »Das wird sie nicht daran hindern, uns wie Bauerntrampel zu behandeln«, sagte Leon.
    »Umso mehr Grund, uns als Profis zu präsentieren. Ehrgeizig, nicht gierig.«
    »Wie wär’s, wenn wir statt Cash eine Beteiligung an ihren Geschäften fordern?«, warf Cadwell ein.
    Aus Fentons enthusiastischem Nicken erriet Leon, dass sie schon im Vorfeld darüber gesprochen hatten. Er lächelte spröde, als Fenton sagte: »Das ist eine Option, die wir in Erwägung ziehen sollten, allein schon aus taktischen Gründen.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Leon.
    »Wenn sie sich weigern, so viel Bargeld zu zahlen, schlagen wir eine Unternehmensbeteiligung vor. Und plötzlich erscheint unsere ursprüngliche Forderung gar nicht mehr so unrealistisch.«
    »Das gefällt mir«, pflichtete Cadwell ihm bei und wackelte mit einem Finger. »Das könnte sehr wohl funktionieren.«
    Leon musste sich einen sarkastischen Kommentar verkneifen. Glenn, den das Ganze mindestens ebenso sehr zu langweilen schien wie Leon, kratzte sich am Kopf und sagte: »Und wer fährt nun morgen hin?«
    »Ich, du und Clive«, sagte Leon. »Und wir müssen auch ein bisschen Verstärkung mitnehmen.«
    »Nicht Reece«, mahnte Fenton. »Der dreht doch bei der geringsten Provokation durch.«
    »Das könnte ihnen zeigen, dass wir es ernst meinen …«
    Fenton schüttelte den Kopf. Leon spürte, dass Cadwell dafür war, doch er wirkte plötzlich gehemmt.
    »Es ist natürlich deine Entscheidung«, sagte Fenton. »Aber nach allem, was man so hört, ist Morton ein sehr sprunghafter Charakter. Das Letzte, was wir wollen, ist ein offener Krieg, nur weil es Reece nicht gefällt, wie irgendjemand ihn anschaut.«
    »Und sie werden vermutlich versuchen, uns einzuschüchtern«, fügte Glenn hinzu.
    »Dann vielleicht Bruce.« Ein krampfartiger Schmerz ließ Leon zusammenzucken. Er schloss die Augen.
    »Kopfweh?«, erkundigte sich Glenn.
    »Migräne.«
    »Schon wieder?«, fragte Fenton.
    »Ts-ts«, machte Cadwell. »Du solltest zum Arzt gehen.«
    »Ein andermal.« Leon spie

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