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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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ein paar Schlucke Wasser aus der Flasche, die Glenn mitgenommen hatte.
    Zeit, sich zu konzentrieren. Wie ein Schauspieler musste Leon sich in die Rolle hineindenken, die er zu verkörpern hatte. Vor allem, so sagte er sich, durfte er nie die Hauptsache vergessen: dass er alle Trümpfe in der Hand hielt.
    Das Hotel lag inmitten weitläufiger, penibel gepflegter Grünanlagen, sogar mit eigenem Golfplatz. Die private Zufahrtsstraße war von alten Bäumen in voller herbstlicher Farbenpracht gesäumt. Leon hatte normalerweise nicht so viel für die Natur übrig, doch selbst er war von den schillernden Rot- und Goldtönen beeindruckt.
    Der Rasen war grün wie ein Billardtuch. In der Ferne konnte Leon kleine weiße Wägelchen umherfahren sehen, und Golfspieler in ihren lächerlichen Klamotten schlenderten über die Greens.
    Das Hotel selbst war wie ein Märchenpalast; ein weitläufiger weißer Bau mit jeder Menge Türmchen und Ziergiebeln. Bruce parkte so nahe am Eingang, wie es nur ging. Leon öffnete seine Tür und trat hinaus auf den Kies. In der Luft hing der Geruch von Holzrauch, doch wonach es hier wirklich roch, war Geld.
    Aus Gründen, die ihm selbst nicht ganz klar waren, war Leon der Ort auf Anhieb unsympathisch.
    Auf Fentons Vorschlag hin hatten sie in einem anderen Hotel ganz in der Nähe Zimmer reserviert, damit sie wegen der Rückfahrt nicht in Zeitdruck gerieten. Wenn der Deal einmal im Kasten war, wollten sie sich zurückziehen und bei einem Abendessen feiern. Der Champagner würde schon auf Eis liegen, wenn sie einträfen.
    Leon waren diese Details nicht so wichtig, aber er war froh, dass sie ein anderes Hotel gewählt hatten. Er hatte noch keinen Fuß in diesen Laden gesetzt und wäre am liebsten schon wieder abgereist.
    Sie standen am Heck des Range Rover beisammen, angespannt und darauf bedacht, den richtigen Eindruck zu vermitteln. Leon hatte sich zu dem Zugeständnis durchgerungen, eine Jeans und ein Hemd mit Kragen anzuziehen. Fenton und Glenn trugen Anzüge, während Bruce sich für eine Cargohose und ein enges Muskelshirt entschieden hatte, das seine brutale Körperkraft betonte.
    Es war ein Uhr dreißig. Leon rieb sich die Hände. Seine Handflächen waren ein bisschen feucht. Er kam sich vor wie bei einem Bewerbungsgespräch oder einem Gerichtstermin. Etwas, was man irgendwie hinter sich bringen musste.
    »Alles bereit?«, fragte er.
    Allgemeines Nicken und ein paar gemurmelte Worte der Aufmunterung. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, eine Runde High Five oder Fist Bumps vorzuschlagen, wie es Sportteams vor dem Anpfiff machten.
    Aber das war alles Quatsch. Es würde entweder gut gehen oder eben nicht.
    »Packen wir’s«, sagte er.
    Joe war auf dem Weg nach Wincanton gewesen, als Alise anrief. Wie sich herausstellte, war sie in Looe, über hundert Meilen südwestlich von ihm – und in der entgegengesetzten Richtung von Bristol. Wenn er jetzt zu Alise führe, wäre die Chance, seine Habe wieder an sich zu nehmen, vertan.
    Er war nur kurz hin- und hergerissen, und es kostete ihn noch weniger Zeit, sich eine Ausrede aus den Fingern zu saugen. Er rief die Nummer an, die man ihm für Leons Haus gegeben hatte. Kestle meldete sich, und Joe tischte ihm eine überzeugende Geschichte über einen mysteriösen Motorschaden auf.
    Er behauptete, in der Nähe von Yeovil zu sein, für den Fall, dass sie ihm jemanden hinterherschickten, und sagte, eine Werkstatt am Ort würde einen Abschleppwagen schicken. Als Kestle anfing, von einem ihrer Leute zu erzählen, der in Shaftesbury wohne und vielleicht helfen könnte, gab Joe vor, dass der Empfang schlechter wurde. Er brach das Gespräch ab und schaltete sein Handy aus.
    Den Weg nach Looe zu finden war kein Problem – alles Hauptverkehrsstraßen, zum Teil vierspurig ausgebaut. Weniger erfreulich war, dass der Regen nicht nachgelassen hatte und der Asphalt stellenweise tückisch glatt war. Joe musste ein heikles Gleichgewicht einhalten zwischen einer vorsichtigen, den Straßenverhältnissen angemessenen Fahrweise und dem Wunsch, dem klapprigen, lärmenden Transporter das Letzte an Geschwindigkeit zu entlocken.
    Er brauchte fast zweieinhalb Stunden mit nur einer kurzen Pinkelpause an der Raststätte Harcombe Cross. Beim Fahren konzentrierte er sich voll auf die Straße und achtete strikt darauf, nicht mit den Gedanken abzuschweifen, nicht über irgendetwas zu grübeln oder zu spekulieren.
    Als er ins Looe-Tal hinabfuhr, zwischen sanften, bewaldeten Hügeln

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