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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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abschätzen.
    Zunächst ging es bergauf, sie fuhren also nach Süden aus der Stadt hinaus; dann bogen sie links ab und setzten die Fahrt in östlicher Richtung fort. Zehn oder fünfzehn Minuten lang ging es auf einer kurvigen Straße über ebenes Gelände, während der Regen unentwegt auf das Dach trommelte und gegen die Fenster peitschte. Dann fiel die Straße ab und stieg gleich darauf wieder an, ehe sie noch steiler bergab führte und sich in einer Reihe von Kehren zur Küste hinunterschlängelte.
    Joe schätzte, dass sie circa vier oder fünf Meilen östlich von Trelennan waren. In diesem Abschnitt war die Küste felsig und unwirtlich mit wenigen, verstreuten Weilern und Bauernhöfen, die sich zwischen die Hügel schmiegten.
    Endlich kam der Wagen zum Stehen. Bruce zog die Handbremse, und dann war nur noch das Prasseln des Regens zu hören, der entschlossen schien, die ganze Welt zu ersäufen.
    »Los, kommt.« Reece stieg als Erster aus. Regen wehte ins Auto und klatschte Joe ins Gesicht. Reece schlug seine Tür zu und blieb davor stehen, um zu verhindern, dass Joe einen Fluchtversuch unternahm.
    Todd öffnete die hintere Tür auf Joes Seite, und Reece trat zu ihm, während Joe sich rückwärts aus dem Auto manövrierte. Als Letzter tauchte Bruce auf, der eine Weile mit der Kapuze seiner Jacke kämpfte und schließlich aufgab.
    Joe stand in lammfrommem Schweigen da und schwankte ein wenig im Wind. Kalter Regen lief ihm in den Nacken, doch er versuchte nicht zu zittern – Betrunkene sind in der Regel unempfindlich gegen Kälte. Blinzelnd nahm er seine Umgebung in Augenschein.
    Sie waren einen steilen, bewaldeten Abhang heruntergefahren und parkten auf einem matschigen Feldweg direkt an einer schmalen Flussmündung. Eine grasbewachsene Böschung führte hinunter zu einer Landzunge aus dunkelgrauem Schiefer, die sich in einer geschwungenen Linie ins Meer hinauszog, als ob sie dem Fluss seine vorbestimmte Richtung weisen wollte. In beiden Richtungen konnte Joe kaum die Küstenlinie ausmachen, die von der Gischt der aufgewühlten See vernebelt war. Außer ihnen war weit und breit keine Menschenseele zu sehen.
    »So ein Scheißwetter aber auch«, beschwerte sich Todd. Er musste schreien, um das Tosen der Brandung zu übertönen. Er und Reece nahmen Joes Arme und führten ihn um den Wagen herum auf das Flussufer zu. Dann blieb Reece abrupt stehen und rief Bruce zu: »Der Wodka!«
    Joe schickte ein Stoßgebet gen Himmel: Gott sei Dank haben sie ihn nicht vergessen .

    Bruce ging zum Wagen zurück und holte die Flasche, während die beiden anderen ihrem Ärger über die Verzögerung Luft machten. Sie froren und waren klatschnass, und mit jeder Sekunde hier draußen sackte ihre Laune weiter in den Keller.
    Als Bruce auf sie zukam, wandte Joe ihm das Gesicht zu. Er hatte jetzt Reece, der seitlich zum Flussufer stand, zur Linken, und Todd stand rechts von ihm auf dem Feldweg, direkt vor dem Range Rover. Joe spürte, dass beide ihren Griff an seinen Armen ein wenig lockerten. Er wusste, dass sie wieder fester zupacken würden, sobald Bruce ihm den mit Tabletten versetzten Wodka einzuflößen begann.
    Da er diese Reaktion voraussah, knickte Joe leicht in den Knien ein, ließ die Schultern hängen und beugte die Arme an den Ellbogen. Seine Hände waren jetzt knapp oberhalb der Gürtellinie. Er schloss die Augen und ging das Manöver im Kopf durch, wobei er einzukalkulieren versuchte, dass er all seinen Bemühungen zum Trotz nicht vollkommen nüchtern war. Seine Koordination würde vermutlich nicht optimal sein.
    Bruce schraubte langsam den Verschluss ab; von den dreien schien ihm der Regen am wenigsten auszumachen. Er grinste Joe an, und seine Augen blitzten boshaft.
    »Weißt du noch, wie ich dir erzählt hab, dass ich Ärger gekriegt hab wegen einer Schlägerei? Das waren die Bullen. Ein Typ und ein Mädel. Wollten mich hopsnehmen, weil ich ohne Versicherung gefahren bin, also hab ich ihnen die Scheiße aus dem Leib geprügelt.«
    Während er sprach, lief ihm der Regen übers Gesicht und rann ihm in den Mund. Er spuckte Joe das Wasser ins Gesicht, doch der zuckte kaum mit der Wimper, als es an sein Kinn klatschte.
    »Also trink schön aus, denn seitdem habe ich immer gehofft, das Ganze noch toppen zu können, indem ich einen Bullen umlege.«
    Bruce hob die Flasche. Joe klappte den Mund auf, leistete keinen Widerstand. Wie erwartet spürte er, wie die Finger der beiden sich brutal in seine Oberarme krallten, doch seine Hände

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