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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Morton in Betracht zu ziehen … Das ist reiner Wahnsinn.«
    »Er hat recht«, sagte Cadwell. »Du hast zugelassen, dass dein Ego sich der Vernunft in den Weg stellt.«
    Leon konnte die entspannte Pose nicht länger aufrechterhalten. Er nahm die Hände auseinander und klatschte mit den Handflächen auf den Tisch. »Egal, wie wir es auch angestellt hätten, Morton hätte immer einen Weg gefunden, uns zu linken. Vielleicht seid ihr ja so verbohrt, dass ihr es nicht sehen könnt, aber ich kann es sehen. Und mich wegen so etwas Bescheuertem zu erpressen …«
    »Nein. Nein. Nicht erpressen …« Fenton reckte seine Patschhände in die Luft.
    »Entschuldige, Clive, aber da bin ich anderer Ansicht«, unterbrach ihn Cadwell. »Vielleicht war es anfänglich etwas anderes, aber jetzt ist es Erpressung, und warum auch nicht?« Er wandte sich wieder an Leon. »Letztlich dreht sich alles um dieses Video, das du angeblich besitzt. Wenn du es hast, dann beweise es.«
    »Sonst?«
    »Sonst musst du vom Thron deines kleinen Imperiums steigen und die Kontrolle an eine neue Beteiligungsgesellschaft unter Leitung von Clive und mir abgeben. Du kannst in beratender Funktion im Unternehmen verbleiben, deine uneingeschränkte Kooperation vorausgesetzt.«
    »Leck mich am Arsch«, spie Leon ihm entgegen. »Solche Versager wie euch hab ich schon zum Frühstück verspeist, als ich noch in kurzen Hosen rumgelaufen bin!«
    Fentons Miene war gequält. »Leon, bitte. Aus unserer Sicht …«
    »Vergiss es, Clive.« Immer noch auf Cadwell fixiert sagte Leon: »Wie stellst du dir das eigentlich vor? Willst du mit dem Video zu den Bullen rennen? Bitte, mach nur. Ich werde mich schon rauszureden wissen.« Er lächelte verschlagen. »Aber ich glaube nicht, dass du das riskieren würdest. Nicht nachdem du gerade diese überzählige Leiche begraben hast.«
    Cadwell erwiderte das Lächeln. »Dein Mr Smith ist nirgendwo begraben. Er ist an einem geheimen Ort sicher zwischengelagert, genau für Fälle wie diesen hier.«
    Während Cadwell sprach, konzentrierte Leon sich auf Fentons Reaktion. Er sah den dicken Mann nach Luft schnappen, worauf Cadwell mit einem wütenden Blick reagierte.
    »Er verarscht dich, Clive«, ging Leon blitzschnell dazwischen.
    Fenton setzte zu einer Erwiderung an, doch ein plötzliches tiefes Grollen ließ sie alle verstummen. Das ganze Zimmer erbebte, als ob in unmittelbarer Nähe eine Bombe hochgegangen wäre. Leons Stuhl hüpfte ein paar Zentimeter weit über den Boden. Ein Ablagekorb rutschte über die Schreibtischkante, und Bilder fielen von den Wänden.
    Als das Geräusch verhallte, waren die Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen vorübergehend vergessen. Fenton hatte sich auf den Boden geworfen und lag schnaufend da wie ein gestrandeter Wal. Cadwells Hände krampften sich um die Armlehnen seines Stuhls, als säße er in einer Achterbahn. Die Blicke beider Männer gingen in Erwartung einer Erklärung zu Leon – und die einleuchtendste war zugleich auch die bizarrste.
    Sie waren unter Beschuss.
    Das Wasser war wie eine Art Wunder. Etwas, wofür sie gebetet hatte, womit sie aber niemals gerechnet hatte. Wie konnte es sein, dass Gott die Gebete von jemandem erhörte, der gar nicht an ihn glaubte?
    Jenny hatte den Kampf aufgegeben. Ihr Körper stellte allmählich den Betrieb ein und nahm ihr den Willen zum Widerstand, den Überlebenswillen. Du müsstet längst tot sein , wiederholte die Stimme in ihrem Kopf ein ums andere Mal.
    Sie war so dumm gewesen. Die Aussicht, ihrem Gefängnis entfliehen zu können, hatte ihren Verstand so benebelt, dass sie das Schmutzwasser unbekümmert zum Aufweichen des Putzes verwendet hatte, ohne auf die Idee zu kommen, dass sie damit vielleicht ihren Durst löschen müsste. Zu diesem Zeitpunkt hätte der bloße Gedanke sie entsetzt: undenkbar, dass sie jemals so tief sinken würde.
    Jetzt wusste sie es besser.
    In einem Traum hatte sie es gerochen. Sie hatte gar nicht gewusst, dass Wasser einen Geruch hatte, doch sie hatte die Augen aufgeschlagen und einen matten Schimmer auf dem Boden der Zelle gesehen. Sie hatte bewusstlos neben der Tür gelegen, und jetzt war da irgendwie ein winziger feuchter Fleck aufgetaucht, nur wenige Zentimeter von ihrem Kopf entfernt. Nur ein bisschen weiter, und sie hätte ihn vielleicht gar nicht wahrgenommen.
    Sofort war das unbändige Verlangen da und verlieh ihr die Kraft, sich zu bewegen. Als sie den Kopf senkte und mit der Zunge über den Beton fuhr, kam es ihr in

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