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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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tat überrascht, als ihm der Bestattungsunternehmer angekündigt wurde. »Ich habe jetzt keine Zeit für ihn.«
    Fenton blieb in der Tür stehen und kämpfte sichtlich gegen die Versuchung an, Leon zu beknien. Leon funkelte ihn an, bis er das Büro verließ, doch dann kamen ihm Zweifel. Würde diese Reaktion der Verschwörung gegen ihn nicht noch mehr Nahrung liefern?
    Um sich selbst zu beweisen, dass er ein vernünftiger Mann war, ging er alles noch einmal durch. Es war nicht zu spät, die Sache zu überdenken. Sie könnten Joe hierbehalten. Danny Morton anrufen und sich ein Angebot machen lassen.
    Aber jedes Mal, wenn er es im Kopf durchspielte, sah er nur Mortons höhnische Fresse. Hörte, wie er ihn einen verdammten Hinterwäldler nannte. Einen beschränkten Bauerntrampel.
    Und Leon brachte es einfach nicht fertig. Er konnte Morton die Befriedigung nicht gönnen. Ganz gleich, welche Summe sie aushandelten, Morton würde immer glauben, das bessere Geschäft gemacht zu haben. Er würde als Sieger dastehen, und Leon – der beschränkte Bauerntrampel – wäre der Verlierer.
    Niemals würde er sich auf das Niveau von Victor Smith herunterziehen lassen und um die Brosamen betteln, die Morton ihm hinzuwerfen beliebte. Niemals im Leben.
    Aber Joe musste verschwinden. Da hatte Leon keinerlei Skrupel. Joe war fest entschlossen, ihn auf die eine oder andere Weise zu Fall zu bringen, und er besaß die nötigen Fähigkeiten dazu. Wenn Leon überleben wollte, musste Joe sterben.
    Es war zwanzig vor zwei, als sie Joe wegbrachten. Leon ging rasch nach oben, trat an ein Schlafzimmerfenster und sah dem Range Rover nach. Der prasselnde Regen verwandelte die gekieste Einfahrt in eine Miniseenlandschaft. Ideale Bedingungen für ihr Vorhaben.
    Unten in der Halle kam Fenton ihm mit ernster Miene entgegen. »Das musst du dir anschauen.«
    Zu Leons Überraschung winkte der Dicke ihn zur Kellertreppe. War das vielleicht eine Falle? Hatten Cadwell und seine Leute sich da unten versteckt …?
    Er ließ Fenton vorangehen und achtete genau auf verdächtige Bewegungen oder Geräusche, doch unten im Aufenthaltsraum war niemand.
    Er schnupperte und verzog das Gesicht. »Hier stinkt’s.Was ist das?«
    »Das da.« Fenton legte die Hand an die Außenwand neben dem Plasmafernseher. Als Leon genau hinsah, stellte er fest, dass eine Stelle dunkler war als der Rest. Er befühlte sie: Sie war feucht.
    »Der Fluss muss bis über die Feuchtigkeitssperre angestiegen sein«, sagte Fenton.
    Sie untersuchten den Rest des Zimmers und entdeckten am Boden der Toilette eine Wasserpfütze.
    »Glenn hat mir garantiert, dass das alles wasserdicht ist«, sagte Leon. »Jetzt kann er es verdammt noch mal reparieren.«
    »Wir müssen wohl warten, bis das Gewitter vorbei ist.«
    »Meinetwegen. Inzwischen müsste er ja Joes Sachen geholt haben.«
    Zurück im Büro rief er Glenn auf dem Handy an, erreichte ihn aber nicht. Dann registrierte er ein Geräusch in der Halle – das musste er wohl sein.
    Doch stattdessen kam Fenton mit Derek Cadwell im Schlepptau herein. Der Bestattungsunternehmer trug einen dunklen Anzug mit weißem Hemd, aber ohne Krawatte, dazu einen schwarzen Filzhut, der vom Regen glänzte.
    »Nicht jetzt, Derek.«
    »Du hast keine Wahl.« Cadwells Stimme klang noch schneidender als gewöhnlich, und seine Miene, ohnehin stets grimmig, war von einer düsteren Entschlossenheit, die Leon zu denken gab. Doch die beschwichtigende Tour lag ihm einfach nicht.
    »Ich habe schon mit Clive darüber gesprochen. Ich bleibe bei meiner Haltung. Und außerdem kommst du sowieso zu spät.«
    Cadwell zog einen der Stühle am Besprechungstisch heraus und setzte sich, während Fenton seinen üblichen Platz auf dem Sofa einnahm. Der Abstand zwischen den beiden war so, dass Leon sie nicht beide gleichzeitig anschauen konnte. War das eine bewusste Taktik?, fragte er sich.
    »Es geht nicht um Morton. Oder um Joe Carter.« Cadwell klang erschöpft, als hätte er so lange auf dieses Gespräch hingearbeitet, dass er kaum noch die Kraft hatte, es durchzuziehen.
    »Nein?«
    »Nein. Es geht um dich und um mich, Leon. Um unsere Geschäftsbeziehung. Die war viel zu lange viel zu unausgewogen.« Cadwell griff in seine Jackentasche und holte einen USB-Stick hervor. »Das hier«, sagte er, »wird das Gleichgewicht wiederherstellen.«
    77
    Joe konnte nicht aus dem Fenster sehen und somit nicht verfolgen, wohin sie fuhren. Er konnte nur grob die Richtung und die Dauer der Fahrt

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