Fear

waren immer noch auf Bauchhöhe, nur Zentimeter von der Flasche entfernt.
    Joe ließ den Alkohol gerade lange genug fließen, um seine Fügsamkeit zu demonstrieren. Dann packte er blitzschnell mit der rechten Hand den Flaschenhals. Er entwand Bruce die Flasche und rammte ihm den verstärkten Boden ins Gesicht, zog dann den rechten Arm zurück, holte seitlich aus und knallte Todd die Flasche gegen die Schläfe, während er gleichzeitig Reece mit dem linken Arm die Böschung hinunterstieß.
    Reece schrie auf, als er den Halt verlor und auf das schnell fließende Wasser zustürzte. Bruce taumelte ebenfalls rückwärts mit blutigem Mund und abgebrochenen Zähnen. Todd war nicht so schwer verletzt, doch er war der Unerfahrenste von den dreien, und es fehlte ihm wahrscheinlich an Mut und Entschlossenheit für einen Kampf Mann gegen Mann.
    Joe gab ihm gar nicht erst die Gelegenheit. Er rammte Todd die Flasche in die Nase, genau an der Stelle der alten Verletzung. Selbst im Tosen des Sturms hörte Joe, wie der Knochen brach. Todd schrie auf und krümmte sich zusammen. Joe packte ihn am Kragen seiner Jacke und schleuderte ihn hinter Reece her die Böschung hinunter. Keine halben Sachen mehr – jetzt hieß es töten oder getötet werden.
    Bruce warf sich brüllend vor Rage auf ihn, das bärtige Kinn nass von Blut und Regenwasser. Joe duckte sich seitwärts weg und überraschte Bruce, indem er nach links auswich, auf Reece zu, der gerade auf Händen und Knien die Böschung hinaufzuklettern versuchte. Bruce verfehlte Joes Kopf mit seiner Faust nur um wenige Zentimeter. Er verlor das Gleichgewicht, fing sich wieder und zögerte plötzlich, Joe die Böschung hinunter nachzugehen.
    Reece war nicht minder erstaunt, Joe auf sich zuspringen zu sehen. Anstatt sich flach ins Gras zu werfen, was vielleicht seine Rettung gewesen wäre, richtete er sich instinktiv auf, die Brust gewölbt, die Fäuste gereckt, zum Kampf bereit.
    Doch Joe hatte mit der steilen Böschung die Schwerkraft auf seiner Seite. Er sprang in die Luft und traf Reece mit beiden Füßen am Brustkorb. Reece ging von der Wucht des Aufpralls zu Boden, Joe landete direkt neben ihm, und in einem Durcheinander von Armen und Beinen rutschten sie gemeinsam das letzte Stück hinunter auf den schmalen Schieferstrand.
    Aus der Nähe konnte Joe die ungeheure Gewalt des Gezeitenstroms sehen, der im Vorbeifließen an der Schieferplatte zerrte, während der Sturm tückische Wellen darüber hinwegtrieb, die sie beide mit ihrer schäumenden Gischt durchnässten.
    Joe kam als Erster wieder zu sich und verschaffte sich einen entscheidenden Vorteil, indem er sich über Reece hochstemmte, der umgekehrt dalag mit den Füßen auf der Böschung und mit dem Kopf fast im Wasser. Joe rang mit ihm, versuchte Reece’ Körper in die Strömung zu schieben, doch Reece schlug um sich und verhinderte, dass Joe ihn zu fassen bekam. Seine wasserabweisende Schutzkleidung, glitschig wie eine Fischhaut, half ihm dabei. Und dann ließ er für einen Sekundenbruchteil in seinem Widerstand nach, während sein Blick zu einem Punkt direkt über Joes Schulter ging.
    Joe blieb keine Zeit, sich umzudrehen, und die tosende See erstickte jedes andere Geräusch. Er konnte nur handeln – und hoffen. Er hielt sich geduckt, auf Händen und Knien, und schlug mit den Beinen nach hinten aus wie ein Esel. Seine Füße trafen auf etwas – auf einen Körper –, und als er landete und abrollte, sah er Todd fallen, nicht direkt ins Wasser, aber so dicht an die Kante, dass die nächste Welle ihn mitriss.
    Todd tauchte kurz unter und versuchte voller Panik, mit dem Oberkörper von der Kante wegzurollen. Doch dabei glitten seine Beine nur umso tiefer hinein, seine schweren Stiefel liefen voll Wasser, und danach hatte er keine Chance mehr: Die Strömung zog ihn unter Wasser, und er war weg.
    Es war so schnell vorbei, dass Joe kaum glauben konnte, was er gesehen hatte. In einem verzweifelten Versuch, Todds Schicksal zu entgehen, warf Reece sich auf Joe und schlug blind auf seinen Kopf ein. Joe versetzte Reece einen Kopfstoß ins Gesicht, packte ihn und zerrte ihn näher ans Wasser. Er war jetzt wild entschlossen. Nachdem Todd wie ein Stück Treibholz fortgeschwemmt worden war, musste Reece ihm folgen.
    Joe gelang es, die Hände um Reece’ Hals zu legen und ihn Zentimeter um Zentimeter zur Kante hinzuziehen, doch als er ihn unterzutauchen versuchte, geriet er selbst mit Kopf und Schultern teilweise unter Wasser. Es kostete ihn all