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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Aber hier geht es um Status. Um Macht. Es ist ihre Stadt, und das heißt, was immer sie wollen, kriegen sie auch.«
    »Und dafür hat er Sie fast umgebracht?«
    Davy nickte. »Zum ersten Mal ist er vor etwas über einem Jahr auf mich zugekommen. Ein absolut lachhaftes Angebot. Er wusste wohl, dass ich zu kämpfen hatte. Ich sagte, ich sei nicht interessiert, aber er wollte mir nicht zuhören. Am Ende musste ich seinem Anwalt über meinen Anwalt in dem üblichen scheißfreundlichen Juristenjargon mitteilen lassen, dass er mir den Buckel runterrutschen könne. Und ich war so dumm zu glauben, damit sei die Sache erledigt.« Er starrte ins Leere. »Aber Derek hat nicht aufgegeben. Stattdessen ist er zu Leon gerannt.«

    Sie gingen mit ihren Kaffeetassen hinauf auf die Empore, wo die einzigen Überbleibsel des Teestuben-Bereichs ein Aluminiumtisch und zwei dazu passende Stühle waren. In der Ecke lehnte ein Stapel Gemälde, großformatige expressionistische Bilder von aufgewühlten Ozeanen und fratzenhafte, aber irgendwie faszinierende Porträts. Davy registrierte Joes bewundernden Blick und sagte: »So reagiere ich meinen Frust ab. In Öl und Acryl.«
    »Die sind hervorragend. Gefallen mir sehr gut.«
    »Den Touristen leider nicht. Die ziehen brave Aquarelle vor. Jachten und Leuchttürme und Sandstrände in der Morgendämmerung. Ich verdiene mehr mit den Provisionen für die Werke anderer Leute als mit meinen eigenen.« Davy seufzte. »Und ich sage mir, immer noch besser als irgendein öder Bürojob mit geregelten Arbeitszeiten.«
    »Wenn Sie das nicht glauben würden, hätten Sie doch wohl Cadwells Drängen nachgegeben, oder?«
    »Tja, da haben Sie wohl recht.« Davy begann seine Kopfhaut sanft zu massieren, vielleicht eine unbewusste Reaktion. »Es war keine Woche, nachdem ich ihm meine endgültige Antwort hatte zukommen lassen. Ich war mit einem Freund in Newquay. Wir kamen aus einer Bar und wurden von hinten angefallen. Wir glauben, dass sie zu dritt waren.«
    »Es hätte also irgendjemand sein können.«
    »Nicht ganz. Es gelang mir noch, im Fallen einen von den Typen mitzureißen. Und seinen Arm unter meinem Körper einzuklemmen.« Er hielt inne, und die Erinnerung ließ seine Augen glänzen. »Das Letzte, was ich hörte, bevor ich das Bewusstsein verlor, war das Knacken eines brechenden Knochens. Ich habe einen Monat lang flachgelegen, aber Freunde von hier haben mir erzählt, dass einer von Leons Schlägern eine Zeitlang den Arm in der Schlinge trug. Ein Typ namens Reece Winnen.«
    »Reece?«, wiederholte Joe. Er beschrieb den LRS-Mann, der während des Zwischenfalls mit Alise und Cadwell aufgekreuzt war.
    »Genau, das ist Reece. Und der mit den lockigen Haaren ist wahrscheinlich Todd Ancell. Ich vermute, dass er auch dabei war.«
    »Und die Polizei konnte nichts machen?«
    »Nein. Reece behauptete, er sei auf Leons Grundstück von einer Leiter gefallen. Es gibt da so eine Art Hausmeister, und der hat seine Geschichte bestätigt.«
    »Das dürfte Glenn gewesen sein, oder?«
    »Stimmt. Woher kennen Sie ihn?«
    Joe schüttelte den Kopf. Panik beschlich ihn, und sein Magen krampfte sich zusammen. Was spielte Diana für ein Spiel?
    »Ist nicht so wichtig«, sagte er. »Ich nehme an, die Ermittlungen der Polizei sind im Sande verlaufen?«
    Davy lachte sarkastisch. »Laut unseren Freunden und Helfern wies der Überfall – ich zitiere – ›alle Merkmale einer homophoben Gewalttat auf‹.«
    »Homophob?«
    Der Australier lachte abermals. »Seien Sie nicht schockiert, dass Sie die Signale nicht bemerkt haben. Ich sende keine Signale aus, wenn ich es vermeiden kann. In diesem Sinne hatten die Polizisten absolut recht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es war keine homophobe Tat per se, aber Leon und seine Truppe sind nicht gerade Fans von kultureller Vielfalt. Ich bin jetzt acht Jahre hier, und ich schätze, dass sie mich nur deswegen toleriert haben, weil ich weiß bin und Englisch spreche – obwohl so mancher gebürtige Engländer das anders sehen mag. Aber jetzt ist meine Zeit abgelaufen, weil Cadwell sich in den Kopf gesetzt hat, dass er eine Leichenhalle mit Aussicht braucht …«
    Joe sah zu der Fensterreihe in der Nordwand der Galerie. Dichter Nieselregen trübte den Blick auf die Bucht, und stahlgraue Wogen wälzten sich aus der Nebelsuppe. Möwen trieben wie Papierfetzen im Wind.
    Was Davy ihm erzählt hatte, klang plausibel, genau wie Alise’ herzzerreißende Geschichte, aber Joe konnte die Möglichkeit nicht

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