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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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standen auf Fentons Stirn. Leon starrte sie so lange an, dass er vollkommen den Faden verlor.
    »Keine Ahnung. Vergiss es.« Er kratzte sich wieder und blickte sich unruhig im Zimmer um. »Ich will verdammt noch mal hoffen, dass in dem Hotel keine Bettwanzen waren.« Der Laptop löste eine Erinnerung aus. »Diese Bilder, die wir rumgeschickt haben. Hat schon jemand geantwortet?«
    »Nur einer. Mark Kowalski.«
    »Ach, Mist.« Kowalski war ein kleiner Kokaindealer im Vorruhestand, der jedem alles erzählen würde, nur um sich einzuschleimen oder ein paar Pfund zu verdienen.
    »Ich kann ihm sagen, dass er uns den Buckel runterrutschen soll, wenn du willst?«
    »Ja, mach das.« Leon rülpste laut und verzog dann das Gesicht wegen des schlechten Geschmacks in seinem Mund: Sodbrennen. »Nein, ich hab’s mir anders überlegt. Besorg mir seine Nummer, ich ruf ihn selbst an.«
    Die Lonsdale Avenue war ein architektonischer Mix: traditionelle kornische Bungalows, einige edwardianische Stadthäuser, die meisten zu Mietwohnungen umgebaut, und ein paar moderne Wohnblocks.
    Nummer 28 war eines der edwardianischen Häuser, das letzte in einer Fünferreihe. Es war vier Stockwerke hoch mit später hinzugefügten Dachgauben, die das Gesamtbild verdarben. Vier Stufen führten hinauf zu einer teilverglasten Haustür mit einem extragroßen Briefkasten.
    Das Haus war dringend renovierungsbedürftig: Risse im Mauerwerk, bröckelnder Putz. Die Farbe an der Haustür war zum größten Teil abgeblättert, und eine tiefe Kerbe im Rahmen ließ darauf schließen, dass vor nicht allzu langer Zeit jemand versucht hatte, sie mit einem Brecheisen aufzustemmen.
    Es gab keine Sprechanlage, nur ein quadratisches Blech an der Wand mit neun Klingelknöpfen und laminierten Namensschildchen darunter. Manche waren leer, andere mehr oder weniger unleserlich. Unter der Klingel von Nummer 5 stand ein einziges hingekritzeltes Wort: Noye.
    Bevor Joe läutete, drückte er versuchsweise gegen die Tür. Die alten Holzbretter knarrten und ächzten, aber das Schloss hielt stand. Joe drückte auf die Klingel und sah dann auf das Display seines Handys. Er hatte Empfang, also rief er noch einmal Alise’ Nummer an. Immer noch keine Antwort.
    Nachdem er noch ein zweites Mal geläutet hatte, bewegte sich eine Gardine in einem der Erdgeschossfenster. Die untere Fensterhälfte wurde hochgeschoben, und ein knochiger Männerarm schob sich heraus, während die andere Hand mit dem Store kämpfte und ihn unbeholfen über den Kopf des Mannes streifte – es sah aus, als ob ein Scheintoter sich aus seinem Leichentuch befreite.
    Der Mann war in den Siebzigern oder noch älter, bleich und erschreckend dürr, das Kinn mit weißen Stoppeln übersät. Tief liegende Augen und eingefallener Mund. Er schmatzte ein paarmal mit den Lippen wie ein Goldfisch, und Joe sah, dass er keine Zähne hatte.
    »Zu wem wollen Sie?«, fragte er, was aus seinem zahnlosen Mund eher klang wie »Schuwewollschie?«
    Gehen Sie diskret vor , hatte Davy gewarnt. »Zu Karen Noye«, sagte Joe.
    Der Mann musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Joe dachte: Verdammt – es war doch Sharon.
    »Ist nicht da. Wer sind Sie?«
    »Ein Freund. Sind Sie der Vermieter?«
    »Wieso?«
    »Einfach so.« Joe ignorierte den bösen Blick des Alten, trabte die Stufen hinunter und ging davon. Zwischen der Häuserreihe und dem modernen Wohnblock nebenan gab es einen Durchgang, aber Joe konnte ihn nicht benutzen, ohne dass der Vermieter ihn von seinem Fenster aus sah.
    Also ging er stattdessen weiter bis zum Ende der Straße, bog zweimal links ab und fand sich in einer schmalen Zufahrtsstraße, die parallel zur Lonsdale Avenue verlief und zu einer Reihe von Garagen führte. Der Nieselregen hatte etwas nachgelassen, lieferte Joe aber immer noch einen guten Grund, den Kragen hochzuklappen und so sein Gesicht vor neugierigen Blicken zu verbergen.
    Jedes Haus in der Reihe besaß einen bescheidenen Hinterhof, geschützt durch eine hohe Steinmauer. Joe hievte sich auf die Mauer, fand mit den Schuhspitzen mühsam Halt an den moosbewachsenen, regennassen Steinen und ließ sich auf der anderen Seite in den Hof hinab. Er war leer bis auf eine alte Wäschespinne und ein verrostetes Fahrrad. Fast direkt vor seinen Füßen lagen die halb verwesten Überreste eines Tiers, wahrscheinlich einer Ratte. Es sah aus, als ob sie bei einem gescheiterten Fluchtversuch umgekommen wäre.
    An der Rückseite des Hauses war eine schmiedeeiserne Feuertreppe

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