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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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bleiben, wenn sie wusste, dass er sie hier festhalten und immer und immer wieder missbrauchen konnte, wochenlang, monatelang … ohne dass irgendjemand sie vermissen würde?
    Er hatte gesagt: Du musst ja irgendwann verrückt werden, wenn du es nicht schon vorher warst .
    Er hatte auch gesagt: Du warst von Anfang an allein .
    Und er hatte recht.
    33
    Joe war um fünf vor zwei an der Bücherei, nachdem er ein paar Stunden ziellos in der Stadt herumgeschlendert war. Er überlegte hin und her, ob er hineingehen sollte, fand aber, dass das zu aufdringlich wirken würde.
    Um drei Minuten nach zwei kam Ellie heraus. Sie trug eine elegant geschnittene, aber etwas schrille lila Jacke. Als sie ihn bemerkte, nickte sie wissend. »Dann haben Sie Alise also nicht gefunden?«
    »Wie haben Sie das denn erraten?«
    »Ich dachte mir, wenn Sie sie gefunden hätten, wären Sie nicht hier aufgetaucht.«
    »So einer bin ich nicht«, erwiderte er. »Aber ich mache mir allmählich Sorgen.«
    »Ihr geht’s bestimmt gut. Wahrscheinlich hat sie sich eine Scheibe von ihrer Schwester abgeschnitten.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Das sind junge Frauen. Frei und abenteuerlustig. In dem Alter packt man schon mal spontan seine Siebensachen und fährt irgendwohin, ohne lange nachzudenken.«
    Joe zuckte mit den Achseln. Er wandte sich zur High Street um, doch Ellie zupfte ihn am Ärmel. »Zum Parkplatz geht’s da lang.«
    »Gehen wir nicht zu Fuß?«
    »Es regnet doch.«
    »Nur ein paar Tropfen.«
    »Sie können ja zu Fuß gehen, wenn Sie wollen. Wir sehen uns dann dort.« Sie grinste frech. »Sie sind ja jetzt schon pudelnass.«
    »Wirklich?«
    »Na ja, jedenfalls pudelfeucht. Sie können gerne bei mir mitfahren, aber versauen Sie mir nicht den Sitz.«
    Ihr Auto war ein vier Jahre alter Renault Megane 3-Türer. Er stand auf einem Personalparkplatz, den die Bücherei sich mit der Stadtverwaltung teilte. Deren Büros waren in einem monströsen Betonwürfel aus den Sechzigerjahren untergebracht.
    Ellie war eine sichere Autofahrerin, schnell und einen Tick ungeduldig; dabei schien sie dem Verkehr nur einen Bruchteil ihrer Aufmerksamkeit zu widmen – hauptsächlich konzentrierte sie sich darauf, Joes Schilderung seines Gesprächs mit Alise zu folgen.
    »Sie nehmen ihr die Geschichte also im Großen und Ganzen ab?«, fragte Ellie.
    »Ja, obwohl ich nicht unbedingt glaube, dass Leon Race etwas damit zu tun hatte.«
    »Haben Sie ihr das gesagt?«
    »Ich habe sie auf den Mangel an Beweisen hingewiesen.«
    »Sehen Sie, meine Sorge ist, dass sie vollkommen auf Leon fixiert ist – so sehr, dass sie nicht bereit ist, irgendwelche Alternativen in Betracht zu ziehen. Vielleicht können Sie ihr mal gut zureden?«
    »Ist es das, was sie braucht?«
    »Hatten Sie nicht den Eindruck, dass sie ein bisschen … flatterhaft ist? Sie tut sich selbst keinen Gefallen mit ihrem Verhalten.« Sie schwieg einen Moment und fuhr dann fort: »Haben Sie ein neues Treffen mit ihr vereinbart?«
    »Nicht direkt. Ich bin davon ausgegangen, dass ich sie jederzeit finden könnte.« Joe erzählte ihr von den unbeantworteten Anrufen, aber nicht von seinem Ausflug auf den Balkon der Wohnung in der Lonsdale Avenue.
    »Vielleicht hatte sie ein Problem damit, dass Sie sie beim Wort genommen haben. Sie hat sich einen Spaß daraus gemacht, jeden, der ihr über den Weg lief, um Hilfe anzuflehen. Aber sobald jemand wirklich bereit ist, sie zu unterstützen, sucht sie das Weite.«
    »Wenn es wirklich so ist, kann es mit meiner Menschenkenntnis nicht so weit her sein.«
    »Oje. Jetzt habe ich Ihr Ego gekränkt.«
    »Ich werd’s überleben«, meinte Joe trocken. »Mir ist es nur ein Rätsel, warum Sie Alise gegenüber so feindselig eingestellt sind.« Sie und so gut wie alle anderen auch , hätte er hinzufügen können.
    »Nicht feindselig. Skeptisch.« Ellie bremste abrupt an einer Kreuzung, setzte den Blinker und drehte sich zu ihm um. »Ich glaube, dass Alise anfänglich von echter Sorge getrieben war, aber dann hat sie es mehr und mehr genossen, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Und ich bezweifle nicht, dass ihre Schwester verschwunden ist, aber wie ich schon sagte, kommen dafür alle möglichen Gründe infrage.«
    »Jung und abenteuerlustig?«
    »Genau.«
    Er nickte. »Sprechen Sie aus Erfahrung? Waren Sie früher auch so abenteuerlustig?«
    Ellies Miene wurde ungewöhnlich ernst, und sie wich der Frage aus. »Meine Vermutung ist, dass Sie, wie die meisten Männer, ein bisschen zu

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