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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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leichtgläubig sind, wenn es um hilflose junge Dinger geht. Ich will nur nicht, dass Sie sich von ihr an der Nase herumführen lassen.«
    »Ich soll mich wohl lieber von Ihnen in der Höhle herumführen lassen?«
    Sie boxte ihn spielerisch in den Arm. »Das ist ein absolut fürchterliches Wortspiel, wenn Sie es wörtlich meinen. Und wenn Sie andeuten wollen, dass ich versuche, Ihnen etwas vorzumachen, dann boxe ich Sie gleich noch mal, und zwar doppelt so fest.«
    Vor der Höhle parkten mehrere Autos in einer Reihe mit einer Lücke, die gerade eben lang genug für den Renault war. Anstatt ein Stück weiterzufahren, wo mehr Platz gewesen wäre, hielt Ellie parallel zu dem vorderen Auto, blickte über die Schulter und lenkte den Renault souverän rückwärts in die Parklücke.
    Dann legte sie den Vorwärtsgang ein, um den Wagen gerade auszurichten, zog die Handbremse, schloss die Augen und straffte die Schultern. »Sagen Sie es nicht.«
    »Was?«
    »Gratulieren Sie mir nicht zu meinen Fahrkünsten. Und sagen Sie auf keinen Fall irgendetwas mit einem überraschten Ton in der Stimme. Einem Mann würden Sie auch nicht zu einem geglückten Einparkmanöver gratulieren.«
    »Ich würde wahrscheinlich Witze drüber machen«, sagte Joe. »So läuft das unter Männern.«
    Sie stiegen aus und sahen einander über das Autodach hinweg an. Ellie fixierte ihn mit zusammengekniffenen Augen und geballten Fäusten – immer noch in streitlustiger Stimmung. Joe gab sich keine Mühe, seine Verärgerung zu kaschieren.
    »Ich unterstelle Ihnen ja gar keine Hintergedanken. Aber Sie zeigen nicht viel Verständnis für Alise’ Notlage, und ich bin nicht der Meinung, dass sie damit nur um Aufmerksamkeit buhlt.«
    »Und wieso hat sie Sie dann nicht zurückgerufen?«
    »Das werde ich sie fragen, wenn ich sie das nächste Mal sehe.«
    Im Besucherzentrum schob derselbe alternde Hippie Dienst, den Joe schon vom Vortag kannte. Er bediente gerade eine ältere Frau, die Unmengen von Fudge gekauft hatte. Abgesehen von ihr und einem Paar mittleren Alters, das einen Traumfänger kritisch inspizierte, war niemand zu sehen.
    »Das Geschäft läuft ja nicht gerade glänzend«, murmelte Joe.
    »Das ist saisonbedingt«, erwiderte Ellie. »Im Sommer kann es hier richtig voll werden.«
    Joe kramte in seiner Tasche, aber Ellie stieß ihn an. »Ich lade Sie ein. Sie können ja nächstes Mal bezahlen.«
    »Nächstes Mal – wo?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Wenn Sie bezahlen, können Sie es sich aussuchen.«
    Nachdem er Giles endlich los war, belohnte Leon sich mit einer Joggingrunde. Für einen so großen und schweren Mann war er erstaunlich fit, worauf er sich einiges einbildete. Er war immer schon leichtfüßig gewesen, flink und geschickt. Als Jugendlicher war er mehr als einmal einer Verhaftung entgangen, indem er sich im wahrsten Sinne des Wortes dem Zugriff der Gesetzeshüter entwunden hatte. Ohne diese Fähigkeiten wäre er heute mit Sicherheit vorbestraft, sodass er in gewissem Sinne sein Geschäftsimperium dieser Behändigkeit zu verdanken hatte.
    Im Haus gab es einen Fitnessraum mit Laufband, Crosstrainer und ein paar Gewichten, aber jedes Mal, wenn er dorthin ging, konnte er sicher sein, binnen Minuten, wenn nicht Sekunden, gestört zu werden.
    Stattdessen joggte Leon also auf der Straße. Er zog es vor, an der frischen Luft Sport zu treiben, wo man ständig etwas Neues sah. Er betrachtete es als eine Art Patrouille durch sein kostbares kleines Fleckchen Erde.
    Er hatte einen iPod dabei, aber kein Handy. In der Stadt hatte man an jeder zweiten Ecke keinen Empfang, und in einem wirklichen Notfall würde man ihn jederzeit mühelos finden. Das gewährte ihm eine selige Stunde vollkommener Freiheit.
    Als er heute von seinem Lauf zurückkam, fing Venning ihn ab, als er gerade zur Treppe ging.
    »Ich hoffe, es sind gute Nachrichten, sonst geh ich lieber erst mal duschen.«
    »Weiß nicht. Irgendein Typ hat für dich angerufen. Wegen des Fotos von Joe Sowieso.«
    »Ach ja? Und heißt er wirklich Sowieso?«
    Venning glotzte ihn verständnislos an – er kapierte den Witz nicht. »Du meinst Joe?«
    »Vergiss es. Wer war denn der Anrufer?«
    »Hat er nicht gesagt.« Jetzt war Venning vollkommen durcheinander und auch beunruhigt. »Er wollte auch keine Nummer hinterlassen. Er meinte, er würde es später noch einmal versuchen.«
    Leon seufzte und ließ die Luft so langsam entweichen, dass er sich in der Zeit, bis seine Lunge ganz leer war, wieder beruhigt

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