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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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hatte. Auf diese Weise unterdrückte er das Bedürfnis, Venning die Scheiße aus dem Leib zu prügeln.
    »Tut mir leid, Leon. Ich meine, ich hab ihn ja gefragt, aber …«
    »Vergiss es. Wann ruft er noch mal an?«
    »Heute im Lauf des Tages. Ich hab ihm gesagt, dass du dann da bist.«
    Leon nickte und stapfte die Stufen hinauf. Nach Kowalskis Anruf hatte er seine Erwartungen gesenkt. Wahrscheinlich wieder so ein Idiot, der ihm nur die Zeit stahl.
    34
    Es ging steil nach unten. Die Stufen waren schmal und uneben, der Stein von vielen Füßen glattgeschliffen und glitschig. Ein Handlauf war in den Fels geschraubt, und auf Warnschildern hieß es, wer ihn ignoriere, tue dies auf eigene Gefahr. Jenseits der Treppe führte ein schmaler Gang noch weiter in die Tiefe, bis sie schätzungsweise zehn Meter unter der Oberfläche waren.
    Die Luft war trockener, als Joe erwartet hatte, kühl und ein wenig modrig. Die Lampen an der Wand badeten die Höhle in unheimliches gelbes Licht. Das einzige Geräusch waren ihre hallenden Schritte auf dem felsigen Untergrund.
    »Sieht es hier überall so aus?«, fragte er. Schon prickelte ihm der kalte Schweiß im Nacken.
    Ellie sagte nichts. Einen Augenblick später mündete der Gang in eine breite, bogenförmige Öffnung. Von der Kammer dahinter schien ein silbriges Leuchten auszugehen. Joe spürte, wie ihre Hand leicht seinen Arm berührte, als sie ihn aufforderte hindurchzugehen.
    » So sieht es hier aus«, sagte sie.
    Der angebliche Informant rief um zwanzig nach zwei wieder an. Fenton hatte vorgeschlagen, den Anruf aufzuzeichnen – das einzurichten war für Venning ein Kinderspiel.
    Es war Fenton, der abhob. Leon war im Wohnzimmer und spielte Halo: Reach auf der Xbox. Auf Vennings Rufen hin warf er den Controller hin und eilte ins Büro. Fenton behielt das Telefon am Ohr, während Leon den anderen Apparat nahm und sich aufs Sofa fläzte.
    »Hier ist Leon Race. Wer sind Sie?«
    »Ich bin der Mann, der Ihnen einen sehr großen Gefallen tun kann.« Der Akzent klang vage nach London. Ungebildet und der Stimme nach nicht mehr jung.
    »Ich habe Sie gefragt, wer Sie sind.«
    »Nennen Sie mich Billy.«
    »Wie lautet Ihr richtiger Name?«
    Der Mann kicherte in sich hinein. Es klang heiser und belegt. Ein Raucher.
    »Alles zu seiner Zeit, Mr Race. Ich hab dieses Bildchen von Ihnen gesehen, das die Runde macht.«
    »Und was können Sie mir dazu sagen?«
    »Das werde ich Ihnen ja wohl nicht einfach so verraten, oder? Das muss Ihnen schon ein paar Pfündchen wert sein. Ich weiß, dass es Ihnen das wert ist.« Er lachte wieder, diesmal klang es schrill. Ein Mann um die sechzig, wenn nicht älter, dachte Leon. Ein Mann, der einiges durchgemacht hat.
    »Ich bin bereit, für die Information zu bezahlen«, sagte Leon. »Wie viel genau, das hängt davon ab, was Sie haben. Es gibt so viele hohle Schwätzer, und im Moment glaube ich, dass Sie auch einer von denen sind.«
    »O nein, Mr Race. Was ich habe, ist hundert Prozent pures Gold .«
    Er versuchte besonderen Nachdruck auf die letzten Worte zu legen, doch es kam nur ein dünnes Pfeifen heraus. Leon sah eine dürre Gestalt vor sich, ungesunde Hautfarbe, verschlagener Blick. Aber die Begeisterung war nicht gespielt – der Mann glaubte wirklich, etwas Wertvolles in der Hand zu haben.
    »Dann geben Sie mir doch einen Vorgeschmack, und dann können wir die Bedingungen aushandeln.«
    »Jetzt verraten Sie mir erst mal Folgendes: Der Typ auf dem Foto – den haben Sie doch? In Ihrem Gewahrsam sozusagen?«
    Leon wollte schon antworten, als er Fenton hektisch den Kopf schütteln sah. Er legte die Hand über die Sprechmuschel und fragte lautlos: »Was?«
    Fenton drückte seinen eigenen Hörer in seine Bauchwülste und zischte: »Wenn du ihm sagst, wo Joe ist, könnte er uns bei dem Deal ausbooten.«
    Guter Einwand. Ein unbändiger Hass auf den Mann am anderen Ende der Leitung stieg in Leon auf.
    »Sie verarschen mich doch«, knurrte er. Er knallte den Hörer hin und bedeutete Fenton, ebenfalls aufzulegen.
    »War das klug?«
    Leon hob nur die Schultern, doch sein linkes Bein zitterte heftig vor Erregung. Sie waren da an etwas dran.
    »Er wird wieder anrufen.«
    »Und wenn er es nicht tut?«
    »Er wird es tun.« Leon rieb sich die Hände. »Das Positive akzentuieren, schon vergessen?«
    Die Kammer bot einen außergewöhnlichen Anblick, beinahe verstörend in ihrer Andersartigkeit. Seine Reaktion erinnerte Joe daran, wie er vor Jahren einmal auf seinem Dachboden

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