Fear
das Telefon hin.
»Von Alise.« Nachdem sie die Nachricht gelesen hatte, drückte er die Anruftaste, bekam aber wieder die altbekannte Mitteilung: Das Mobiltelefon, das Sie angerufen haben, ist ausgeschaltet.
Im Wohnzimmer ließ er sich in einen Sessel sinken, während Diana es sich mit untergeschlagenen Beinen auf dem Sofa bequem machte. Joe schilderte seine Versuche, Alise zu finden, und musste zugeben, dass er versucht gewesen war, sich an der Suche nach ihrer Schwester zu beteiligen.
»Als du mir erzählt hast, dass du mit Alise gesprochen hast, war mir sofort klar, dass du ihr helfen willst.«
»Aber jetzt hat sie offenbar aufgegeben und ist nach Hause zurückgegangen.«
»Kann man ihr nicht verdenken, oder?«
»Nein. Ist bloß ein merkwürdiger Zeitpunkt, um das Handtuch zu werfen, finde ich.«
Es sei denn, sie hätte die ganze Zeit nur die Pferde scheu gemacht, wie Ellie angedeutet hatte.
»Ehrlich gesagt, ich bin nicht gerade traurig über diese Nachricht«, sagte Diana. »Du hast gerade mehr als genug um die Ohren.«
Joe zuckte mit den Achseln. Er hielt immer noch das Telefon in der Hand, hoffte auf einen Anruf, eine SMS. Eine Erklärung. Er fraß es noch eine Weile in sich hinein, dann sprach er aus, was ihm durch den Kopf ging.
»Die SMS kam von Alise’ Handy. Aber deshalb muss Alise sie noch lange nicht selbst geschrieben haben. Jedes Mal, wenn ich anrufe, ist das Handy ausgeschaltet. Und die junge Frau, bei der sie gewohnt hat, erwähnte nichts von irgendwelchen Auszugsplänen.«
»Ja.« Diana klang verwirrt. »Und?«
»Nun ja, in Anbetracht der Anschuldigungen, die Alise erhoben hat, frage ich mich, ob Leon vielleicht selbst irgendwelche Maßnahmen ergriffen hat?«
»Willst du damit sagen, dass er nicht nur die Schwester entführt hat, sondern jetzt auch noch Alise?« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn du ihm das zutraust, wie kannst du dann auch nur in Erwägung ziehen, für ihn zu arbeiten …?« Sie stockte, als sie Joes entschuldigendes Grinsen sah. »Ach, Joe. Warum kannst du dich nicht einfach mal raushalten?«
Es klang wie eine allgemeine Klage, was Joe zu der Nachfrage veranlasste: »Konnte Roy das denn?«
Doch Diana fuhr fort, als hätte sie ihn nicht gehört. »Dein letzter Undercoverjob hat ja weiß Gott genug Unglück über deine Familie gebracht.«
Er hob die Hand. »Ich habe den Job angenommen, weil ich das Geld gut gebrauchen kann. Weil mir nämlich nicht wohl dabei ist, wenn ich Almosen annehmen muss, und weil ich nicht den ganzen Tag rumsitzen und Däumchen drehen kann.« Er lächelte bedauernd. »Ich werde allmählich zu einem sturen alten Bock, genau wie mein Vater.«
»So geht es uns allen, fürchte ich. Wir verwandeln uns in unsere Eltern.«
Dann saßen sie wieder eine Weile in entspanntem, einträchtigem Schweigen da. Joe nahm einen Schluck Wein, ehe er fortfuhr. »Diana, ich will ja nicht aufdringlich sein, aber ich werde den Gedanken nicht los, dass hier irgendetwas nicht stimmt.«
Sie sah ihn an, ihre Augen glänzten. »Hier?«, wiederholte sie.
Er nickte. »Ich rede von dir. Und Glenn. Und Leon. Und Alise. Und Trelennan überhaupt. Irgendwie hat man hier ständig das Gefühl, dass etwas nicht im Lot ist.«
Sie starrte ihn noch eine ganze Weile an und schüttelte dann abrupt den Kopf.
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
37
»Victor Smith.«
Leon bedeutete Fenton, das Band anzuhalten. »Was?«
»Victor Smith«, wiederholte Glenn.
Er stand an Leons Schreibtisch, eine Hand vor den Mund haltend. Während er der Aufnahme lauschte, zog er immer wieder seine Unterlippe lang und ließ sie mit einem Plopp zurückschnellen. Leon hatte einen Hefter in Griffweite; er dachte ernsthaft darüber nach, damit nach Glenn zu werfen oder ihm vielleicht die Lippen zusammenzutackern. Jetzt gab es wenigstens etwas Positives, das ihn ablenkte.
»Wer zum Teufel ist Victor Smith?«
Glenn schloss die Augen und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
»Einer von den Typen, die immer mit Larry … Milligan rumgehangen haben, vor fünf, sechs Jahren. Diese Gebrauchtwagenschieber, irgendwo da oben in Cheshire.«
Es war eine Weile still, während sie alle die Information verarbeiteten: Leon, Fenton, Derek Cadwell und Warren Fry. Es war halb neun Uhr morgens, und Glenn war ein wenig munterer als alle anderen. Fenton hatte ihn deswegen aufgezogen: »Na, hast wohl letzte Nacht deine Besitzansprüche bekräftigt, wie?«
»Nein, weil ich schließlich nach Plymouth fahren musste, schon
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