Fear
vergessen? Der Verkehr war die Hölle. Als ich endlich zurück war, hab ich beschlossen, einfach mal früh ins Bett zu gehen.«
»Hat sonst noch jemand was zu diesem Smith beizusteuern?«, fragte Leon.
Achselzucken. Fragende Blicke. Dann sagte Warren: »Irgendwie sagt mir der Name was.«
»Rod Dutton könnte was wissen«, meinte Glenn. »Er hatte Verbindungen zu Milligans Truppe.«
Fenton rutschte auf dem Sofa vor und sprühte Krümel von seinem dritten Croissant über den Teppich. »Wollen wir Smith denn mit diesem Wissen konfrontieren?«
»Nix da«, sagte Leon. Und an Glenn gewandt: »Was meinst du, wo er wohl wohnt?«
»Keine Ahnung. Ich könnte mal rumfragen. Und zwar zuerst bei Rod. Aber man muss es geschickt anstellen.«
»Genau. Finde raus, wo er sich vermutlich im Moment rumtreibt. Und dann planen wir den Gegenangriff.«
Das Telefon summte: ein interner Anruf. Fenton hob ab und meldete: »Er ist da. Zwanzig Minuten zu früh.«
»Kann’s wohl kaum erwarten«, bemerkte Cadwell. Aber er hielt nichts davon, dass Joe für Leon arbeitete, und er hatte seine Meinung klar geäußert. Leon hatte ihn ignoriert. Es ging Cadwell nichts an.
»Ab mit dir«, sagte Leon zu Glenn. »Führ ihn rum, und dann beschaff mir die Adresse von diesem verdammten Victor Smith.«
Joe kam sich vor wie ein neuer Schüler am ersten Schultag. Er war nicht besonders nervös; es war eher der Gedanke an die unerfreulichen Prozeduren, die ihm bevorstanden. Sich in der neuen Umgebung zurechtfinden zu müssen. Und dazu das Wissen, dass seine Anwesenheit einigen nicht willkommen sein würde.
Ein hagerer Mann mit dunklen Haaren und Ohren wie Walnüsse, dem Akzent nach Waliser, öffnete ihm die Tür. Er stellte sich als Phil Venning vor und wies Joe an, in der Diele zu warten, worauf er in einem Nebenzimmer verschwand. Joe erhaschte einen Blick auf eine Batterie von Überwachungsmonitoren.
Von dem Wein gestern Abend hatte er einen schweren Kopf. Er hatte mit Diana gefrühstückt, die anscheinend keine negativen Nachwirkungen verspürte. Ihre Unterhaltung war nicht über neutrale Themen hinausgegangen.
In einer Pause zwischen heftigen Schauern war er zu Leons Haus hinaufgegangen. Alise’ Telefon war immer noch ausgeschaltet, also hatte er ihre SMS beantwortet und dann das ganze Thema erst einmal vergessen. Es galt, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.
Der Mann, der auf Joe zueilte, um ihn zu begrüßen, war groß gewachsen und strahlte einen rauen Charme aus mit markigen Zügen und großen braunen Hundeaugen. Joe konnte verstehen, dass Diana sich in ihn verguckt hatte.
»Joe Carter«, sagte er und streckte die Hand aus.
»Glenn Hicks.« Glenn hatte einen Händedruck wie eine Schraubzwinge, und Joe musste sich zusammenreißen, um nicht das Gesicht zu verziehen. »Wie ich höre, sind Sie ein alter Bekannter von Di?«
»Stimmt. Ich war viele Jahre mit Di und Roy befreundet.«
Ein Muskel in Glenns Unterkiefer zuckte bei der Erwähnung von Roys Namen. »Okay. Ich führ Sie kurz rum, bevor Sie anfangen. Das Haus ist der Stützpunkt für die meisten unserer Operationen, Sie werden hier also viel ein und aus gehen.«
Er marschierte durch die Halle, und Joe wurde plötzlich bewusst, dass es derselbe Mann war, den er am Mittwoch von der Terrasse aus an einem der oberen Fenster gesehen hatte.
»Oben sind Leons Privaträume. Absolut tabu, und zwar zu allen Zeiten.«
»Okay.« Joe fragte sich, ob jeder neue Mitarbeiter eine so strenge Warnung erhielt.
»Hier unten ist praktisch alles allgemein zugänglich.« Glenn wies auf das Wohnzimmer, wo Joe Leon zum ersten Mal begegnet war, sowie den größeren Raum, der als Büro benutzt wurde. Hinter dieser Tür konnte Joe leises Stimmengemurmel hören.
»Beim Büro klopfen Sie vorher an und warten, bis Sie reingerufen werden.«
Als Nächstes kam die Küche. Joe wurde der Haushälterin vorgestellt. Pam war eine mollige, matronenhafte Frau in den Sechzigern. Sie hatte zwei riesige Bratpfannen auf dem Herd stehen, in denen ungefähr dreißig Speckscheiben brutzelten, und war gerade damit beschäftigt, einen Berg Brötchen aufzuschneiden. Jetzt legte sie das Messer weg und strahlte Joe an.
»Ich tu mein Bestes, um euch alle bei Kräften zu halten, stimmt’s?« Sie warf Glenn einen schmachtenden Blick zu und wäre fast dahingeschmolzen, als er ihr zuzwinkerte.
Dann ging es weiter ins Innere des Hauses, zunächst in einen Lagerraum voller Kisten und Kartons von unbestimmtem Inhalt. Schließlich
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