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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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öffnete Glenn noch eine Tür, hinter der Joe einen Schrank vermutete; stattdessen kam eine Treppe zum Vorschein. »Das Kellergeschoss«, sagte Glenn.
    Er ging voran in einen großen, luxuriös ausgestatteten Aufenthaltsraum mit ausgeprägt männlicher Atmosphäre. In die niedrige Decke waren Reihen von Spots eingelassen. Die Wände waren dunkelbraun gestrichen und mit Schwarzweißdrucken von nackten Frauen geschmückt, die einen Tick zu explizit waren, um als künstlerisch wertvoll durchzugehen. Vor einem riesigen Fernsehbildschirm waren auf dem tiefen beigefarbenen Teppich schwarze Sofas wie Kinositze arrangiert. Spielkonsolen, DVDs und ein Regal voller Herrenmagazine ergänzten das Angebot.
    »Hier können Sie sich zwischen den Aufträgen entspannen.« Glenn zeigte ihm eine Kochnische. »Da gibt’s Tee und Kaffee. Die Toilette ist auf der anderen Seite, aber die Spülung hat so ihre Tücken.« Er kicherte. »Für ein richtig großes Geschäft benutzen Sie lieber das obere Klo.«
    Joe sagte nichts. Er konnte sich vorstellen, dass er hier, wo es statt Tageslicht nur die vielen grellen Spots gab, in kürzester Zeit wahnsinnige Spannungskopfschmerzen bekommen würde.
    Plötzlich hatte er einen Flashback zu der Szene in der Muschelhöhle: das Gefühl, in der Falle zu sitzen; das rauschende Wasser; ein Schrei in der Dunkelheit …
    Er schüttelte die Erinnerung ab, sah Glenn die Stirn runzeln und merkte plötzlich, dass das Rauschen nicht nur in seiner Erinnerung war. Er legte den Kopf schief und lauschte konzentriert. Da war ein tiefes, pulsierendes Summen wie ein Blutstrom, den man durch ein Stethoskop hört.
    »Der Wasserfall.« Glenn wies auf die Wand, an der der Fernseher befestigt war. »Die Schlucht ist nur ungefähr einen Meter entfernt, aber die Wand ist nach dem neuesten Stand der Technik abgedichtet. Da kommt nichts durch.«
    Als sie wieder nach oben gingen, begann er lang und breit das Verfahren zu erklären. Joe langweilte sich zu Tode, aber er war einfach nur froh, hier wieder rauszukommen.
    In der Küche richtete Pam gerade einen Berg Speckbrötchen auf einem Silbertablett her. Joe und Glenn bedienten sich und nahmen sich dazu braune Soße aus einer Flasche in Gastronomiegröße, die auf der Anrichte stand.
    Glenn schlang sein Brötchen in zwei, drei gierigen Bissen hinunter und öffnete dann die Hintertür. Der Regen war wieder stärker geworden, er rauschte in den Bäumen und prasselte auf das Dach. Im Schutz der Veranda steckte Glenn sich eine Zigarette an. Joe folgte ihm, als er ums Haus herumging.
    »Drinnen ist Rauchverbot«, murmelte Glenn. »Nervt total, aber was will man machen?«
    Sie erreichten die Ecke mit der Aussichtsplattform. Zwei Männer standen mit dem Rücken zu der Glastür, durch die Joe bei seinem ersten Besuch auf die Terrasse getreten war. Der eine trug eine LRS-Uniform: ein schmerbäuchiger Mann in mittleren Jahren mit Brille, der ihm als Warren vorgestellt wurde. Der andere, bekleidet mit Cargohose und einer Holzfällerjacke, war Bruce. Um die vierzig, stämmig und muskulös, mit kurzen schwarzen Haaren und sorgfältig gestutztem Bart. Joe wollte beiden die Hand schütteln, doch Warren begnügte sich mit einem Nicken.
    Sie standen da und machten Smalltalk, während Glenn an seiner Zigarette zog und finster in die Gegend starrte. Joe trat von der Veranda hinunter auf die Aussichtsplattform, um einen Blick auf den Wasserfall zu werfen. Das Wasser toste und schäumte heute noch wilder und riss Laub und andere Abfälle in seinen Fluten mit.
    »Passen Sie bloß auf«, rief Bruce. »Das Geländer ist nicht besonders stabil.«
    »Genau. Verdammter Pfusch am Bau«, fügte Warren hinzu. Die beiden Männer lachten.
    Glenn warf ihnen einen säuerlichen Blick zu. »Ich habe das hier gebaut«, erklärte er.
    »Tatsächlich?«, sagte Joe. »Da kann man ja nur froh sein, Sie als Mitarbeiter zu haben.«
    Ohne einen Anflug von falscher Bescheidenheit nickte Glenn. »Ja, das stimmt.« Dann machte er kehrt und ging mit steifen Schritten über die Veranda zum Haus zurück.
    Als Joe an der Küchentür ankam, hörte er Pam kichern. Glenn hatte ihr gerade ein weiteres Speckbrötchen vor der Nase weggeschnappt.
    »Mann, die sind vielleicht lecker. Ihretwegen werde ich noch ganz fett.«
    »Oh, das will ich doch nicht hoffen.« Sie tätschelte ihm den Bauch. »Ich finde, Sie haben genau die richtige Figur.« Sie sah Joe und lächelte. »Nehmen Sie auch noch eins?«
    »Er hat keine Zeit«, sagte

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