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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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hatte.
    Jetzt würde er sich auf sie stürzen. Sie hatte eine große Dummheit begangen; sie hätte dieses Wissen für sich behalten sollen …
    »Was?«, knurrte er.
    »Wie … wie lange soll das noch gehen?«
    »So lange, wie ich es will.«
    Die Tür fiel mit der gewohnten schrecklichen Endgültigkeit ins Schloss, und die Stille kehrte zurück, während andere Fragen sich in ihrem Kopf drängten wie Pendler während der Rushhour, die um die Sitzplätze in einem überfüllten Zug kämpfen. Müdigkeit, Wut, Verbitterung. Selbstmitleid. Erschöpfung. Selbstmordgedanken.
    Jenny wehrte sie alle ab. Sie hatte so lange überlebt; da würde sie sich doch jetzt nicht die Kugel geben.
    Er hat dir gesagt, dass es der nächste Morgen ist. Fang deinen Kalender an, wenigstens von heute an.
    Als Erstes schaltete sie die Taschenlampe ein und sah sich an, was er ihr gebracht hatte. Eine große Flasche Evian. Zwei Bananen und eine große Tafel Galaxy Schokoloade. Die Seife entpuppte sich als eine Flasche antibakterielle Handseife im Pumpspender. Besser als gar nichts.
    Wenn sie für jeden Tag, der verstrich, eine Kerbe einritzen wollte, brauchte sie ein Werkzeug. Aber was nehmen? Der Eimer war aus Plastik, sogar der Griff.
    Es muss doch irgendetwas geben, dachte sie. Die Zelle schien leer zu sein, doch sie hatte sie noch nicht systematisch abgesucht, weil sie die Batterien schonen wollte. Aber jetzt hatte sie ja neue. Wenn sie einen Nagel oder eine Nadel finden könnte oder auch nur ein kleines Steinchen …
    Voller Enthusiasmus machte sie sich an die Arbeit. Sie ging zügig, aber methodisch vor. Jeden Quadratzentimeter des Zellenbodens suchte sie ab, fand aber nichts. Dann machte sie mit den Wänden weiter.
    Und da entdeckte sie das Blut.
    41
    Am Samstagmorgen klingelte Joes Wecker um sieben. Er brachte ihn zum Schweigen und schlief sofort noch einmal zehn Minuten fest ein. Dann schreckte er hoch und dachte: Die Arbeit!
    Im Bett liegen zu bleiben war eine Verlockung, aber ein anderer Teil von ihm genoss es, dass er einen Grund hatte aufzustehen. Er brachte ein, zwei Minuten damit zu, über die Bedeutung von festen Tagesabläufen nachzugrübeln; die Gründe, weshalb die Menschen offenbar so ein starkes Bedürfnis danach hatten. Merkte, dass er wieder wegdämmerte …
    Er schwang sich aus dem Bett und riss das Fenster weit auf, um sich von der kalten Seeluft wach rütteln zu lassen. Die Dämmerung war von einem vielversprechenden blauen Glanz. Kein Regen in Sicht.
    Nachdem er sich gewaschen und angekleidet hatte, schlich er nach unten. Er entschied sich für ein schnelles Frühstück: Obstsaft anstatt Kaffee, Müsli als Ersatz für Toast. Er war gerade fertig, als Diana zur Hintertür hereinkam. Sie trug ihre Gymnastiksachen, und sie sah fantastisch aus: leuchtende Augen, ein rosiger Glanz auf den Wangen. »Ich bin um sechs aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen, da habe ich beschlossen, tugendhaft zu sein.«
    »Du beschämst mich.«
    »Es war auch eine Art Strafe, für das eine Glas Wein zu viel beim Bridge.« Sie hob den Wasserkocher hoch. »Ich hätte jetzt Lust auf eine Kanne Tee. Hast du noch Zeit?«
    »Eigentlich nicht.« Trotzdem blieb er noch ein paar Minuten. Er hätte es unhöflich gefunden, so überhastet aufzubrechen, zumal sie sich am Abend zuvor auch nur sehr kurz gesehen hatten.
    »Glenn scheint ja ein netter Kerl zu sein«, sagte er. »Und ein ganz geschickter Handwerker, nach der Terrasse von Leons Haus zu urteilen.«
    Diana nickte. »Er hat dieses Haus auch renoviert. Er hatte früher seine eigene Baufirma.«
    »Und warum hat er dann den Beruf gewechselt?«
    »Ich weiß es nicht genau. Ich nehme an, Leon hat ihm ein Angebot gemacht, das er nicht ausschlagen konnte.«
    »Und habt ihr beide euch so kennengelernt? Als er hier gearbeitet hat?«
    Diana wand sich plötzlich. »Wahrscheinlich. Ich kann mich, ehrlich gesagt, nicht mehr erinnern.« Sie beschäftigte sich mit den Teesachen, und dann fragte sie: »Hast du besondere Wünsche für das Essen heute Abend?«
    »Äh, nein, ich esse heute auswärts.«
    Sie sah ihn interessiert an. »Wie schön. Und mit wem?«
    »Mit Ellie Kipling. Aus der Bücherei, du weißt schon.«
    »Ach so. Gut.« Sie wandte sich von ihm ab und fixierte die dünnen Dampfwölkchen, die aus dem Kocher aufstiegen. Joe glaubte einen erstickten Laut zu vernehmen.
    »Was ist denn?«
    »Nichts.« Diana scheuchte ihn hinaus. »Geh schon, du kommst noch zu spät zur Arbeit.«
    Er verließ das Haus,

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