Fear
um acht Uhr dort zu sein. Fragen kostet nichts, dachte er sich, und so bekam er auch noch die Zusage, dass ihm morgen der Lohn für die ersten zwei Tage ausgezahlt würde.
Während er zu Fuß zurück in die Stadt ging, rief er mit seinem Handy Ellie an. »Hätten Sie Lust, morgen Abend mit mir im Crow’s Nest zu essen?«
Ellie lachte. »Bekommen Sie da Angestelltenrabatt?«
»Da muss ich erst fragen. Soll ich Sie so gegen acht abholen?«
»Haben Sie jetzt auch ein Auto?«
»Sozusagen.« Entweder würde er sich Dianas Wagen ausleihen, falls sie ihn nicht brauchte, oder vielleicht könnte er auch den Firmentransporter nehmen. Und wenn alle Stricke reißen sollten, dann eben ein Taxi.
»Wunderbar. Dann fange ich am besten gleich an zu fasten, um für den Banoffee Pie dort gerüstet zu sein«, sagte sie. »Bis dahin kommt mir keine Kalorie mehr über die Lippen.«
Als Joe im B&B ankam, machte Diana sich gerade zum Ausgehen fertig. Ein Bridgeabend mit Freunden, sagte sie. Er könne gerne mitkommen, wenn er Lust habe.
»Ist nicht so ganz mein Ding«, erklärte er. »Aber danke für das Angebot.«
»Okay. In der Küche steht ein Auflauf, den musst du nur noch aufwärmen. Wie war dein erster Arbeitstag?«
»Anstrengend, aber es war ein gutes Gefühl, sich nützlich machen zu können. Ich habe gesagt, dass ich morgen auch komme.«
»Dann gehst du besser zeitig zu Bett.«
Er nickte. »Spielt Glenn auch Bridge?«
»Doch, durchaus, obwohl er Poker vorzieht. Aber nicht heute Abend. Er hat mal wieder einen Auftrag, diesmal irgendwo in den Midlands.« Diana zog die Augenbrauen hoch. »Am Freitagabend – das ist doch ein Witz. Aber wenn er nicht bereit ist, mal auf den Tisch zu hauen …«
Nachdem sie gegangen war, lungerte Joe in der Küche herum. Er trank einen Schluck Wasser, während er wartete, bis der Kaffee durchgelaufen war. Jetzt, da er das Haus für sich hatte, wurde ihm die unterschwellige Spannung bewusst, die immer noch zwischen ihm und Diana herrschte, auch wenn sie dem Anschein nach gut miteinander klarkamen.
Und noch etwas wurde ihm klar: Wenn es ihm schon so ging, dann war es für Diana mit ziemlicher Sicherheit genauso schlimm, wenn nicht noch schlimmer. Es bedeutete, dass er nicht darauf zählen durfte, länger als nötig hierbleiben zu können.
Er trank seinen Kaffee, während er die Lokalzeitung durchblätterte. Dabei schenkte er der Prozessberichterstattung besondere Aufmerksamkeit. Er fand Polizeimeldungen aus Bodmin und Newquay, Padstow und Bude, aber nichts aus Trelennan. Nicht ein einziger Fall von unbezahlten Strafzetteln oder Trunkenheit in der Öffentlichkeit.
Obwohl er halb verhungert war, beschloss er, vor dem Essen noch zu duschen. Oder lieber zu baden, um seine schmerzenden Muskeln zu entspannen.
In der Diele blieb sein Blick am Telefonbuch hängen. Er fand die Nummer des Crow’s Nest, wählte und wartete. Das Lokal musste gut besucht sein, wenn es so lange dauerte, bis jemand abhob.
Endlich meldete sich eine junge Frau, die gehetzt klang. Sie unterbrach ihn, als er gerade sagen wollte: »… für Morgen Ab…«
»Samstagabend ist nichts mehr frei.«
»Schade.« Er war versucht, Leons Namen ins Spiel zu bringen, aber er hasste Leute, die so etwas machten, also sagte er nur: »Ich habe vorhin mit Carl gesprochen. Er hat mir das Lokal empfohlen.«
»Will ich doch hoffen, dass er das getan hat«, sagte die Frau. »Ich würde es auch empfehlen. Aber trotzdem haben wir am Samstag nichts mehr frei.«
»Sie haben keine Tische, die Sie erst am Abend vergeben?«
»Nicht morgen Abend. Tut mir leid.«
Er legte auf. Das war’s dann mit seinem genialen Plan. Er würde eine Alternative finden müssen, aber dazu hätte er eigentlich gerne eine Empfehlung gehabt, von Diana oder noch lieber von Ellie selbst. Sollte er sie gleich anrufen, oder würde das nicht ein bisschen …?
Ja, wie würde das wirken?, fragte er sich. Übereifrig? Verzweifelt?
»Wo soll das hinführen?«, murmelte er vor sich hin.
Er wusste es nicht. Er war zu müde, um klar denken zu können. Ab ins Bad, dann essen, ein wenig fernsehen und ins Bett. Und am Morgen würde er Ellie anrufen.
40
Die Zeit verrinnt . Sie hatte diese Redewendung immer gemocht, fand sie irgendwie romantisch. Der Ausdruck rief in ihr das Bild eines reizenden jungen Paares wach, das an einem Strand herumtollte, mit den Händen in den trockenen weißen Sand griff und zusah, wie er ihnen durch die Finger rieselte. Als wäre die Zeit etwas
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