Fear
vielversprechender Start.«
»Ach ja?«
»Klar. Es gibt Jobs, da interessiert sich kein Mensch dafür, wie sehr Sie sich reinhängen. Sie reißen sich den Arsch auf und kriegen doch keinen Penny mehr als einer, der nur das Allernötigste leistet. Hier dagegen wird es sehr wohl registriert, wenn Sie bereit sind, sich das entscheidende bisschen mehr anzustrengen.«
»Leon ist also ein guter Arbeitgeber?«
»Würde ich sagen. Also, nicht dass ich allzu viel mit ihm zu tun hätte. Das Crow’s Nest hat seinen eigenen Geschäftsführer. Leon mischt sich da nicht ein.«
Er machte eine Pause und schien zu überlegen, ob er noch deutlicher werden sollte. Joe schwieg entschlossen. Nach ein paar Sekunden fügte Carl hinzu: »Außer wenn es ein Problem gibt.«
»Wie zum Beispiel?«
»Hm.« Wieder eine nachdenkliche Pause. »Ich geb Ihnen mal ein Beispiel, weil Sie ja ganz neu sind und so. Eins von seinen anderen Pubs ist ganz weit draußen in der Pampa. Den öffentlichen Nahverkehr kann man vergessen, also sorgt Leon für Taxis, die das Personal nach Feierabend nach Hause kutschieren. Er hat sein eigenes Taxiunternehmen.«
»Ja, davon habe ich gehört.«
»Tja, und ein Fahrer, der regelmäßig diese Tour gemacht hat, war ganz scharf auf diese eine Bedienung. Sie war erst achtzehn oder neunzehn, sah irre gut aus. Der Fahrer baggert sie immer wieder an, aber sie ist nicht interessiert. Er ist zu alt und zu fett, und außerdem hat sie schon einen Freund.«
Carl ließ die flachen Hände auf seine Knie klatschen und seufzte mit leicht stockendem Atem.
»Eines Abends flippt der Typ einfach aus. Fährt auf einen Rastplatz und lässt sich einfach nicht abweisen, verstehen Sie? Ich glaube nicht, dass er sie direkt vergewaltigt hat, aber was immer er getan hat, schön war’s jedenfalls nicht.« Carl schüttelte sich. »Jedenfalls, am nächsten Tag erscheint das Mädchen nicht zur Arbeit, und sie ruft auch nicht an, also schaut der Geschäftsführer bei ihr zu Hause vorbei, um herauszufinden, was los ist. Um’s kurz zu machen: Zwei Tage später hören wir, dass der Taxifahrer einen Unfall hatte. Spät am Abend ist er mit seinem eigenen Auto irgendwie gegen einen Brückenpfeiler gerast. Hat sich beide Beine gebrochen, die Wirbelsäule ist auch kaputt, und er liegt einen Monat im Krankenhaus. Und nicht nur das – wie sich herausstellt, war er auch zu schnell gefahren, also sitzt er doppelt in der Scheiße. Das war das letzte Mal, dass wir von ihm gehört haben. Inzwischen lässt das Mädchen sich überreden, wieder zur Arbeit zu kommen, und Leon kauft ihr einen eigenen kleinen Wagen – gebraucht, aber völlig in Ordnung – quasi als Entschuldigung.«
Er sah Joe an, neugierig auf seine Reaktion.
»Sie glauben, der Unfall war arrangiert …«
»Über so was spekuliere ich nicht«, sagte Carl. »Und wenn Sie einen Funken Verstand haben, tun Sie das auch nicht.«
»Schon klar.« Joe sah auf die Uhr. Fast sechs, aber zum Pub waren es nur noch ein paar Meilen. »Werden Sie jeden Tag zur Arbeit abgeholt?«
»Das ist nur vorübergehend.« Betreten fügte Carl hinzu: »Sie haben meinen Führerschein einkassiert.«
»Ach?«
»Nichts Ernstes. Dieses blöde Punktesystem. Zweimal haben sie mich am selben Tag wegen Geschwindigkeitsüberschreitung kassiert, als ich nach London zu einem Konzert gefahren bin. Hab meine Freundin zu Lily Allen eingeladen, und was hatte ich davon? Sechs verdammte Punkte auf dem Konto.«
»Das ist fies.«
»Allerdings. Wenn’s wenigstens was Vernünftiges gewesen wäre, hätte ich vielleicht gesagt, das war’s wert.« Er lachte. »Ich war mir sicher, dass ich meinen Job verlieren würde, wenn ich beichten müsste, dass ich nicht zur Arbeit kommen kann. Aber es war Leon, der gesagt hat, sie würden sich darum kümmern. Er meinte, ich sei zu wertvoll, als dass er mich wegen so einer albernen Geschichte verlieren wollte.«
»Schade, dass nicht mehr Arbeitgeber so verständnisvoll sind.«
»Wohl wahr«, stimmte Carl zu, als das Pub in Sicht kam. Er wies Joe den Weg zum Parkplatz. »Danke, Kumpel. Und viel Glück mit dem neuen Job.« Er öffnete die Tür und deutete mit dem Kopf zum Pub. »Sie müssen unbedingt mal hier essen. Die Küche ist fantastisch.«
»Ich werd’s mir merken,« sagte Joe.
Und das meinte er ernst. Nachdem er den Transporter bei Leon abgestellt hatte, sprach Joe kurz mit dem Dicken, Fenton, der ihm sagte, dass es am nächsten Tag Arbeit für ihn gebe, wenn er wolle. Joe versprach,
Weitere Kostenlose Bücher